Stadt Kempen Jubiläum für das weiße Gold

Stadt Kempen · Seit einem Vierteljahrhundert wird auf dem St. Huberter Spargelhof Goetzens das königliche Gemüse angebaut. Vor 25 Jahren startete Karl Goetzens mit dem Spargelanbau. Er übernahm damit damals eine Vorreiterrolle in Kempen.

 Karl Goetzens mit seinen Kindern Josi und Bernd: Die Fotocollage zeigt Impressionen von 25 Jahren Spargelanbau auf dem Bauernhof in St. Hubert-Escheln.

Karl Goetzens mit seinen Kindern Josi und Bernd: Die Fotocollage zeigt Impressionen von 25 Jahren Spargelanbau auf dem Bauernhof in St. Hubert-Escheln.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wenn Karl Goetzens auf die Fotocollage in seinem Hofladen blickt, dann werden Erinnerungen wach. Die Bilder fassen 25 Jahre Hofgeschichte zusammen. Vor einem Vierteljahrhundert begann der St. Huberter Landwirt mit dem Spargelanbau. "Als ich den Hof von meinem Vater übernommen habe, kam gerade die Milchquote auf. Ich stand vor dem Problem, dass zwei Familien von dem Hof leben mussten. Damals fing ich schon an zu überlegen, was man neben dem Milchvieh und den Schweinen, die wir hatten, machen könnte", erinnert sich Goetzens.

Sein Vater fuhr mit dem Schwager immer nach Walbeck zum Spargel essen, während seine Mutter in Steyl bei Venlo aus Sparsamkeitsgründen Spargelendstücke kaufte. Spargel hatte einen ganz besonderen Stellenwert und angesichts der Tatsache, dass gerade das Land am Rand des Bruchgebietes über sandige Böden verfügte, brachte ihn auf die Idee, es mit diesem Gemüse zu versuchen.

 Kaum zu glauben, dass aus solch einer unscheinbaren Wurzeln ein so schmackhaftes Gemüse wie Spargel wächst.

Kaum zu glauben, dass aus solch einer unscheinbaren Wurzeln ein so schmackhaftes Gemüse wie Spargel wächst.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Goetzens arbeitete sich in die Materie ein und am 2. April 1990 befand sich die ganze Familie auf einem Stück Land am Pielmey. "Es war der Tag, an dem meine Frau mit unserer zweiten Tochter aus dem Krankenhaus kam", erzählt der St. Huberter Landwirt in der Rückschau. Ein niederländischer Lohnunternehmer hatte zuvor die Pflanzgräben mit einem speziellen Pflug gezogen. Danach war für die Familie Goetzens Handarbeit angesagt. Sie setzten in gemeinschaftlicher Arbeit 20.000 Spargelpflanzen ein. So entstand das erste, ein Hektar große Spargelfeld.

Die ersten Spargelstangen erntete Goetzens ein gutes Jahr später, wobei die Familie die weißen Stangen eigenhändig stach. Zwischen dem 5. und 16. Mai vor 25 Jahren gab es so den ersten Spargel im Hause Escheln 3. "Vor dem Küchenfenster stand die gebraucht gekaufte Sortiermaschine. In der Garage haben wir den Spargel verkauft, daneben befand sich der Laufstall mit unseren Kindern", berichtet Karl Goetzens von den Anfängen. Die Kunden kamen, damals allerdings teilweise noch mit skeptischen Blick, ob der Spargel aus St. Hubert denn auch schmecken würde. Er tat es und der Spargelanbau wuchs.

Ein ebenfalls gebraucht gekaufter Häufelpflug ermöglichte es, den Anbau in kompletter Eigenregie zu übernehmen. Weitere Spargelfelder kamen hinzu. Helfer wurden gebraucht, da die Familie die Arbeit nicht mehr allein schaffte. Goetzens konnte feststellen, dass der Boden mit dem hohen Sand- und dem geringen Lehmanteil dem Gemüse wirklich entgegenkam.

Seiner Vorreiterrolle in Sachen Spargelanbau in St. Hubert und Kempen folgten weitere Landwirte. Unterdessen verbesserten sich die Techniken für die Dammherstellung dank der Dammfräsen. Goetzens, immer offen für Neuerungen, setzte sie ein. Die erste Schälmaschine wurde angeschafft und der Hofladen entstand.

1998 nahm Goetzens die Erdbeeren in sein Anbausortiment mit auf. Es gab eine Marktlücke im Bereich der frühen heimischen Erdbeeren und die wollte der Landwirt nutzen. In Nimwegen sah der St. Huberter ein Treibhaus, das zu verkaufen war. Er schlug zu. Zwei Jahre später kam das zweite Treibhaus. 2003 dann der Schritt zu einem großen Treibhaus, dem 2005 das zweite gleichgroße Modell folgte.

"Damit kam die Energiefrage auf", erzählt der Landwirt. Mit einer Biogasanlage konnte sich Goetzens nicht anfreunden. Er setze stattdessen auf ein kleines Blockheizkraftwerk. Die Idee, die Restwärme für den Spargel zu nutzen, kam im Jahre 2009 auf. Leitungen in Art einer Fußbodenheizung wurden in die Felder gelegt. Heute baut der St. Huberter auf 13,5 Hektar Spargel an. Drei Hektar der Fläche verfügen dabei über eine derartige Bodenheizung.

Neben dem weißen Spargel gehört seit vielen Jahren auch der Grün- sowie der Purpurspargel zum Anbausortiment. Allerdings nimmt er weniger Fläche ein. Es sind gerade einmal 1,5 Hektar. "Dabei ist der Grünspargel für Aufläufe und zum Braten sehr lecker. Der Purpurspargel ist ein Rohkostspargel und ideal für den Salat", erklärt Karl Goetzens.

Heute ist der Vierkanthof in Escheln weit über die Grenzen des Kempener Stadtgebietes hinaus für seinen Spargel und die Erdbeeren bekannt. Kühe gibt es auf dem Hof übrigens noch immer. Nur die Schweinezucht wurde längst aufgegeben.

(tref)
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