Stadt Kempen Hugo hat schon einen neuen Besitzer

Stadt Kempen · Nach 45 Jahren verlässt Hans-Peter Friedrich das Kempener Sporthotel am Schmeddersweg zum Jahresende. Am kommenden Wochenende, 16. und 17. Dezember, verkauft der Hotelier das gesamte Inventar.

 Hugo, der Keilerkopf an der Wand, hat bereits einen neuen Besitzer.

Hugo, der Keilerkopf an der Wand, hat bereits einen neuen Besitzer.

Foto: Kaiser Wolfgang

Etliche der gläsernen Fächer hinter der Theke sind leer. Wo einst die Gehörne von Rehwild auf Holzplatten hingen, erinnern nur noch Abdrücke in der Tapete an den einstigen Schmuck des Restaurants. Die massiven Holzschränke sind mit Preisschildern bestückt und auch der große Bilderrahmen mit einer Waldszene hat ein Preisschild. Im benachbarten Tagungsraum stehen Tische voller Geschirr, Weihnachtsdekoration, Küchenutensilien, Receiver, Flachbildschirme, Bilder und Kerzenleuchter. Pfeffermühlen sind ebenso zu finden wie filigrane Brotkörbchen und edle Servierplatten. Alles soll verkauft werden. Ein Hauch von Abschied weht bereits durch das Kempener Sport- und Tagungshotel, wenngleich noch Gäste im Frühstücksraum sitzen und sich ein typisches niederrheinisches Frühstück schmecken lassen.

"Bis zum kommenden Freitag haben wir noch Gäste, denen wir Übernachtung mit Frühstück anbieten. Wenn die letzten Gäste bis 10 Uhr ausgecheckt haben, kommt eine Firma und holt die kompletten Einrichtungsgegenstände der Gästezimmer ab. Einen Tag später starten wir unseren Abverkauf von weiterem Inventar und Zubehör", sagt Hans-Peter Friedrich und lässt seinen Blick ein wenig wehmütig durch die Räume schweifen, die für ihn seit 45 Jahren ein Stück Heimat darstellten. Am 31. Dezember zieht der langjährige Pächter des Sporthotels einen Schlussstrich unter sein Berufsleben.

Kurz vor seinem 67. Geburtstag geht es in den Ruhestand. Leicht falle ihm das nicht, gibt er ehrlich zu, denn sein Herz hängt am Hotel. Dabei stammt der gebürtige Krefelder gar nicht aus dieser Branche. Eigentlich ist er ein gelernter Chemielaborant. "Ich habe in jungen Jahren neben meinem Beruf als DJ gejobbt. Irgendwie wurde aus dem Hobby immer mehr", erzählt Friedrich.

 Hotelier Hans-Peter Friedrich vor Bergen von Geschirr, Gläsern, Körben und Besteckkästen. Im Tagungsraum hat er das Inventar aus dem Restaurantbereich schon aufgebaut. Am Wochenende soll alles verkauft werden.

Hotelier Hans-Peter Friedrich vor Bergen von Geschirr, Gläsern, Körben und Besteckkästen. Im Tagungsraum hat er das Inventar aus dem Restaurantbereich schon aufgebaut. Am Wochenende soll alles verkauft werden.

Foto: Kaiser

Mit Anfang 20 ergab sich die Gelegenheit die Disco und die Kegelbahnen im Sporthotel am Schmeddersweg zu übernehmen. So ganz traute sich der junge Mann damals aber noch nicht den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Ein Jahr lang ging er zwei Berufen nach und war sowohl Chemielaborant als auch Jungunternehmer. Dann entschied er sich für die Selbstständigkeit in Kempen - ein Entschluss, denn er nie bereut hat. Später konnte er als Pächter das Hotel übernehmen. "Ein Freund meinte, das wäre etwas für mich. Dem damaligen Besitzer war ich zunächst zu jung, aber nach einem weiteren Pächterpech konnte ich übernehmen", erzählt Friedrich.

Der Wahl-Kempener, den selbst die große Liebe nicht weglocken konnte - er holte seine aus München stammende Frau Erna kurzerhand in die Thomasstadt - setzte sich für den Tourismus am Niederrhein ein. Bei ihm konnten die Gäste schon früh Fahrräder für Touren leihen. Friedrich initiierte die Hotelroute in Kempen und rief den Nachtwächter wieder mit ins Leben. Er ist der Vorsitzende des Verkehrsvereins Kreis Viersen und engagiert seit Jahren für den Tourismus am Niederrhein. Zudem war er mehr als 20 Jahre Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes. "Man muss über den Tellerrand schauen, wenn man etwas bewegen will", betont der Hotelier, der in zahlreichen weiteren Fachgruppen der Tourismusbranche ehrenamtlich aktiv war oder noch ist.

 Auch der alte Rolls Royce, mit dem Hans-Peter Friedrich seine Hotelgäste kutschierte, soll verkauft werden.

Auch der alte Rolls Royce, mit dem Hans-Peter Friedrich seine Hotelgäste kutschierte, soll verkauft werden.

Foto: Kaiser Wolfgang

So ganz kann er sich den Ruhestand in Kempen noch nicht vorstellen. Zwar freut er sich auf Zeit mit seinen Enkeln und seinem Hobby, die Jagd, aber er wird den Hotelbetrieb wohl vermissen.

Aber auch die Familie Friedrichs wird fehlen. "Wir haben hier viele schöne Stunden verbracht und Feiern genossen. Das werden wir vermissen", sagt Andrea Schumacher und blickt noch einmal zu Hugo. Der mächtige Keilerkopf an der Restaurantwand zierte so manches Foto von Familienfeiern. Wobei Hugo schon einen neuen Besitzer gefunden hat. Er ist bereits verkauft.

Wie es mit dem Hotel weitergehen wird, steht aktuell noch in den Sternen. Der türkische Investor, der den Komplex vor vier Jahren übernahm, äußert sich bislang nicht.

Das Inventar wird am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Dezember, im Sporthotel, Kempen, Schmeddersweg 4, jeweils von 11 bis 17 Uhr zum Verkauf angeboten. Das Hotel steht dann für Besucher offen.

(tref)
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