Kempen Irmgardis' Knochen und andere Schätze

Kempen · Im Viersener Salon in der Villa Marx ist bis zum 28. Februar eine Ausstellung zu Exerzitien und Wallfahrten im Kreis Viersen zu sehen.

 Der Vorsitzende des Viersener Vereins für Heimatpflege, Dr. Albert Pauly, und seine Frau Agnes Pauly prüften die letzten Details in der Ausstellung.

Der Vorsitzende des Viersener Vereins für Heimatpflege, Dr. Albert Pauly, und seine Frau Agnes Pauly prüften die letzten Details in der Ausstellung.

Foto: Busch

Die Besucher des Viersener Salons in der Villa Marx an der Gerberstraße 20 werden sich jetzt in einer anderen Welt wiederfinden: Sie betreten drei religiöse Stätten. Durch das erste "Portal" geht es in die St.-Irmgardis-Kapelle auf dem Süchtelner Heiligenberg, wo zurzeit die Irmgardis-Oktav gefeiert wird. Durch ein weiteres Portal wird der Gast in die Kapelle "Klein-Jerusalem" in Neersen geführt und durch eine weitere Tür in das ehemalige Exerzitienhaus, zu dem das Bistum Aachen die ihm von den Geschwistern Rath verkaufte Villa Marx umgestaltete.

Mit den Worten "Kommt in die Einsamkeit der Exerzitien und denkt über den Sinn eures Lebens und über die Ewigkeit nach" eröffnete im Oktober 1958 der damalige Aachener Bischof Dr. Johannes Pohlschneider das neue Haus, das die Tradition der geistigen und religiösen Übungen (bis 1999) weiter führte. So ist auch die Villa Marx ein würdiger Ort, an dem der Verein für Heimatpflege Viersen einen Einblick in die Tradition der "Exerzitien und Wallfahrten" im Kreis Viersen geben möchte.

Vorsitzender Dr. Albert Pauly ist stolz, dass er eine Reihe von sehr wertvollen Exponaten aus den Wallfahrtsstätten erhalten hat: so die zwei nach einem Raub wieder gefundenen Figuren aus dem 16. Jahrhundert der Marschälle Quirinus und Cornelius aus der Irmgardis-Kapelle, zwei Reliquiare mit Knochenpartikeln der Hl. Irmgardis aus St. Clemens und Fotos aus der Grabstätte der Heiligen im Kölner Dom sowie die Pelikan-Figur als Symbol für das Blutopfer Christi aus der Kapelle Klein-Jerusalem. Die Gemälde ihres Stifters Gerhard Vynhoven, der 1650 die Heiligen Stätten nach Willich holen wollte und seine Kapelle "Beth-Jerusalem" nannte, und seines Freundes Jan van Werth stellte die Verwaltung von Schloss Neersen zur Verfügung.

Noch sind nicht alle Exponate an Ort und Stelle, doch eines fällt besonders auf: Ein Kruzifix aus Holz mit allen Leidenswerkzeugen wie Hammer, Zange, Würfel, Münzen, Leiter, die plastisch um das Kreuz angeordnet sind - aus der Kapelle Klein-Jerusalem. Und damit jeder auch sofort die architektonischen Besonderheiten der drei Gebäude erkennt, hat die Architektin Inge Breidenbach für jedes eine Tafel mit Zeichnungen gefertigt, die an den aus Gaze gefertigten "Portalen" angebracht werden. Fotos der bunten Fenster aus allen drei Gebäuden sind auf die Scheiben der Salon-Fenster geklebt und geben so einen wunderbaren Farbkontrast zu den weißen Portalen.

Im "Exerzitienhaus" werden großformatige Fotos aus allen drei Stätten gezeigt, auf zwei Touch-screens gibt es interaktive Innenansichten der Häuser. Das Plakat zeigt die zwei Wallfahrtsstätten mit den alten Namen der sie umgebenden Orte und der Angabe, wie lange die Pilger gehen mussten, um dorthin zu gelangen. Zeitungsartikel sind ebenfalls ausgestellt, die sich auf die drei Stätten, vor allem auf das Exerzitienhaus in Viersen, beziehen. Auf einer großen Tafel erinnern viele Andenken an die "Pilgerfahrt nach Jerusalem und Rom 1881".

Auch zur Legende der Hl. Irmgardis, deren Oktav bis zum 13. September dauert, sind verschiedene Dokumente aus dem Erzbischöflichen Diözesanarchiv Köln ausgestellt, dazu zwei Ablass-Urkunden der Päpste Clemens XIII. (1769) und Clemens XIV. (1774) für die Verehrer Irmgardis' auf dem Heiligenberg.

Die Ausstellung ist bis zum 28. Februar 2016 zu sehen, donnerstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.viersener-salon.de.

(RP)
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