Stadt Kempen Kempen hilft - Viele wollen mitmachen

Stadt Kempen · Der Wunsch, den Flüchtlingen in der Thomasstadt zu helfen, ist bei den Bürgern groß. Die Stadt baut ein Netzwerk auf, mit dem die Hilfsgebote kanalisiert werden sollen. Das Notquartier in der Sporthalle wird wohl länger bestehen bleiben.

Stadt Kempen: Kempen hilft - Viele wollen mitmachen
Foto: WOLFGANG KAISER

Das Ende der Flüchtlingswelle ist kaum absehbar. Auch der Kreis Viersen wird weitere Asylsuchende unterbringen müssen. Wie Kreissozialdezernent Ingo Schabrich bei der Bürgerinformation in der Mensa der Kempener Martin-Schule am Mittwochabend mitteilte, sind dem Kreis von der Bezirksregierung weitere 200 Flüchtlinge zugewiesen worden. Sie werden in den nächsten Tagen im Katharinen-Hospital in Willich untergebracht. Dort soll die bestehende Landeserstaufnahme-Einrichtung mit derzeit 250 Plätzen entsprechend erweitert werden. Das wurde gestern vom Kreis mitgeteilt. Am Mittwochabend hatten Schabrich, Kreisordnungsamtsleiter Hans-Georg Strompen, Kempens Sozialdezernent Michael Klee und als Vertreter der Kreispolizeibehörde, Sascha Müllers, über die aktuelle Lage in Kempen informiert.

Kempens Bürgermeister Volker Rübo lobte das Engagement der vielen freiwilligen Helfer von Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk und Feuerwehr, die am vergangenen Wochenende "fast bis zum Umfallen gearbeitet" hatten und "hochmotiviert" alles getan hätten, um den Flüchtlingen eine menschenwürdige Unterkunft in der Sporthalle des Berufskollegs herzurichten. Aus dem Publikum - etwa 250 Besucher waren zur Bürgerinformation gekommen - gab es spontanen Beifall für die vielen Helfer, zu denen auch die Mitarbeiter von Kreis- und Stadtverwaltung gehören, die sich um die Asylsuchenden kümmern.

Landrat Peter Ottmann hatte bereits am Montag den vielen Freiwilligen für ihr Engagement gedankt. Er zeigte sich von "der außerordentlichen Leistung und der überwältigenden Hilfsbereitschaft" beeindruckt.

Nach wie vor sind DRK-Helfer im Drei-Schicht-Betrieb im Einsatz. Zudem wurde ein Ärztenetzwerk zur medizinischen Betreuung der Flüchtlinge aufgebaut, in das auch das Kempener Krankenhaus eingebunden ist. Das Hospital zum Heiligen Geist versorgt die Asylsuchenden nicht nur mit Essen. In der Klinik werden Flüchtlinge untersucht, in der Geburtshilfe liegt seit Montagfrüh eine hochschwangere Frau aus Syrien, die ein Kind erwartet.

Stadt Kempen: Kempen hilft - Viele wollen mitmachen
Foto: Jungmann

Auf Dauer wird das Rote Kreuz die Betreuungsaufgabe aber nicht mehr mit ehrenamtlichen Kräften schultern können. Wie Kreisdezernent Schabrich mitteilte, sucht der Kreis einen Träger, der die Organisation und Betreuung des Notquartiers übernimmt. Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat seine Bereitschaft signalisiert. Ziel sei es, so Schabrich, die Halle so schnell wie möglich wieder frei zu bekommen für den Schul- und Vereinssport. Klar ist aber angesichts der weiteren Flüchtlinge, die zugewiesen werden, dass das noch Wochen, wenn nicht gar Monate dauern könnte. Bis Ende Februar, so schätzt der Kreis, könnte die Halle als Notquartier benötigt werden.

Die Stadt ist bemüht, für die betroffenen Sportvereine andere Hallen zu finden. Stadt und Kreis suchen nach Lösungen, dass der Schulsport des Berufskollegs in einer anderen Halle stattfinden kann. Als Entlastung für den Vereinssport könnte die Tennishalle am Sporthotel Schmeddersweg in Frage kommen. Die Halle wurde der Stadt vom privaten Betreiber als Ausweichquartier bereits angeboten.

Flüchtlinge: Große Hilfsbereitschaft in Dortmund
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Große Hilfsbereitschaft am Dortmunder Hauptbahnhof

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Foto: dpa, mjh

Der Kreis muss in Zusammenarbeit mit allen Städten und Gemeinden nun Unterkünfte für die aktuell 295 Flüchtlinge aus der Sporthalle suchen. Die Stadt Kempen, das bereits 314 Asylsuchende unterbringen und betreuen muss, ist da erst einmal außen vor. Zumal die derzeit etwa 600 Flüchtlinge, die in der Erstaufnahmeunterkunft "Via Stenden" leben, ja auch auf den Stadtteil St. Hubert ausstrahlen.

Ein großes Thema der Bürgerversammlung war die Frage, wie den bedauernswerten Menschen geholfen werden kann, wie sich Bürger in die Hilfsaktionen einbringen können. Die Lager mit Kleiderspenden - auch bei der Kempener Tafel oder den Maltesern - sind voll. Die Stadt sucht mit Hochdruck nach weiteren Lagermöglichkeiten. Die seit Wochen angekündigte spezielle Internetseite "Kempen hilft" soll in der kommenden Woche ans Netz gehen. Sie soll alle Ansprechpartner, Kontaktdaten und Einrichtungen benennen, bei denen Bürger ihre Hilfe anbieten können. Wie Kempens Sozialdezernent Michael Klee erklärte, wird es vier Kategorien von Hilfsangeboten auf der Internetseite geben: Sachspenden, Geldspenden, Zeitspenden und Ideenspenden.

Bis die Seite frei geschaltet werden kann, können sich Bürger mit Hilfsangeboten weiterhin per E-Mail an die Adresse "kempenhilft@kempen.de" oder über Telefon 02152 917-188 bei der Stadt melden. Was derzeit vor allem gebraucht wird, ist Kinderkleidung - immerhin 61 Kinder leben mit ihren Familien derzeit in der Sporthalle. Kreis und Stadt bitten um Verständnis, dass aus organisatorischen Gründen an der Halle selbst keine Spenden angenommen werden können.

Polizeiexperte Müllers bat auch darum, das mit einem Zaun abgetrennte Gelände an der Halle nicht für einen Ausflug zu nutzen. "Die Flüchtlinge sind keine exotischen Zoo-Tiere, die man sich anschauen kann", meinte Müllers. Bürgermeister Rübo hatte zuvor bereits darauf hingewiesen, dass die Asylsuchenden sich in der Stadt frei bewegen können und dass Bürger sie durchaus ansprechen könnten, wenn denn die Verständigung klappt. Stichwort Verständigung: Kreis und Stadt suchen händeringend nach Dolmetschern, die auch Arabisch können.

(RP)
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