Kreis Viersen Kreis will Kompostierung in Eigenregie

Kreis Viersen · Der Abfallbetrieb ist mit dem Versuch gescheitert, die EGN-Anlage in Süchteln zu kaufen oder zu mieten. Da er den 2017 endenden Vertrag nicht neu ausschreiben will, sucht er kommunale Partner. Gefunden hat er ihn mit dem Kreis Wesel.

 Im Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof in Kamp-Lintfort könnte die gemeinsame Kompostierungsanlage mit dem Kreis Wesel entstehen.

Im Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof in Kamp-Lintfort könnte die gemeinsame Kompostierungsanlage mit dem Kreis Wesel entstehen.

Foto: Gottfried Evers

Der Abfallbetrieb des Kreises Viersen (ABV) will mit dem Kreis Wesel und den Wirtschaftsbetrieben der Stadt Duisburg bei der Behandlung biologisch abbaubarer Abfälle zusammenarbeiten. Der laufende Vertrag mit der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) in Viersen läuft Ende 2017 aus. Eine weitere Zusammenarbeit mit EGN scheint ausgeschlossen zu sein, zumal der Vertrag nicht verlängert werden kann. Der Kreis wird aber wohl nicht neu ausschreiben, sondern selbst aktiv werden, um längerfristige Beitragsstabilität zu günstigen Konditionen zu erzielen.

Das Land NRW möchte eine höhere Kompostierungsquote erreichen und vergärbare Stoffe möglichst zur Energiegewinnung einsetzen. Das entstehende Gas könnte nach entsprechender Behandlung in die Netze eingespeist werden oder für Blockheizkraftwerke zur Verstromung eingesetzt werden.

Vor diesem Hintergrund wollte der Kreis die Kompostierungsanlage auf den Süchtelner Höhen von EGN erwerben, doch lehnte das Unternehmen den Kauf ab. Nicht zustande kam dann der Versuch des Kreises, mit den Nachbarn Krefeld, Mönchengladbach und den Kreisen Neuss oder Heinsberg eine interkommunale Lösung zu erzielen. Es gab Interesse, aber unterschiedliche Hinderungsgründe. Voraussetzung wäre auch eine eigene Anlage des Kreises Viersen. Er wollte sie von EGN pachten, auch das lehnte das Unternehmen ab. Das Unternehmen rechnet sich offensichtlich gute Chancen aus, mit der Kompostierungsanlage auch künftig noch selbst gute Geschäfte zu machen - womöglich über eine Neuausschreibung. Zurzeit werden marktüblich bis zu 130 Euro je Tonne für die Behandlung kompostierbarer Abfälle gezahlt.

Das ist dem Kreis zu viel, zumal in den kommenden Jahren immer mehr Mengen dieser Abfälle in den Markt kommen werden. Auf der Suche nach einem kommunalen Partner fragte der ABV auch beim Kreis Wesel nach. Dort wurde gerade eine Machbarkeitsstudie über die Zusammenarbeit mit Duisburg erarbeitet - und um den potenziellen Partner Kreis Viersen erweitert. Ergebnis: Im Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof in Kamp-Lintfort könnte eine Kompostierungsanlage mit Vergärung und mehreren Blockheizkraftwerken errichtet werden - es ist genau das, was der ABV Kreis Viersen sucht. Wie die Partner zueinanderfinden, muss noch geklärt werden.

Die neue Anlage soll inklusive der Kapitalkosten eine kräftige zweistellige Millionensumme kosten und in 20 Jahren bereits abgeschrieben sein. Entgegen kommt den Plänen, dass Kommunalkredite zurzeit unschlagbar günstig vergeben werden. Um die jährlich etwa 75 000 Tonnen Kompost-Abfall nach Kamp-Lintfort zu bringen, muss der Kreis allerdings eine eigene Umladestation bauen - das EGN-Gelände in Süchteln stünde dafür jedenfalls nach Lage der Dinge nicht zur Verfügung.

Die Rekommunalisierung brächte dem Kreis eine völlige Selbstständigkeit. Vor dem Hintergrund eines immer geringeren Anbietermarktes in der freien Wirtschaft - in den vergangenen Jahren hat es enorme Konzentrationsprozesse bei Abfallentsorgern gegeben - verabschiedete sich der Kreis aus den Unwägbarkeiten der Preisgestaltung dort. Möglicherweise liegt der Preis je Tonne demnächst womöglich unter 100 Euro, und zwar für lange Zeit.

Die Politik im Kreistag ist mit der Planung einverstanden, wie der Betriebsausschuss jetzt zeigte. Der ABV möchte gerne bereits im Dezember dieses Jahres eine Entscheidung im Kreistag erreichen und treibt die Vorbereitungen voran. Notfalls könnte er eine Ausschreibung mit sehr kurzer Laufzeit auf den Weg bringen und dann in den potenziellen Zweckverband einschwenken, falls das Vertragsende mit EGN 2017 überschritten wird.

(RP)
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