Stadt Kempen Kreuzweg an der Kapelle ist restauriert

Stadt Kempen · Die Stationen neun und elf an der Kreuzkapelle im Kempener Süden erhielten neue Beschriftungen. Möglich machte das eine Stiftung. Die Katholische Pfarre St. Marien will das Gelände am neuen Grünanger für Besucher öffnen.

 Kreuzwegstation 11 mit der Inschrift "Jesus wird an das Kreuz genagelt".

Kreuzwegstation 11 mit der Inschrift "Jesus wird an das Kreuz genagelt".

Foto: Messing

Bereits zwischen 2013 und 2014 war der Kreuzweg rund um die Kreuzkapelle in Kempens Süden aufwendig vom Steinmetz Manfred Messing restauriert worden. Dies wurde möglich durch zwei Spender, die ungenannt bleiben wollten. Zwei Stationen konnten damals nicht komplett renoviert werden. Jetzt machte es eine erneute Stiftung möglich, dass die Beschriftungen der Stationen neun und elf ergänzt werden konnten.

Manfred Messing hat dafür einen ungewöhnlichen Weg gewählt, der sich aber der Gestaltung des aus dem Jahre 1866 stammenden Kreuzwegs anpasst. An den beiden Stationen sieht man deutlich, dass die es sich dabei ursprünglich um Grabmale handelt. Denn im 17. Jahrhundert wurden hier auch Tote bestattet. An der Station neun erkennt man sogar noch Teile der verwitterten Inschrift. Daher hat Messing in Übereinstimmung mit dem Pfarramt von St. Marien in Kempen den Stationen kleine Stelen aus Blaustein an die Seite gestellt. Dieser Stein passt sich sowohl in die begrünte Umgebung der Kapelle an als auch in der schlichten Form zu den Stationen aus Sandstein. Blausteinplatten finden sich auch im Inneren der Kapelle. Diese wurden um 1852 gelegt.

Der Text ist angelehnt an die Originalstationen. Unter der römischen Zahl steht der historische Text aus dem 19. Jahrhundert. Die Inschrift selbst ist in einer modernen serifenlosen Blockschrift schlicht gehalten. An der neunten Station ist dies "Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz", an der elften Station "Jesus wird an das Kreuz genagelt". Manfred Messing freut sich, dass der Kreuzweg jetzt inhaltlich geschlossen ist.

Nach der ersten Restaurierung im Jahr 2014 wies Propst Dr. Thomas Eicker auf eine ganz besondere Eigenart des Kreuzweges hin. Denn er führt zunächst von Station eins aus in einem äußeren Rund um die Kapelle, um dann in einem inneren Kreis wiederum um die Kapelle herum direkt zur großen Kreuzigungsgruppe an der Stirnwand der Kapelle zu führen. Dies ist auch das erste, was der Besucher sieht, wenn er das kleine umfriedete Gelände betritt. Automatisch werden die Schritte des Betrachters dann zum Kreuzweg hin geführt. Die Kreuzigungsgruppe entstand bereits im Jahre 1660 durch Gört und Peter Pescher, zunächst aus Holz. 1894 wurde sie durch die jetzige Gruppe aus französischem Kalkstein ersetzt.

Johannes Wilmius (1584 bis 1655) soll sich für die Errichtung der Kapelle eingesetzt haben. Laut einer Inschriftentafel im Vorraum war Heinrich Ingenholt 1639 der Erbauer der Kapelle. Die Kapelle selbst ist sehr schlicht. Sie hat eine flache, bemalte Holzdecke, geschmückt mit Christus- und Mariensymbolen. Auf dem neugotischen Altar steht vor dem großen Kreuz eine Pieta aus Sandstein. Ein kleine Kuriosum verbirgt sich im Kirchenraum. Dort befindet sich das so genannte Heilige Grab. Nur zur Karfreitagsprozession, wenn die Kapelle allgemein zugänglich ist, wird dieses geöffnet. Darin liegt ein überlebensgroßer Korpus Christi sowie die Marterwerkzeuge der Kreuzigung.

Die Kapelle war immer ein Ziel von Prozessionen. Den Kempenern war ihr "Krüzer Kirksken" so wichtig, dass sie sich auch während der Besatzung durch die Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts nicht von ihren Prozessionen abhalten ließen. Mit niederrheinischem Sturkopf setzten sie sich einfach über das Verbot hinweg. Eine Blütezeit erlebte die Kapelle dann noch einmal in den Kriegsjahren 1866 und 1870. Damals scharte ein frommer Küster bis zu 800 Gläubige um sich, die den Rosenkranz betend hinaus zogen.

Inzwischen war es still geworden um die Kapelle. Lediglich an Karfreitag erwacht sie aus ihrem Dornröschenschlaf hinter Hecken und Zaun. Dann ist sie Ziel der Karfreitagsprozession und anschließend den ganzen Tag für Besucher geöffnet. Nun liegt sie aber nicht mehr am Stadtrand, sondern inmitten eines Neubaugebietes, das auch ihren Namen trägt. Daher kam der Gedanke, das Gelände künftig zu öffnen. Zwar wird die Kapelle weiterhin nur an Karfreitag zugänglich sein, aber das Gelände mit dem Kreuzweg wird für Besucher geöffnet sein. Die Kirchengemeinde plant, nach Fertigstellung des Grün-angers gleich nebenan, das Areal um die Kapelle öffentlich zugänglich zu machen. Der Zaun bleibt wahrscheinlich stehen, aber das Tor ist nicht mehr abgeschlossen. Damit soll Hundehaltern deutlich gemacht werden, dass ihre Vierbeiner angesichts der Besonderheit des Ortes hier nicht willkommen sind.

(sr)
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