Stadt Kempen Literarische Ausflüge ins Morgenland

Stadt Kempen · Eigentlich war für Sonntagmorgen vom Förderverein der Stadtbibliothek und der Kreisvolkshochschule eine Lesung aus dem Buch "Diese wunderbare Bitterkeit - Leben mit Tee" von Christoph Peters angekündigt. Tatsächlich las der Autor dann aber aus seinem jüngst erschienenen Buch "Selfie mit Sheikh". Eine kurzfristige Änderung, die nicht jeden erfreute. Eine Besucherin verließ sogar erbost den Raum. Vielleicht wären ein paar einleitende Worte zur Änderung des Themas zu Beginn hilfreich gewesen, wie einige Male später aus dem Publikum zu hören war.

 Autor Christoph Peters las am Sonntag in Kempen.

Autor Christoph Peters las am Sonntag in Kempen.

Foto: PETER VON FELBERT

Gleichwohl hörten die verbliebenen 40 Gäste interessiert den Erzählungen zu. Peters stammt aus Kalkar, lebt aber inzwischen in Berlin. Studiert hat er eigentlich Kunst, sich dann aber der Literatur zugewandt. In seinem neuen Buch verarbeitet er vielfache Erfahrungen aus seinen Reisen in den Orient. Er ist ganz offensichtlich fasziniert, wie unterschiedlich westliches Abendland und islamischer Orient sind. Für die Lesung hatte er zwei Erzählungen ausgesucht, die sich mit den unterschiedlichen Berührungsängsten dieser beiden Welten befassen.

Da ist einmal der Gewinner eines Preisausschreibens. Eine Reise nach Istanbul hat er in der Dönerbude gewonnen. Und ist vollkommen verstört von der Fremdheit und Buntheit dieser quirligen Stadt. Hier die Schlepper, die den Touristen mit ihren Angeboten lästig verfolgen. Dann wiederum die wunderbare Architektur der Stadt, die er staunend erlebt. In einer Seitengasse stößt er auf eine Moschee. Und ist verunsichert, ob er denn als westlicher Mensch dort willkommen ist. Gleichzeitig wird er magisch angezogen.

Auch die zweite Geschichte handelt von einem verstörenden Erlebnis. Dieses spielt sich in Pakistan ab. Ein Wissenschaftler gerät durch unbedachtes Fotografieren einer idyllischen Parkszene in die Fänge von Polizei und Geheimdienst. Eine Reihe von Missverständnissen führt dazu, dass der Wissenschaftler sich die schlimmsten Szenarien ausmalt, was mit ihm passieren wird. Dies ist ein wahrhaft bunter Strauß von Vorurteilen. Daraus erhält die Geschichte eine unheimliche Spannung. Die Angst des Mannes ist fast spürbar.

Peters war mehrfach zu Gast in orientalischen Ländern, meist im Rahmen von Lehraufträgen an Universitäten. So lernte er die intellektuelle, dem westlichen Leben gegenüber aufgeschlossene Welt kennen. Aber bei seinen Streifzügen durch die Städte erlebte er eben auch den Alltag mit all seinen positiven wie negativen Seiten. Und dort liegen für den Westler halt manchmal Idylle und Angst erschreckend nahe beieinander.

Peters versucht gar nicht erst, die beiden Welten zu erklären. Vielmehr überlässt er es dem Leser, eigene Schlüsse zu ziehen und sich mit den Berührungspunkten, aber auch den Reibungsflächen auseinander zu setzen. Nein ein Abenteurer sei er nicht, erklärte er auf eine entsprechende Nachfrage aus dem Publikum. Er sei sich bei seinen Reisen durchaus des Risikos bewusst. Gleichzeitig erlebte er immer wieder Entgegenkommen und freundliche Aufnahme in den Ländern.

Das Buch "Selfie mit Sheikh" ist 2017 im Luchterhand-Verlag erschienen und kostet 18 Euro.

(RP)
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