Kreis Viersen Halbzeit für den Kreisklimaschützer

Kreis Viersen · Seit Anfang 2016 beschäftigt der Kreis Viersen einen Klimaschutzmanager. Der 29-jährige Felix Schütte aus Aachen hat die Stelle direkt nach seinem Studium übernommen. Er will die Bürger motivieren, klimabewusster zu leben.

 "In meinem Geografie-Studium habe ich damit begonnen, mich mit dem Klimaschutz zu beschäftigen", sagt Felix Schütte.

"In meinem Geografie-Studium habe ich damit begonnen, mich mit dem Klimaschutz zu beschäftigen", sagt Felix Schütte.

Foto: Franz-Heinrich Busch

In seinem kleinen Garten in der Viersener Innenstadt hat Felix Schütte ein stärkeres Gefühl für das Wetter und das Klima entwickelt. Weil der März viel zu warm war, blühte der Pfirsichbaum hinter dem Haus zu früh. Es kam noch einmal Frost, die Blüten froren ab. "Dieses Jahr haben wir keine Pfirsiche", sagt der 29-Jährige. Er ist konsterniert. Gerade las er die Meldung, dass in Ostwestfalen-Lippe das Trinkwasser knapp wird. Die Bevölkerung soll sparen. Schuld ist wohl der trockene Winter und die vergangenen überdurchschnittlich heißen Tage, heißt es. "Es ist eine erschreckende Entwicklung", sagt Schütte. "Und ein Indiz dafür, dass der Klimawandel uns alle betrifft."

Schütte sitzt in seinem Büro in der ersten Etage des Kreishauses am Rathausmarkt in Viersen. Drei Pflanzen machen den Raum lebendiger, auf der Kommode steht ein Wassersprudler, daneben eine Flasche zum Auffüllen, der Schreibtisch ist aufgeräumt, hier und da liegen bunte Zettel. Auf einem Stuhl liegt ein brauner Rucksack mit dem Stadtradeln-Logo drauf, ein Flipchart führt Schütte seine Projekte vor Augen. Vor gut anderthalb Jahren trat der junge Mann hier seine neue Stelle an. Er hatte kurz zuvor die Uni abgeschlossen, nun ist er Klimaschutzmanager im Kreis Viersen. "Das klappt durchaus gut", sagt Schütte und lächelt. Gerade hat er Halbzeit, aber noch viel vor. Seine Stelle ist auf drei Jahre befristet.

Schütte wurde in Aachen geboren, hat aber den größten Teil seiner Jugend hinter der Grenze in Belgien verbracht. In Bonn studierte er Geografie, erst im Bachelor, dann kam der Masterabschluss. Die Zeit hat ihn geprägt, sagt er. "Damals habe ich angefangen, mich mit dem Klimaschutz zu beschäftigen."

Mit Schütte hat der Kreis Viersen seinen ersten eigenen Klimaschutzmanager. Dafür haben sich die Städte Viersen und Tönisvorst, die Gemeinden Grefrath und Niederkrüchten sowie der Kreis zusammengetan. "In ganz Deutschland ist ein solches Klimaschutzbündnis meines Wissens einzigartig", sagt Schütte. Von den 50 Maßnahmen im Klimaschutzkonzept soll er zwölf umsetzen und weiterentwickeln. So entwarf Schütte beispielsweise das Logo "Klimaschutz - wir mit Dir", trifft sich mehrfach im Jahr mit Vertretern der Kommunen zur aufsuchenden Energieberatung, veranstaltet Thermografie-Aktionen mit der Verbraucherzentrale und war einer der Prüfer bei der Aktion Ökoprofit. Darin wurden Unternehmen für ihre Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Außerdem erstellte der Klimaschutzmanager das Internetportal www.klimaschutz-im-kreis-viersen.de und macht als Kapitän des Kreis-Teams beim Stadtradeln mit.

65 Prozent seines Gehalts kommen vom Bund, den Rest teilen sich der Kreis und die Kommunen jeweils zur Hälfte. Danach ist eine Anschlussförderung über weitere zwei Jahre möglich. Dann allerdings schrumpft die finanzielle Beteiligung des Bundes auf 40 Prozent. Noch will sich der Kreis nicht dazu äußern, wie es weitergeht, da es erst den Stellenplan für 2019 betrifft. Die Aussichten aber sind gut: "Wir haben uns für Herrn Schütte entschieden, weil er eine sehr breit angelegte Ausbildung hat", sagt Andreas Budde vom Dezernat für Bauen und Umwelt beim Kreis. "Gleichzeitig passen seine Studienschwerpunkten Ökologie und Klimawandel sehr gut zur Tätigkeit des Klimaschutzmanagers." Schüttes Hoffnung für die Zukunft: "Dass es weitergeht", sagt er. "Im Kreis gibt es noch viel Potenzial für den Klimaschutz."

Schütte lebt seine Vorbild-Funktion. Seit zwei Jahren isst er kein Fleisch mehr und kauft viele regionale Produkte. "Der Verzicht fällt sehr leicht", sagt er. Wichtig sei, sich deutlich zu machen, wofür man es tue. "Die Viehwirtschaft ist verantwortlich für 20 Prozent der Treibhausgase", sagt Schütte. "Das ist ein ganzer Brocken."

In seiner Abschlussarbeit ging es um Afrika im Klimawandel. Im Kreis Viersen will er den Menschen zeigen, dass sie auch ohne große Einschränkungen klimabewusst leben können. "Da gibt es viele positive Aspekte", sagt Schütte. Wer etwa in der Innenstadt wohne, könne oftmals auf das Auto verzichten - alleine die Parkplatzsuche entfalle. "Dadurch spart man auch viel Zeit", sagt der Klimaschutzmanager. Er selbst ist für die Stelle an den Niederrhein gezogen. "Die Fahrerei geht gar nicht", sagt er. Jetzt wohnt er so nah am Kreishaus, dass er zu Fuß gehen kann, für längere Wege fährt er mit dem Fahrrad. Vor vier Jahren ist der 29-Jährige das letzte Mal in ein Flugzeug gestiegen. "Europa ist für Urlaube auch sehr nett", sagt er.

(RP)
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