Gemeinde Grefrath Museum zeigt ganz viel heimische Kultur

Gemeinde Grefrath · Am Sonntag fand zum 39. Mal der Internationale Museumstag statt. Motto war dieses Jahr "Museen in der Kulturlandschaft". Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath machte mit, aber anders.

 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz zeigten, wie aus Weidenstecklingen Körbe geflochten werden.

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz zeigten, wie aus Weidenstecklingen Körbe geflochten werden.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Wir haben das Motto des Internationalen Museumstages absichtlich verdreht", erklärt Kevin Gröwig, kommissarischer Leiter des Niederrheinischen Freilichtmuseums, das gestern zum Thema "Kulturlandschaft im Museum" eingeladen hatte. "Wir hatten einfach die Möglichkeit, es anders herum darzustellen, da wir mit verschiedenen Einrichtungen kooperieren, die zeigen können, wie der Mensch die Naturlandschaft in eine Kulturlandschaft verwandelt", sagt Gröwig.

Eine dieser Einrichtungen ist die Ortsgruppe Grefrath im Naturschutzbund Nabu, die den Kräutergarten auf dem Museumsgelände pflegt. Lavendel, Minze, Majoran, Schnittlauch. "Die lila Blüten des Schnittlauchs kann man auch essen", erklärt Jenny Hengsten einem erstaunten Ehepaar. Die "Kräuterhexe" Hengsten beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit Kräutern. Von Mai bis Anfang November kommt sie einmal in der Woche, um den Kräutergarten auf dem Museumsgelände zu pflegen. Das schöne ist, dass außerhalb der angelegten Beete, die Kräuter auch wild wachsen wie zum Beispiel das Schöllkraut. "Die gelbe Flüssigkeit im Stengel dieses Krauts haben die Leute früher gegen Warzen verwendet", erklärt Jenny Hengsten. Der Bauerngarten bei der Hofanlage Rasseln steht unter der Obhut der Elterninitiative "Kindertraum", die sich seit 25 Jahren für Inklusion einsetzt. Seit mehr als vier Jahren pflegt hier Silvio Schulz die Beete, in denen man schon Kohlrabi und Salatköpfe sprießen sieht.

Der Internationale Museumstag wird seit 1978 von Museen weltweit begangen. Ziel dieses Tage ist es, auf die thematische Vielfalt der Museen aufmerksam zu machen. Das dabei jährlich wechselnde Motto wird vom Internationalen Museumsrat ICOM festgelegt. "Das Niederrheinische Freilichtmuseum macht so gut wie jedes Jahr mit", sagt Gröwig, "und als das Motto nicht so gut passte, haben wir uns einfach selber etwas ausgedacht". Aber dieses Jahr passt es - verdreht - wie die Faust aufs Auge.

Kräutergarten, Bauerngarten, Obstwiese, Pferdekoppel, die drei Hofanlagen des Niederrheins - all dies ist Kulturlandschaft. Doch nicht nur auf dem vier Hektar großen Gelände des Museums wird gezeigt, wie der Mensch die Natur- in eine Kulturlandschaft verwandelt hat. Der Nabu Krefeld/Viersen führt die Besucher in ein angrenzendes Waldstück. "Das ist ein so genannter historischer Wald, ein Buchenniederwald", erklärt Markus Rotzal vom Nabu. "Das Bemerkenswerte ist, dass es sich beim Niederwald um nachhaltige Nutzung handelt." Denn beim Niederwald wurden die Bäume in Hüfthöhe geschlagen und trieben aus dem Stumpf wieder mit drei bis vier Schösslingen aus. Nach etwa acht Jahren konnte man denselben Baum wieder schlagen. Das gewonnene Stangenholz wurde vorwiegend als Brennholz genutzt. Für Rolf Brandt, Leiter der Nabu-Gruppe Grefrath, ist "dieser Wald ist ein Schatz".

Eine andere Holznutzung wird hinter der Schmiede gezeigt. Hier sitzen Reinhard Draws und Dieter Freiheit vom Landschaftshof Baerlo in Nettetal. Sie flechten mit Weidenzweigen Körbe. "Früher habe ich mich für Vögel interessiert, doch dann bin ich auf die Weide gekommen", scherzt Draws. "Seit zehn Jahren ist das nun mein Hobby". Bernd Rosenkranz, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz und Leiter des Landschaftshofes, flechtet einen Zaun und ein Storchennest. "Das können nachher die kleinen Besucher weiter flechten", erklärt er. Und auch Stephanie Arnz hat sich etwas für die Kinder ausgedacht. Aus Wolle und Weidenzweigen hat sie kleine Fische gebastelt. "Die Kinder sollen durch das Basteln das Weidenmaterial kennen und schätzen lernen", sagt Arnz.

Ein gelungener Aktionstag mit freiem Eintritt, denn "die Hemmschwelle, ins Museum zu gehen ,soll am Internationalen Museumstag so gering wie möglich sein".

(sola)
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