Gemeinde Grefrath Mensch und Tier in einem Grab

Gemeinde Grefrath · Auf dem Mülhausener Friedhof besteht jetzt die Möglichkeit, dass Mensch und Haustier Platz in einem Grab finden. Das ist in Deutschland einmalig. Auch Tiere seien Geschöpfe Gottes, sagt Pfarrer Johannes Quadflieg.

 Pfarrer Johannes Quadflieg (l.) mit Manfred Baum auf dem Gräberfeld für die gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier. Baum hatte einen entsprechenden Antrag gestellt.

Pfarrer Johannes Quadflieg (l.) mit Manfred Baum auf dem Gräberfeld für die gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier. Baum hatte einen entsprechenden Antrag gestellt.

Foto: achim hüskes

Auf dem Friedhof der Katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt in Mülhausen besteht jetzt die Möglichkeit, dass sich Mensch und Tier in einem gemeinsamen Grab beerdigen lassen können. Pfarrer Johannes Quadflieg informierte gestern in der Friedhofskapelle öffentlich über Einzelheiten der neuen Regelung, die in Deutschland einmalig ist.

Die Bestattungskultur wandle sich, sagte Quadflieg: "Wir müssen uns als Kirche auf die Wünsche der Menschen einlassen und neue Wege einschlagen." Nicht den Menschen habe Gott als erstes in die Welt gesetzt, sondern erst später als oberstes Geschöpf. Mithin seien sowohl Menschen als auch Tiere Teil der Schöpfung. In den Augen Quadfliegs ist es "ganz schrecklich", wenn Tiere einfach so vernichtet werden. Als ebenso abschreckendes wie aktuelles Beispiel nannte er dass Shreddern männlicher Eintagsküken. Für die Kirche sei es wichtig, ein entsprechendes Zeichen zu setzen und zu signalisieren, dass Tiere kein Abfall sind: "Mit unserer Idee einer gemeinsamen Bestattung liegen wir nicht falsch", sagte Quadflieg.

Gerade Hunde seien für viele Menschen ein wichtiger Bezugspunkt: "Jetzt ist ein Platz für sie da, wo sie ihren tierischen Frieden bekommen." Eine Fläche von 1000 Quadratmetern ist dafür vorgesehen, auf einem noch freien Feld im hinteren Teil des Friedhofs - direkt an den Niersauen. Quadflieg bezog sich auf die Bibel: Noah habe nicht nur seine Familie mit in die Arche genommen, sondern auch zahlreiche Vertreter aus der Tierwelt: "Wir leben in einer Symbiose mit den Tieren", betonte der Regionaldekan. Die Kirche trage Verantwortung für die Schöpfung insgesamt: "Als Christen müssen wir dem Auftrag Gottes gerecht werden."

Quadflieg betonte aber auch, dass eine Grabbeigabe kein kirchlicher Akt sei, darum müssten sich die Familie selber kümmern: "Ein Priester beerdigt nicht Mensch und Tier in einer Feier." Es sei auch nicht möglich, in der Friedhofskapelle Abschied von einem Tier zu nehmen. Die Pfarre verweist hier auf einen Baum im Außenbereich, an dem man auf einer Bank Platz nehmen könne. Karin Spettmann von der Friedhofsverwaltung fasste noch einmal zusammen, wie es in Grefrath zu der Neuregelung gekommen ist. Im September vergangenen Jahres habe Manfred Baum sich beim als sehr naturverbunden geltenden Johannes Quadflieg erkundigt, ob der ihn gemeinsam mit seinem Hund begraben würde. Das Thema sei daraufhin im Friedhofsausschuss durchaus kontrovers diskutiert worden. Im November fand im Pfarrheim ein Informationsabend zum Thema statt. Nachdem der Kirchenvorstand grünes Licht gegeben hatte, ging ein entsprechender Antrag ans Bistum Aachen. Dort holte man zunächst ein theologisches Gutachten ein und gab schließlich im März die Genehmigung, dass Mensch und Tier gemeinsam bestattet werden können. In jedes Reihen- oder Urnengrab dürfen bis zu vier Beigaben mit Ascheresten von Heimtieren beigesetzt werden - allerdings erst dann, wenn bereits ein Mensch in dem Grab beerdigt ist. Der Namen des Haustiers darf nicht auf dem Grabstein eingraviert werden.(Quadflieg: "Das Tier darf sich nicht über den Menschen erheben.") Das Angebot, sich mit seinem Hund gemeinsam bestatten zu lassen, besteht nicht nur für Grefrather Tierfreunde, sondern auch für Bürger anderer Kommunen. Die müssen aber höhere Gebühren zahlen.

Auch dem Gemeindefriedhof in Grefrath besteht ebenfalls die Möglichkeit einer gemeinsamen Bestattung. Rat hat einer Änderung der Friedhofssatzung zugestimmt.

(RP)
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