Gemeinde Grefrath "Heiliges Land - Land mit Gewalt"

Gemeinde Grefrath · Im Grefrather Cyriakushaus diskutierten Rolf Tophoven und Dr. Wilhelm Bruners über den Terror jüdischer Extremisten. Mit Sorge beobachten sie, wie die gewaltbereitschaft zunimmt.

 Bei der Diskussion über Israel im Cyriakushaus (v.l.): Barbara Münzenberg, Dr. Wilhelm Bruners, Rolf Tophoven und Johannes Quadflieg.

Bei der Diskussion über Israel im Cyriakushaus (v.l.): Barbara Münzenberg, Dr. Wilhelm Bruners, Rolf Tophoven und Johannes Quadflieg.

Foto: wolfgang kaiser

Wohl viele Menschen, die Montagabend ins Grefather Cyriakushaus kamen, haben trotz der ständigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern Israel und vor allem Jerusalem lieben gelernt. Den zwei Experten, die vorne standen und den Dialog führten, ging es ebenso. Der katholische Theologe Dr. Wilhelm Bruners (75) und der Grefrather Rolf Tophoven (78) hatten sich diesmal ein brisantes Thema ausgesucht: "Heiliges Land - Land mit Gewalt". Den beiden Kennern der Szene ging es dabei nicht um den Terror der palästinensischen, sondern um den der jüdischen Extremisten.

Rolf Tophoven gilt schon lange als ein anerkannter Terrorismus-Experte. "Die Extremisten nehmen im Innern des Landes zu, die in einer radikalen Form das Leben der anderen verachten", sagte Tophoven und machte das vor allem an den rechtsradikalen orthodoxen Juden deutlich, für die neben der Tora das Gewehr das einzige Mittel der politischen Auseinandersetzung sei. Sicherlich sei dies nur eine Minderheit, allerdings hätte, so Tophoven, die Zahl zugenommen. Nicht zuletzt durch die Ermordung des Friedensnobelpeisträgers Jitzchak Rabin, der am 4. November 1995 in Tel Aviv durch einige Schüsse des jüdischen Fundamentalisten und Rechtsextremisten Jigal Amir tödlich verletzt worden war.

18 Jahre lang hatte Dr. Wilhelm Bruners mit einem Pastoralauftrag des Aachener Bischofs in einem österreichischen Hospiz in Jerusalem gelebt. Dort, wo auf engstem Raum Juden, Muslime und Christen zusammen leben. Auch er sprach von einem Rechtsruck, der weiter zugenommen habe. Dies beträfe übrigens auch die Regierung Israels. So gäbe es in der Knesset nur die hauchdünne Mehrheit von einer Stimme, säßen in der Koalition auch rechte und andere national-konservative Gruppen, die auch die umstrittene Siedlungspolitik unterstützen würden.

"Selig ist das Land, das keine Helden braucht", votierte der jetzt in Mönchengladbach wohnende Theologe für die Aufnahme von weiteren Friedensverhandlungen. Bruners lehnte einen zweiten selbstständigen Staat Palästina ab, hatte den sehnlichsten Wunsch, dass sich die Sprecher beider Seiten in Augenhöhe begegnen, er sagte weiter: "Beide müssen handlungsfähiger werden und endlich einmal mit dem Täter/Opfer-Denken aufhören." Nicht mit Gewalt auf Gewalt, sondern mit Weitsicht reagieren. Bruners ergänzte: "Man kennt das auch aus vielen unserer Familien, in denen es so wunderbar ist, sich in die Opferrolle zu begeben." Damit löse man aber keine Konflikte.

Rolf Tophoven erinnerte auch an den Juli des vergangenen Jahres, als jüdische Extremisten mit einem Molotow-Cocktail das Leben einer palästinensischen Familie mit dem 18 Monate alten Kind Ali Dawabsheh beendeten.

Dies sei nur einer der vielen Anschläge gewesen. Die Mörder hatten Graffitis hinterlassen, so den David-Stern oder das hebräische Wort für "Rache". Solche Botschaften würden bei sogenannten "Preisschild-Attacken" geschrieben, weil die Täter Tribut dafür verlangen, dass jüdische Siedler das Westjordanland verlassen müssen. Der Preis sei Rache.

Nach dem interessanten Dialog der beiden Israel-Kenner mischten sich auch Zuhörer ein. Einige, darunter auch ein Israeli, sprachen von einer "einseitigen Veranstaltung", da auf die vielen Attacken und Morde aus Reihen der palästinensischen Extremisten überhaupt nicht eingegangen worden sei. Tophoven gab zu, dass der Terrorismus der radikalen Palästinenser eindeutig dominanter sei, sagte aber auch: "Wir möchten sie auf keinen Fall desillusionieren, sondern wollten an dem Abend darauf hinweisen, dass auch israelische Attentäter Gewalt und Chaos provozieren möchten."

(wsc)
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