Brigitte Goßmann Mit Fasten den Alltag neu justieren

Kempen · In ihrem Buch "Fasten find' ich gut" stellt Brigitte Goßmann neue Ideen für die Fastenzeit vor. Das Buch ist religiös motiviert, aber auch für Nicht-Christen eine lesenswerte Aufforderung zur Achtsamkeit.

 Spiritualität hilft dabei, die Seele aufzuräumen, sagt Autorin Brigitte Goßmann. In ihrem Buch geht es nicht nur darum, ein paar Pfunde Körpergewicht zu verlieren. Es geht auch um Gottvertrauen und Verantwortung, Nächstenliebe und Dankbarkeit.

Spiritualität hilft dabei, die Seele aufzuräumen, sagt Autorin Brigitte Goßmann. In ihrem Buch geht es nicht nur darum, ein paar Pfunde Körpergewicht zu verlieren. Es geht auch um Gottvertrauen und Verantwortung, Nächstenliebe und Dankbarkeit.

Foto: Jörg Knappe

Der Titel Ihres Buches "Fasten find' ich gut" klingt motiviert und nicht nach asketischem Druck. Die Abbildungen des Covers laden ein, zur Ruhe zu kommen. Welche Erwartungen knüpfen Sie an die Fastenzeit? Brigitte Goßmann Wir können diese Zeit nutzen, um unser Leben insgesamt noch einmal neu auszurichten. Oft genügt ein Justieren, um das Bewusstsein zu schärfen in der Frage, was kann ich tun, damit positives Leben gelingt. In meinem Buch haben alle Themen mit Achtsamkeit, einem bewussteren Leben und einer Veränderung der Blickrichtung zu tun. Natürlich kann man nicht alle Ideen zeitgleich umsetzen. Ich bin mir sicher: Wenn ich feststelle, wie viel Positives mit einer Veränderung verbunden ist, gewöhne ich mir diese vielleicht auch für mein weiteres Leben an. An den Anfang Ihres Buches setzten Sie das Kapitel "Spiritualität vertiefen". Sie schreiben über Gebet und Meditation. Ist der Glaube Grundvoraussetzung zum Verständnis für Ihre Vorstellung vom Fasten?

Goßmann Ich habe das Buch als überzeugte Christin geschrieben, doch das heißt nicht, dass es nur für Christen bestimmt ist. Themen sind zum Beispiel auch die Achtsamkeit gegenüber der Umwelt, Fairtrade statt Massenware. Für mich steht fest: Wenn ich mich als Geschöpf Gottes betrachte, trage ich Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. In Fragen zum Umweltschutz lerne ich auch gerne von Menschen, die sich dem Glauben nicht verbunden fühlen. Ich habe die Spiritualität an den Anfang gesetzt, da sie hilft, belastenden Unrat zu entsorgen. Es geht darum, die Seele aufzuräumen. Es geht um Gottvertrauen.

Wie sehen Sie das Verhältnis von Spiritualität und Alltagsbewältigung?

Goßmann: Ich finde, eines bedingt das andere. Wenn ich in mich gehe und entdecke, wo und wie ich Gott begegnen kann, wächst das Gefühl, auch anderes erreichen zu können. In diesem Bewusstsein kann ich Gottes Schöpfung weder missachten noch bewusst vernichten. Wir wissen, Körper, Seele und Geist gehören zusammen. Zum Fasten gehört auch der Akt der Nächstenliebe, der Umgang mit dem anderen. Mein Verhalten hat Auswirkungen. Kaufen im Internet ist sicherlich bequem und damit verständlich. Doch ich muss dann damit leben, dass der Einzelhandel so nicht bestehen kann und ich mein soziales Umfeld verliere. Fasten kann mehr sein als Verzicht. Es sollte einen positiven Effekt haben. Es geht nicht nur darum, einige überflüssige Kilogramm zu verlieren - auch wenn das ein schöner Nebeneffekt ist.

Neben traditionellen Vorstellungen vom Fasten sind bei ihnen Empfehlungen für den Alltag zu lesen - der Verzicht auf Erwartungen, Bewertungen und Ausreden.

Goßmann Auch in diesen Dingen kann ich mich in der Fastenzeit trainieren. Bei zu hohen Erwartungen etwa ist Enttäuschung programmiert. Nicht jeder kann so sein, wie ich mir das vorstelle. Ich denke ebenso an die Erwartungen an mich selbst, an den Perfektionismus. Auch hier ist Veränderung möglich. Es macht Spaß auszuprobieren, wie es ist, andere einfach anzulächeln. Wer ein Lächeln zeigt, bekommt meistens ein Lächeln zurück. Dies sind Momente, die das Leben bereichern

Fast am Ende des Buches schreiben Sie von der Dankbarkeit. Ist das eine Essenz der Fastenzeit?

Goßmann Wenn ich dankbar bin, ist das etwas für das, was war. Ich nehme Dinge in den Blick, die mich weitergebracht haben. Das ist Nahrung für die Zukunft. Dinge anzunehmen, wie sie sind, fällt den Dankbaren leichter. Dazu zitiere ich Bonhoeffer: "In der Dankbarkeit gewinne ich das rechte Verhältnis zu meiner Vergangenheit. In ihr wird das Vergangene fruchtbar in der Gegenwart".

ANGELA WILMS-ADRIANS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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