Landrat bleibt bei Zeitplan Kreisarchiv: Kritik aus Kempen zieht nicht

Stadt Kempen · Dr. Andreas Coenen hält am 22. September als "Tag der Entscheidung" über den Standort des neuen Kreisarchivs fest.

Eine "nassforsche" oder "Gutsherrenart" und unnötige Eile in Sachen Archiv-Neubau hatten Vertreter der im Kempener Stadtrat vertretenden Parteien dem Landrat am Mittwochabend in der Sitzung des Stadtrates vorgeworfen. Auch die vom Kempener Rat beschlossene Drohkulisse, möglicherweise aus dem gemeinsamen Archiv auszusteigen und wieder ein eigenes Stadtarchiv aufzubauen, wenn der Archiv-Neubau nicht in Kempen errichtet werden sollte, lässt den Landrat offenbar kalt.

Gestern hat Dr. Andreas Coenen in einem Schreiben an den Kempener Bürgermeister Rübo unmissverständlich klar gemacht, dass es für Kempen in der Sache keine Extrawürste gibt. Coenen bleibt dabei: Die Entscheidung, wo das neue Archiv gebaut wird, soll in der Sitzung des Kreistages am 22. September fallen. Wie mehrfach berichtet, stehen als Standorte - in dieser Reihenfolge - Viersen, Willich und Kempen zur Wahl. Das Tempo, mit dem nun die Entscheidung herbeigeführt werden soll, hat die Kempener Kommunalpolitiker offenbar völlig überrascht. Deshalb legten sie am Mittwochabend nach. Die Kritik goss daraufhin der Kempener Bürgermeister in einen Brief an seinen CDU-Partei- und Duz-Freund Coenen. Und Coenen ließ mit der Antwort nicht lange warten, schickte gestern seinen Brief - er liegt der Rheinischen Post vor - per E-Mail ins Kempener Rathaus.

Einem vom Kempener Rat geforderten Aufschub, kann Coenen "nicht entsprechen". Der Zeitplan sei unbedingt einzuhalten, erklärt er, "um die Bundesmittel in Höhe von rund 5,1 Millionen Euro für die Errichtung des neuen Kreisarchivs nutzen zu können". Über die Verwendung der Fördermittel herrsche "in den politischen Gremien des Kreises Einigkeit". Auch wenn er nicht auf die Kempener Ratsresolution vom März schriftlich geantwortet habe, so habe er danach mehrfach Gespräche in der Angelegenheit mit Bürgermeister Rübo geführt. Dass Kempen sich als Standort für das neue Kreisarchiv beworben hat, habe er immer begrüßt, so Coenen weiter. "Als Landrat bin ich jedoch gehalten, den gesamten Kreis im Blick zu haben und eine Lösung der Standortfrage zu erreichen, die idealerweise im Sinne aller ist." Hierbei lasse er sich "ausschließlich von fachlichen und wirtschaftlichen Kriterien leiten; eine historisierende Betrachtung, welche Stadt oder Gemeinde über das älteste oder bedeutendste Archivgut verfügt, ist hierfür nicht sachdienlich", so Coenen. Es sei im Übrigen selbstverständlich möglich, dass der Kreistag eine Entscheidung, die er 1984 (damals wurden Kreis- und Stadtarchiv zusammengelegt) getroffen hat, 2016 anders trifft.

Gleichwohl schlägt Coenen die Tür für die Kempener Interessen in Sachen Archivneubau nicht ganz zu. Zum einem Gespräch mit dem Bürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden im Kempener Stadtrat sei er gerne bereit, schreibt Coenen zum Abschluss seines Briefes an Rübo.

(RP)
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