Stadt Kempen Königshütte: Ärger mit Schwimmern

Stadt Kempen · Das schöne Wetter der vergangenen Tage hat wieder mal zahlreiche ungebetene Badegäste an den Königshüttesee zwischen Kempen und St. Hubert gezogen. Naturschützer sind auf den Barrikaden. Die Schwimmer stören die Vögel.

 Uferschwalben haben ihre Nester in den Sand des aufgeschütteten Damms gebaut. Der Damm trennt die beiden Teile des ehemaligen Baggersees. Er wird auch von den illegalen Badegästen genutzt. Naturschützer befürchten, dass die noch junge Vogelpopulation durch die "Wildschwimmer" Schaden nimmt.

Uferschwalben haben ihre Nester in den Sand des aufgeschütteten Damms gebaut. Der Damm trennt die beiden Teile des ehemaligen Baggersees. Er wird auch von den illegalen Badegästen genutzt. Naturschützer befürchten, dass die noch junge Vogelpopulation durch die "Wildschwimmer" Schaden nimmt.

Foto: Kaiser

Es ist ein immer wieder kehrendes Phänomen: In schöner Regelmäßigkeit bevölkern an heißen Sommertagen zahlreiche Schwimmer das Areal des ehemaligen Baggersees an der Königshütte. So auch am vergangenen verlängerten Himmelfahrtswochenende. Die ungebetenen Badegäste stört es überhaupt nicht, dass das Betreten des Geländes verboten und das Schwimmen in dem bis zu 30 Meter tiefen See lebensgefährlich ist. Außerdem stellen die "Wildschwimmer" ihre Autos rund um den See ab, obwohl auch dies verboten ist. Das Kempener Ordnungsamt verteilt regelmäßig Knöllchen. Doch das scheint die Badehungrigen nicht im Geringsten zu stören. Sie parken ihre Fahrzeuge dann beim nächsten Mal an einer anderen Stelle im Umfeld des Sees - in der Hoffnung, dass die Stadtbediensteten sie nicht wieder entdecken.

 Auf Kontrollgang: Peter Jeske, Willi Steffes und Günter Bosch (von links) inspizieren den Damm. Ein Schild, mit dem auf das Badeverbot in den Seen hingewiesen wird, wurde von Unbekannten mutwillig umgerissen und gestohlen.

Auf Kontrollgang: Peter Jeske, Willi Steffes und Günter Bosch (von links) inspizieren den Damm. Ein Schild, mit dem auf das Badeverbot in den Seen hingewiesen wird, wurde von Unbekannten mutwillig umgerissen und gestohlen.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Die Wildparker sind das eine, die Wildschwimmer das andere: Die Badegäste halten sich an keine Regeln, vermüllen die unter Naturschutz stehende Landschaft. Und was viel schlimmer ist: Sie stören seltene Wasservögel, die vor allem auf dem östlichen See ein neues Brutrevier erhalten sollen. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Biologischen Station Krickenbecker Seen versuchen Kempener Naturschützer seit einigen Jahren, der Tier- und Pflanzenwelt am ehemaligen Baggersee neue Entwicklungschancen zu bieten.

Umso mehr ärgert es die rührigen Naturschützer, wenn gerade in diesen Wochen die illegalen Badegäste mit Kind und Kegel sowie vielfach frei laufenden Hunden auf dem Gelände einfallen und die seltenen Wasservögel in ihrer Brutzeit stören. Hunde haben beispielsweise die in der sandigen Uferböschung des zwischen westlichem und östlichem Teil des Sees aufgeschütteten Damms brüteten Uferschwalben massiv gestört.

Willi Steffes hat dafür überhaupt kein Verständnis mehr. Er ist Präsident des am Westufer ansässigen Segel- und Surfclubs (SSC) Kempen. Die Wassersportler, zu denen auch ein Tauchabteilung gehört, versuchen seit Jahren gemeinsam mit Mitgliedern der Ortsgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg des Naturschutzbundes Nabu, das Areal für den Naturschutz zu entwickeln. Von den Behörden fühlen sie sich im Stich gelassen, sagen Steffes und Frank Schubert vom SSC sowie Peter Jeske, Georg Lüdecke und Günter Bosch vom Nabu beim Ortstermin mit der Rheinischen Post. Der Sportverein und die Naturschützer ziehen beim Thema Naturschutz uneingeschränkt an einem Strang. Viele Mitglieder des Segel- und Surfclubs gehören wie Präsident Steffes und Beiratsmitglied Schubert dem Nabu an. Mit großer Skepsis haben die Naturschützer die politische Diskussion um ein mögliches Naherholungsgebiet am Königshüttesee verfolgt. Sie sind froh, dass das Thema zunächst einmal aus Kostengründen vom Tisch ist. Was sie an der vom Bonner Fachbüro RMP erarbeiteten Planung besonders stört, ist die Tatsache, dass ein Rundwanderweg über den Damm zwischen den beiden Seehälften geführt und mit Aussichtskanzeln, von denen Wanderer das Naturreservat auf dem Ostsee beobachten könnten, bestückt werden soll. Eine Öffnung des Geländes sei vor allem während der Brutzeit der Vögel im Frühjahr schlechterdings unmöglich, so die Nabu-Experten. Sie fühlen sich von Stadt und Kreis in der Angelegenheit im Stich gelassen. "Was sich hier für eine einmalige Naturlandschaft entwickelt, scheint keinen so richtig zu interessieren", meint Georg Lüdecke. Für Willi Steffes ist es da ein - wenn auch nur schwacher - Trost, dass das Gelände noch eingezäunt ist. Eigentlich sollte der inzwischen sehr löchrige Zaun nach Abschluss der Renaturierung der ehemaligen Kiesgrube entfernt werden. Der Kreis habe ihn stehen lassen. "Das ist gut so, denn sonst kämen ja noch mehr ungebetene Gäste auf das Gelände", sagt Steffes.

(RP)
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