Gemeinde Grefrath Handgemachtes hält deutlich länger

Gemeinde Grefrath · Wenn in der Küche der Dorenburg die Nadeln klappern, die Wickelmaschine läuft, der Kamm in Bewegung ist und die Spinnräder rattern, dann ist der Spinn- und Handarbeitstreff eingezogen. Jeder kann dort mitmachen.

 An jedem zweiten Sonntag im Monat stehen in der Küche des Freilichtmuseums Dorenburg Handarbeit angesagt. Wer möchte, kann gern mitmachen.

An jedem zweiten Sonntag im Monat stehen in der Küche des Freilichtmuseums Dorenburg Handarbeit angesagt. Wer möchte, kann gern mitmachen.

Foto: wolfgang kaiser

Lautlos geht die am Tisch festgeschraubte Schirmhaspel auf. Mit einem einzigen Handgriff stülpt Brigitte Caspers den Garnstrang um die Arme der Haspel, nimmt den Garnanfang und beginnt, ein Knäuel aufzuwickeln. "Früher brauchte man jemand zum Wolle halten, das übernimmt jetzt die Haspel", erläutert sie. Wie es anders geht, ist bei Iris Gillessen-Brandt zu sehen. Sie wickelt auch, allerdings hilft in diesem Fall Carsten Giesen. Zwischen seinen ausgestreckten Handgelenken spannt sich der Garnstrang. Während der immer mehr abnimmt wächst das Knäuel in den Händen von Gillessen-Brandt kontinuierlich.

Ein Stückchen weiter surrt das Spinnrad. Gleichmäßig treibt der Fuß von Silke Heks die Mechanik an. Aus Wollfasern entsteht ein Faden, der sich um die Spindel wickelt. Auf dem Tisch, zwischen einem Teller voller Plätzchen, Tee- und Kaffeekannen sowie Bechern und Körben mit Wolle als auch Vlies, hat indes Sonja Utzenrath ihre Arbeitsutensilien ausgebreitet, die sich in diesem Fall deutlich von der Wolle abheben.

Es handelt sich um Lederstücke. Aus einem Leinentuch rollt sie außerdem eine Ahle, ein Ledermesser und zwei Zangen aus, ihr Werkzeug. "Das werden wendegenähte Lederschuhe aus dem 13. Jahrhundert", sagt sie. In der Küche der Dorenburg ist das Handwerk eingezogen. Inmitten der Schränke mit dem alten Porzellan, den Kupferkesseln, dem mächtigen Kamin mit seinem Feuerhaken und dem alten Holztisch wird gestrickt, genäht, gewebt, gehäkelt, gesponnen, und sogar die alte Technik des Nadelbindens ist zu sehen. "Uns fehlt bloß das Sticken. Bislang hatten wir noch niemanden, der diese Technik mitgebracht hat", bemerkt Heks lächelnd.

Jeden zweiten Sonntag im Monat ist die Küche der Treffpunkt für den Spinn- und Handarbeitstreff. Rund um den Holztisch finden sich Frauen und Männer ein, die alle dem Hobby Spinnen und Handarbeiten nachgehen. Ein jeder bringt seine Utensilien mit und arbeitet an seinem Objekt. Der Treff existiert seit Januar dieses Jahres. Die Idee dazu kam von Caspers, die regelmäßig bei Veranstaltungen im Haus Rasseln mit ihrem Spinnrad anzutreffen ist. "Ich kenne einen solchen Handarbeitstreff aus Brüggen und habe mir gedacht, warum siedeln wir so etwas nicht im Freilichtmuseum an", berichtet Caspers. Mit ihrer Idee rannte sie im Museum offene Türen ein. Schnell war klar, dass die geschichtsträchtige Küche der Dorenburg genau der richtige Ort für die regelmäßigen Zusammenkünfte ist. "Es ist einfach schön, hier zusammen zu sitzen, zu erzählen und sich auszutauschen", sagt Birgit Höffmann, die sich nicht nur der Bändchen-Weberei verschrieben hat, sondern auch die Technik des Nadelbindens beherrscht.

Das ist etwas, das die Besucher, die immer wieder neugierig hereinschauen und mehr als angenehm über das Leben in der historischen Küche begeistert sind, staunen lässt. Die Stricktätigkeit, bei der mit über dem Daumen liegenden Schlaufen und in diesem Fall einer Knochennadel gearbeitet wird, fasziniert. Neugierige Blicke fallen auch auf die Wickelmaschine, die Silvia Schnell gerade an den Tisch neben ihrem Spinnrad geschraubt hat. Kurbeln und das Knäuel entsteht, direkt von der Spindel abgerollt.

Giesen hat derweil zur Nähnadel gegriffen. Unter seinen Händen entsteht ein Kopfputz des 13. Jahrhunderts, bestehend aus Rise, Kopfband und Schleiertuch. "Es ist so, das Handgenähtes länger hält, als wenn es maschinell hergestellt wird", berichtet Utzenrath und erklärt den aufmerksam zuhörenden Besuchern direkt, warum das so ist. Bei Gillessen-Brandt kommt indes der Webkamm zum Einsatz. "Mit dieser Art des Webens kommt fast ein jeder täglich in Berührung", sagt sie. Fragende Blicke sind zu sehen. Dann löst Gillessen-Brandt das Rätsel. Autogurte werden nach dem gleichen Prinzip gewebt, das seit über 2000 Jahren existent ist.

(tref)
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