Celso Machado Mehr als Samba

Stadt Kempen · Man sagt ihm nach, er allein sei ein ganzes Musik-Universum, und am Mittwoch bewies Celso Machado in der Paterskirche, dass das keineswegs übertrieben ist. Mochte man während seiner ersten paar Takte noch an den großen Baden Powell denken, so verflog diese Assoziation rasch, ohne dabei Enttäuschung auszulösen.

 Der Gitarrist gastierte Mittwochabend in der Paterskirche. Das wichtigste Instrument ist jedoch seine Stimme. Sein Programm untermalt der Brasilianer mit temperamentvollen Pantomimen. Das Publikum ließ sich zum Mitmachen animieren.

Der Gitarrist gastierte Mittwochabend in der Paterskirche. Das wichtigste Instrument ist jedoch seine Stimme. Sein Programm untermalt der Brasilianer mit temperamentvollen Pantomimen. Das Publikum ließ sich zum Mitmachen animieren.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Auch Machado ist zwar ein ausgezeichneter Gitarrist, aber seine Musik lebt nicht von virtuosen Highlights auf dem Griffbrett, sondern von der Vielfalt, die der Künstler in sich trägt und wie ein steter Brunnen hervorsprudelte. Zweites wichtiges Instrument dabei ist seine Stimme. Wenn er Bossa Nova sang, etwa Carlos Jobims "A Felicidade" oder das noch berühmtere "Garota de Ipanema", dann tat er das mit der entspannten Zurückhaltung, die typisch ist für dieses Genre.

Wo er sie aber im Sinne Bobby McFerrins als Percussion-Instrument einsetzte, da konnte sie richtig aufkochen, von unbeschwertem Vogelgezwitscher in den Schrei eines zutiefst erschrockenen Schimpansen umschlagen, in Fantasiesprachen brabbeln oder einen ganzen Satz lachen und dabei klingen, als lache ein Huhn. Und da er diese Einlagen stets mit der Gestik eines temperamentvollen Pantomimen begleitete, gerieten sie nicht nur für das Ohr zu Leckerbissen, sondern gaben seinem Auftritt auch ein wunderbar clowneskes Element, das in seiner schieren Lebensfreude bestens zu seiner Musik passte.

Besonders dankbar für diese unterhaltsame Komik auf hohem Niveau, die jede Sprachbarriere locker überwand, waren die ca. 45 Gäste, die als Flüchtlinge nach Kempen gekommen sind und von der Stadt zu dem Konzert eingeladen waren. Aber auch das Stammpublikum der Weltmusikreihe amüsierte sich köstlich und ließ sich zum Mitmachen animieren. Der Brasilianer, der inzwischen in Kanada lebt, beschränkte sich übrigens keineswegs auf die Stile der Musica Popular seiner Heimat. In seinen Eigenkompositionen wurden auch Einflüsse aus anglo-amerikanischer Folk-Musik, westafrikanische Elemente und sogar die komplexe klassische indische Rhythmik hörbar. Ein Lied aus Bolivien begann er wie auf einer Charango, um dann nahtlos in das single tone finger picking hinüberzugleiten, das in den 70er Jahren in Europa populär war, und das er von seinem französischen Freund Thierry Rougier erlernt haben dürfte. In einem anderen Titel aus Peru betonte er stark den Flamenco-Anteil, der darinnen steckte.

So bot der Brasilianer Celsa Machado seinem Publikum in fast jedem Stück etwas Neues und durfte erst nach drei Zugaben - Jorge Bens "Mas que nada" inklusive - von der Bühne.

(mojo)
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