Kempen Junger Künstler aus Düsseldorf beendet sein Jahr in Viersen

Kempen · Über ein Stipendium arbeitete Ferdinand Uptmoor in der alten Lateinschule. Seine Bilder zeigt er in der städtischen Galerie im Park am Viersener Kreishaus.

 Der 33 Jahre alte Künstler Ferdinand Uptmoor vor seinem Werk "Wanderer" in der städtischen Galerie in Viersen.

Der 33 Jahre alte Künstler Ferdinand Uptmoor vor seinem Werk "Wanderer" in der städtischen Galerie in Viersen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Den Schrank hier oder gar nicht aufhängen? Und die Matratze? Vielleicht doch lieber ein Querformat dieses Motivs? Noch ist nicht alles entschieden für die Ausstellungseröffnung am Sonntag. Noch überlegt Ferdinand Uptmoor, wie seine Präsentation in der städtischen Galerie im Park am Viersener Kreishaus am besten zusammengestellt werden kann.

Gar nicht so einfach bei einem so vielfältigen Werk wie dem des 33-jährigen Malers, der mit der Ausstellung "Die Welt am Sonntag" sein Jahr als Stipendiat der NEW und der Stadt Viersen beendet. Die Herausforderung dabei sei gewesen, den roten Faden in seinem malerischen Werk sichtbar zu machen, sagt er.

Wo liegt dieser nun? Verborgen zwischen Gemälden von Teppichen mit Socken, Rückenansichten von Männern, Sonnenuntergängen, Landschaften, Sofas, Schränken, Matratzen und Fliegenklatschen? "Er ist nur rötlich, der rote Faden", sagt Uptmoor, "aber es sind allesamt klassische Bildsujets, die ich zu hinterfragen und zu untersuchen versuche." Am Ende sind sie auf besondere Weise verfremdet, auf die Spitze getrieben, neu und individuell formuliert, manche ironisiert.

Da sind diese drei Bilder in unterschiedlichen Formaten, deren Motiv zum Verwechseln ähnlich ist: Eine schwarze, einem Viereck angenäherte Fläche füllt die obere Hälfte des Bildes aus, zwei säulenähnliche Formen die untere. Gemeint sind Frauenbeine, die unter einem Minirock hervorschauen, aber gemalt ist das Bild wie eine Abstraktion des Motivs. Die Beschäftigung damit sei wie eine Suche nach der idealen Form gewesen, daher auch die Wiederholung des Motivs.

So geht Uptmoor in seiner Malerei vor. Er malt klassische Bildsujets, aber was ihn daran interessiert, sind die abstrakten formalen Anteile. So war das auch mit dem "Teppich mit Socken", das Bild, mit dem er die Jury überzeugte, ihm das Stipendium zu geben. Der Ausschnitt des stark gemusterten Teppichs mit den fast plastischen Socken fehlt in der Ausstellung nicht. Die Socken rhythmisieren das Bild, durchbrechen das Muster.

Ganz neu sind die "Wanderer". Erschreckend, dieser künstliche, orangefarbene, große nackte Rücken eines Mannes, wie er vor einem wunderschönen Himmel aufragt. So oder ähnlich taucht er in zwei weiteren kleinen Bildern auf - wie eine He-Man-Figur aus den 1980er-Jahren. Da stecke ganz viel drin, so Uptmoor: "Das bewegt sich zwischen Kitsch und Romantik, zwischen Propaganda und Instagram." Zwischen diesen Polen bewegen sich auch einige der Landschaftsbilder wie die "Situation im Grünen", die aus einer Frau besteht, die - einer schief lächelnden Comicfigur ähnelnd - aus dem Wasser steigt und zu einem der beiden bunten geparkten Autos gehen wird. Man fühlt sich schwach ans "Frühstück im Grünen" erinnert, aber eben auf die Spitze getrieben und neu und individuell formuliert. Eine Fliegenklatsche in Bärenform schafft es auf die Leinwand. Auch hier spielt Uptmoor mit den Mustern des banalen Gegenstands.

Vor einem Jahr etwa formulierte die Jury bei der Vergabe des Stipendiums an Uptmoor die Überzeugung, dass er in der Lage sei, "der Malerei neue Aspekte abzugewinnen". Das, so sieht man, ist ihm gelungen. Und wie fühlte es sich an, das Jahr in Viersen? Ein bisschen verwöhnt sei er jetzt schon, sagt Uptmoor, mit all dem Platz und den großen Räumen. Aber auch sehr fleißig sei er gewesen. Das Stipendium sei wie eine Forderung durch Förderung gewesen. Er habe vieles ausprobiert, mit manchem sei er gescheitert, aber so ein Stipendium biete eben auch die Chance, sich zu entwickeln.

(RP)
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