Gemeinde Grefrath Junge Flüchtlinge suchen ihre Chance

Gemeinde Grefrath · Die 25 Bewohner des Antoniushauses sind auf der Suche nach Praktikumsplätzen. Drei sind bereits versorgt, für andere gibt es Zusagen. Die Jugendhilfe "Via Nobis" und die Liebfrauenschule appellieren an die hiesige Wirtschaft.

 Annette Baar und Michael Verheyen (3. und 4. v.l.) von "Via Nobis" bemühen sich gemeinsam mit Andreas Müller und Schulleiter Lothar Josten (r.) um Praktikumsplätze für die jungen Flüchtlinge.

Annette Baar und Michael Verheyen (3. und 4. v.l.) von "Via Nobis" bemühen sich gemeinsam mit Andreas Müller und Schulleiter Lothar Josten (r.) um Praktikumsplätze für die jungen Flüchtlinge.

Foto: wolfgang kaiser

25 jugendliche unbegleitete Flüchtlinge sind zurzeit im Antoniushaus auf dem Gelände der Schwestern Unserer Lieben Frau in Mülhausen untergebracht. Betreut werden sie von der Jugendhilfe "Via Nobis". Sie besuchen die Förderklassen der Liebfrauenschule, am Ende des kommende Schuljahres werden die ersten ihren Hauptschulabschluss in der Tasche haben. Je nach Qualifikation muss das nicht das Ende der schulischen Karriere sein. Aktuell sucht "Via Nobis" Praktikumsplätze für die jungen Menschen, die aus Krisengebieten kommen und in ihrem Leben schon eine Menge mitgemacht haben.

Andreas Müller, der sich in der Liebfrauenschule gemeinsam mit Barbara Pink-Schneider um die Berufsvorbereitung kümmert, betont den Wert eines solchen Praktikums : "Die jungen Männer lernen die Berufswelt kennen und erweitern ihre Sprachkompetenz." Die Schule habe, so Direktor Lothar Josten, in Sachen Betriebspraktika eine Kooperation mit der "Via Nobis" vereinbart, deren Betreuer auch die obligatorischen Besuche der Schüler an ihrem Arbeitsplatz übernehmen. Die Praktika sollen zwei bis vier Wochen dauern und in den Sommer- oder Herbstferien stattfinden. Die Schule sieht vor, dass die jungen Menschen pro Halbjahr zwei Praktikumsblöcke zu je zwei Wochen absolvieren.

Drei der Flüchtlinge haben bereits mit ihrem Praktikum begonnen, für andere liegen zumindest mündliche Zusagen vor. Shans (15) aus Afghanistan arbeitet in der Küche des Kempener Restaurants "Ela". Eine Woche ist er schon dabei, "es ist alles okay". Basir (17) aus Afghanistan arbeitet in der Grefrather Kfz-Werkstatt Hermsen, Togola (16) aus Mali bei Netto in Grefrath.

Andere Jugendliche warten noch darauf, dass man ihnen eine Chance gibt. Im Vorfeld habe man, erläutert Michael Verheyen, Standortleiter für die "Via Nobis", Listen erstellt , in den die Jugendlichen ihre beruflichen Vorlieben eintragen konnten. Dabei zeigte sich, dass besonders die technischen Berufe gefragt sind, aber auch Koch und Bäcker. Verheyen appelliert an die Schüler, sich nicht unbedingt auf einen ganz bestimmten Beruf zu fixieren, sondern auch nach rechts und links zu blicken: "Viele Berufe kennen die jungen Flüchtlinge schließlich gar nicht."

Angosom (17) aus Eritrea hat großes Interesse am Bereich Mechatronik, Mohamed (17) aus Eritrea hingegen zieht es in die Altenpflege. Shiyar (16) aus Syrien möchte Autolackierer werden, Mamadu (15) aus Guinea sieht sich als künftigen Verkäufer. All die jungen Menschen, die einen Praktikumsplatz suchen, sind im Besitz eines Schokotickets, sind also durchaus mobil. Wer einen Praktikumsplatz zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter Telefon 02158 40 86 740 oder E-Mail a.braam@vianobis.de melden.

Einen ganz besonderen Erfolg konnte Annette Braam, Teamleiterin bei "Vis Nobis", gestern auch noch verkünden: Der erste in Mülhausen lebende Flüchtling steht nämlich kurz vor dem Abschluss eines Ausbildungsvertrags: Fousseni (17) von der Elfenbeinküste wird, wenn die letzten bürokratischen Hürden überwunden sind, ab August Berufskraftfahrer beim Oedter Abschleppunternehmen AGPE.

Die ersten jugendlichen unbegleiteten Flüchtlinge sind im Februar 2016 in das Antoniushaus gezogen. Sie kamen damals ohne Eltern, Geschwister oder sonstige Angehörige in ein ihnen völlig unbekanntes Land. Viele von ihnen sind inzwischen ausgezogen und haben sich im Leben etabliert. In der Regel bleiben sie bis zum 18. Lebensjahr. Dann wird geprüft, ob weiterer Betreuungsbedarf gegeben ist. Das Antoniushaus diente nach dem Ende des Internats ab dem Jahr 2000 als Seminareinrichtung, die aber geschlossen wurde, weil sie nicht rentabel arbeitete. Somit stand das Gebäude leer. Über das neue Leben haben sich vor zwei Jahren die Klosterschwestern sehr gefreut. Der Orden sei schließlich immer in der Erziehung und Bildung von Heranwachsenden tätig gewesen, hieß es seinerzeit.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort