Kempen Integrative Fördergruppe in Kempen nicht machbar

Kempen · stadt kempen/anrath Jetzt soll der Petitionsausschuss des Düsseldorfer Landtags helfen. An diese parlamentarische Instanz, die rat- und hilflosen Bürgern unbürokratisch beistehen kann, hat sich die Mutter eines Kindes gewandt, das derzeit den "Gemeinsamen Unterricht" von behinderten und nichtbehinderten Schülern in der Gemeinschaftsgrundschule St. Hubert besucht. Sie vertritt fünf Elternpaare, deren fünf lernbehinderte Kinder im Sommer diese Grundschule verlassen, danach aber kein entsprechendes Schulangebot in der Stadt Kempen finden, "obwohl sie ein Recht auf wohnortnahe Betreuung haben". Die Mutter, die wie die anderen Betroffenen in der Öffentlichkeit anonym bleiben möchte, beruft sich auf eine UN-Resolution, dass kein Kind "aufgrund seiner Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden" dürfe. Die fünf Eltern drängen darauf, "dass es auch in Kempen das Recht der freien Wahl einer Schule gibt und unsere Kinder nicht weiter in umliegende Städte abgeschoben werden".

Die Stadt Kempen hat gestern auf RP-Nachfrage bedauert, dass sie den Wunsch nicht erfüllen könne. Sie sehe derzeit keine andere Alternative, als dass die Eltern ihre Kinder an der Johannes-Hubertus-Förderschule in St. Hubert (Förderschwerpunkt Lernen) unterrichten lassen oder sich um Aufnahme an einer Integrativen Förderschule in der Umgebung bemühen.

Der Hintergrund laut Stadtverwaltung: Die Einrichtung einer Integrativen Lerngruppe an allgemeinen weiterführenden Schulen (Sekundarstufe I) setzt einen Antrag der Eltern voraus. Es müssen laut Landesgesetzen in einem Schuljahr Anträge für mindestens fünf Schüler gestellt werden, die einen Förderbedarf zum Beispiel im Bereich Lernen oder geistige Entwicklung haben. Nach eigener Statistik war aber das Kempener Schulverwaltungsamt aktuell nur von vier Kindern, darunter drei mit einer Lernbehinderung, ausgegangen, so dass aus seiner Sicht kein unmittelbarer Handlungsbedarf bestand. Außerdem gebe es im Kreis Viersen eine Integrative Fördergruppe an der Johannes-Hauptschule in Anrath.

Tatsächlich aber liegen laut Kreisschulamt für Kempen Anmeldungen für fünf Kinder vor: drei besuchen noch den Gemeinsamen Unterricht an der Grundschule St. Hubert, zwei bereits die benachbarte Johannes-Hubertus-Förderschule. Bemühungen, nun doch eine Integrative Fördergruppe zu schaffen, scheiterten, wobei übrigens die Stadt keine ihrer Schulen dazu zwingen kann. Die Martin-Hauptschule sah sich außerstande: Zu hohe Belastung wegen des neuen Ganztagsbetriebs, hoher Krankenstand, ohne intensive Fortbildung der Lehrer nicht machbar. Und die beiden Gymnasien sowie die Erich Kästner Realschule seien "voll bis unters Dach". Wenigstens hat die Realschule Interesse signalisiert, allerdings erst für das Schuljahr 2011/12 bei entsprechender Fortbildung der Lehrer und Sachausstattung.

Das hilft jedoch den enttäuschten Eltern der Kinder aktuell nicht.

(RP)
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