Gemeinde Grefrath Lekker arbeiten jenseits der Grenze

Gemeinde Grefrath · Die Arbeitsagenturen auf beiden Seiten der Grenze setzen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit verstärkt auf grenzüberschreitende Vermittlungen. Es geht auch um ehemalige Beschäftigte von Draftex und Johnson Controls.

146 Arbeitsagenturen in ganz Deutschland hatten sich um die Fördergelder beworben - jetzt bekam Dirk Strangfeld, Chef der Krefelder Agentur, die gute Nachricht: Die Fördergelder gehen komplett in den Kreis Viersen. "Zwei Jahre lang können wir nun fünf zusätzliche Beratungsfachkräfte beschäftigen, die uns dabei helfen, grenzüberschreitend Arbeitskräfte zu vermitteln", sagt er. Bereits im Sommer soll es losgehen - "entweder am 1. Juli oder 1. August werden wir so weit sein", kündigt Strangfeld an.

Er sieht in den Niederlanden insbesondere gute Chancen für geringqualifizierte deutsche Arbeitsuchende. Sie machen knapp die Hälfte der aktuell 23.400 Arbeitslosen im Agenturbezirk aus. "Während deutsche Unternehmen als erstes auf die Qualifikation achten, werten Firmen in den Niederlanden die Motivation der Bewerber deutlich höher", erklärt Anton Platen, Leiter der Viersener Geschäftsstelle der Arbeitsagentur. Nach den Entlassubngen beim Automobilzulieferers Draftex und der Sschließung des Grefrather Werks von Johnson Controls arbeiteten die Arbeitsvermittler auf beiden Seiten der Grenze bereits zusammen, um den Beschäftigten schnell neue Jobs zu verschaffen. "Schon heute haben wir rund 18.000 Grenzpendler", sagt Platen. "Etwa zwei Drittel sind Deutsche, die in den Niederlanden einen Job haben, bei einem Drittel handelt es sich um Niederländer, die im Grenzland arbeiten." Und dabei helfen können, aktuelle Probleme zu lösen. So vermittelte die Arbeitsagentur in den vergangenen Monaten 15 Erzieherinnen aus den Niederlanden in Kitas und Großtagespflegen im Grenzland, die seit dem Rechtsanspruch auf eine U3-Betreuung händeringend Personal suchen. Weitere 26 niederländische Erzieherinnen lassen derzeit ihren Berufsabschluss bei der Bezirksregierung Köln anerkennen; die Arbeitsagentur half, das Verfahren zu beschleunigen.

Zwar sind die Stundenlöhne in den Niederlanden häufig höher als in Deutschland, allerdings liegt die garantierte Wochenarbeitszeit oft unter der in deutschen Betrieben. "Das macht für viele Niederländer die Arbeit im Grenzland attraktiv", erklärt René Josten von der niederländischen Arbeitsagentur UWV. Seit zwei Jahren arbeiten seine Kollegen und er eng mit den Arbeitsvermittlern in Deutschland zusammen, tauschen sich bei regelmäßigen Treffen aus, vereinbaren gemeinsame Standards, übersenden sich gegenseitig die Arbeitsmarktberichte. "Leider ist es noch immer leichter, einen Arbeitssuchenden aus Viersen nach München zu vermitteln als in die Niederlande", bedauert Strangfeld. "Und noch immer sind die Befürchtungen der Arbeitnehmer groß, in einem anderen Land zu arbeiten", berichtet Josten aus der Praxis.

Ein fünfköpfiges Team von deutschen und niederländischen Arbeitsvermittlern bietet seit vergangenem Jahr Beratungen für Arbeitsuchende und Firmen an, trägt die Bewerberprofile und offenen Stellen in die deutschen und niederländischen Jobbörsen ein, bietet eine intensive Nachbetreuung an. Auch wenn oft nur wenige Kilometer zwischen Wohn- und Arbeitsort liegen - wer im anderen Land arbeitet, muss sich schon auf Unterschiede gefasst machen. Das fängt beim Duzen in der Firma an ("Das ist in niederländischen Betrieben deutlich häufiger üblich als in deutschen", sagt Josten) und hört beim Thema Krankenversicherung nicht auf. Durch die fünf zusätzlichen Mitarbeiter soll die Vermittlung in den kommenden Monaten noch einmal deutlich ansteigen. Dirk Strangfeld, Chef der Krefelder Arbeitsagentur, ist überzeugt: "Wenn es uns gelingt, die grenzüberschreitende Arbeit auszudehnen, wird sich das effektiv auf den Wirtschaftsstandort Euregio auswirken."

(mrö)
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