Kempen Interessenten für insolvente Taxifirma

Kempen · Taxi Janssen war in diesem Jahr stark gewachsen. Laut Insolvenzverwalter gibt es mehrere mögliche Käufer.

Rudolf Overmeier vom Betriebsrat hofft, dass das Unternehmen Taxi Janssen trotz der derzeitigen Krise weitergeführt wird.

Rudolf Overmeier vom Betriebsrat hofft, dass das Unternehmen Taxi Janssen trotz der derzeitigen Krise weitergeführt wird.

Foto: Jörg Knappe

Diese Rufnummer ist dufte einfach: Wer bislang 4711 mit Nettetaler Vorwahl wählte, rief ein Taxi der Firma Janssen. Wenn es nach Axel Kleinschmidt geht, sollen die Telefonnummer und das Unternehmen bestehen bleiben. Vergangene Woche ist der Rechtsanwalt aus Düsseldorf zum Insolvenzverwalter des Nettetaler Unternehmens bestellt worden. "Wir haben gerade erst mit der Prüfung begonnen. Aber ich gehe davon aus, dass das Unternehmen fortgeführt wird", sagte Kleinschmidt.

Zwei Anträge zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens liegen seit Ende Oktober beim Amtsgericht Krefeld vor. "Den einen Antrag hat eine Krankenkasse eingereicht, weil die Beiträge zur Sozialversicherung ausblieben. Der andere Antrag kommt von der Geschäftsführung selbst", erläuterte der Anwalt. Über die Höhe der Schulden konnte der Insolvenzverwalter noch nichts sagen. "Das ist Teil unserer Prüfungsaufgabe. Fest steht: Seit Juli sind die Löhne nicht vollständig ausgezahlt worden", erklärte Kleinschmidt.

Von insgesamt 600.000 Euro für nicht gezahlte Löhne ist gerüchteweise die Rede. "Man hat keinen verhungern lassen. Die Löhne wurden teilweise nicht bezahlt", sagte ein Mitarbeiter. Geld sei nach dem Gießkannenprinzip geflossen, berichtete ein anderer Angestellter.

Andere Mitarbeiter wie Joachim Philippen sind weniger nachsichtig mit ihrem Arbeitgeber. Seit Juli habe er abgesehen von einer einmaligen Zahlung von 800 Euro kein Geld gesehen, schimpfte der Fahrer. Manche Kollegen hätten sogar den Sprit aus eigener Tasche gezahlt. Die ehemaligen Geschäftsführer des Taxi-Unternehmens, das Ehepaar Janssen, hätten das Unternehmen in jüngster Zeit nicht gut geführt. Es habe zwei Standorte gegeben: die Fahrer-Zentrale in Lobberich und die Lohnbuchhaltung in Grefrath.

Im Impressum auf der Homepage ist Manuela Janssen als Geschäftsführerin aufgeführt. "Mario Sandmann ist der Geschäftsführer", sagte indes der Insolvenzverwalter.

Das Unternehmen sei zu schnell gewachsen, meinte Fahrer Philippen. Noch im Frühjahr habe man 30 neue Mercedes-Benz der E-Klasse geleast. In den sozialen Medien berichtete das Unternehmen von der Fahrzeugübergabe und der Erweiterung seiner Pkw-Flotte auf mehr als 100 Fahrzeuge. Mehrere kleinere Taxi-Unternehmen der Region wurden übernommen: darunter die Viersener Funk-Taxi GmbH, Taxi Eickelberg aus Viersen und Taxi Tünneßen aus Goch. Als Tünneßen Ende 2016 zahlungsunfähig wurde, erklärte sich Taxi Janssen bereit, das Gocher Unternehmen mit seinen 110 Mitarbeitern im Rahmen einer so genannten übertragenden Sanierung fortzuführen.

Noch ungeklärte geschäftliche Beziehungen soll das Nettetaler Unternehmen zu Taxi Kracht aus St. Tönis und zu Taxi 1000 mit Niederlassungen in Kempen und Gref-rath haben. Mitinhaber von Letzterem soll Mario Sandmann sein.

Taxi Janssen gilt Experten zufolge mit rund 640 Mitarbeitern und einer Flotte von rund 350 Wagen als eines der größten Taxi-Unternehmen in Deutschland. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) gehört zu den Großkunden des Unternehmens. Für den LVR übernimmt es Schul- und Krankenfahrten.

Über die Ursachen für die wirtschaftliche Schieflage wollte sich der Rechtsanwalt noch nicht äußern. "Es ist denkbar, dass das Unternehmen zu schnell gewachsen ist." Bis Ende des Monats will er sich ein Bild machen.

Bereits vor den Insolvenz-Anträgen habe es Kontakte mit einer kroatischen Firma gegeben, bestätigte Kleinschmidt. "Es haben sich inzwischen mehrere Erwerbsinteressenten bei mir gemeldet. Eine Investorenlösung ist möglich. "

(RP)
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