Kempen Kopfarbeit für Vögel und kleine Säugetiere

Kempen · Die AG Biotopschutz im Kreis Viersen hat reiche Erfahrung in der Pflege von Kopfweiden. Nach dem Schnitt fehlt nun der Frost.

 Johann Baier vom Naturpark (links) und Bernd Rosenkranz begutachten eine Kopfweiden-Reihe am Landschaftshof Baerlo. Im Hintergrund liegen abgeschnittene Ruten - sie werden weiter verarbeit - und starke Äste.

Johann Baier vom Naturpark (links) und Bernd Rosenkranz begutachten eine Kopfweiden-Reihe am Landschaftshof Baerlo. Im Hintergrund liegen abgeschnittene Ruten - sie werden weiter verarbeit - und starke Äste.

Foto: Busch

Das milde Winterwetter macht sich nun auch bei der Ernte von Ruten aus der Kopfweidenpflege bemerkbar. "Wir haben den Herbst und Winterschnitt der Bäume abgeschlossen. Aber wir können das Holz wegen der Nässe im Moment nicht herausholen, die Böden sind zu tief. Wir müssen jetzt auf den Frost warten", erklärt Bernd Rosenkranz von der Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz im Kreis Viersen.

Während Rosenkranz an einem Baum vorführt, wie Weidenruten geschnitten werden und an die Sicherheitsbestimmungen bei der Arbeit erinnert, erläutert Johann Baier vom Naturpark Schwalm-Nette, dass die Kopfbäume nicht nur landschaftsprägende Elemente der niederrheinischen Kulturlandschaft seien. Das Schneiden der Bäume sei auch notwendig für den Erhalt zahlreicher Arten in der Biotopstruktur. Viele Tiere der bäuerlichen Kulturlandschaft, die die größte Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren erst ermöglicht habe, hätten sich mit ihrem Lebenszyklus auf die Kopfweide spezialisiert.

Kopfweiden bieten dem vielerorts seltenen Steinkauz ebenso einen Lebensraum wie zahlreichen Schmetterlingsarten und anderen Insekten, die vom morschen Holz leben. Fledermäuse und Kleinsäuger, Marder und Bilche lieben die Kopfweiden ebenfalls, um sich zurückzuziehen. Die Kopfweide leistet inzwischen sogar doppelte "Arbeit" im Sinne der Natur. Denn viele Streuobstwiesen mit ihren alten, knorrigen Obstbäumen sind neuen Wirtschaftsformen oder auch Besiedelungen dieser Flächen zum Opfer gefallen. So bieten Kopfweiden mit ihren zahlreichen Höhlen inzwischen vielfach die einzige verbliebene Rückzugsmöglichkeit für viele dieser Arten. Das gilt eben ganz besonders für den Steinkauz.

Nur durch rechtzeitige und regelmäßige Pflege der Kopfbäume kann die Population erhalten bleiben. Im Interesse des Naturschutzes und zum Erhalt der Artenvielfalt hat die Pflege der Bäume in regelmäßigen Abständen eine besondere Bedeutung. Seit Jahren kümmern sich mehrere Naturschutzorganisationen in der Region intensiv um den Erhalt der Bäume, die meist in Reihen auf feuchten bis sumpfigen Böden wachsen. Im Auftrag des Naturparks arbeiten der Naturschutzbund, die Biologische Station, Forstbetriebsgemeinschaft Nettetal und bereits seit 1971 die AG Biotopschutz an den Kopfweiden.

Letztere hat gerade durch den durch verstärkten Einsatz ehrenamtlicher Kräfte einen hohen Anteil an der dringend notwendigen Pflege. Sie hat in den vergangenen Jahren neben der "bezahlten Kopfweidenpflege" jährlich mehrere hundert Bäume im Naturparkgebiet in eigener Regie gepflegt. Es gibt finanzielle Unterstützung vom Land und aus Mitteln der Europäischen Union. Die Arbeitsgemeinschaft schaffte auch passendes Arbeitsgerät für die Pflege an Kopfweiden an, beispielsweise eine Wipp-Kreissäge zum sicheren und effektiven Zerkleinern der Weidenhölzer.

Den Landschaftshof in Leutherheide beheizt die AG mit Holz, denn beim Schnitt der Bäume fallen auch viele besonders starke Äste an. Die AG hat daher auch einen sogenannten Hochentaster angeschafft. Das ist ein technikunterstütztes Astschneidegerät mit Teleskopschaft. So können Schnitte problemlos in größeren Höhen ebenso vorgenommen werden wie an Gräben oder anderen Hindernissen wie Zäunen größere Entfernungen überbrückt werden. Das Gerät wird auch zur Pflege von Feldhecken eingesetzt. Die AG Biotopschutz stützt sich bei ihren Arbeiten sonst auch auf ihre patentierten Leiter zur Pflege von Kopfweiden.

(RP)
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