Stadt Kempen Grüne für Stadt-Wohnbaugesellschaft

Stadt Kempen · Um den sozialen Wohnungsbau in Kempen anzukurbeln, schlagen die Kempener Grünen den Aufbau einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft vor. Auch bei der Wirtschaftsförderung sollte die Stadt selbst aktiver werden.

 Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Viersen plant am Heyerdink in Kempen preiswerte Mietwohnungen für Familien, Singles und Senioren. Das finden die Kempener Grünen zwar gut, aber sie wünschen sich eine städtische Gesellschaft, die im Wohnungsbau aktiv wird.

Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Viersen plant am Heyerdink in Kempen preiswerte Mietwohnungen für Familien, Singles und Senioren. Das finden die Kempener Grünen zwar gut, aber sie wünschen sich eine städtische Gesellschaft, die im Wohnungsbau aktiv wird.

Foto: ArchitekturBüro Thelen/GWG

Inwieweit die Vorschläge umsetzbar sind, müsste geprüft werden. Ganz von der Hand zu weisen sind die Ideen der Kempener Grünen allerdings nicht. Auch wenn der Vorschlag, Kempen solle eine eigene städtische Wohnungsbaugesellschaft gründen, nicht neu ist, hat er doch angesichts der zunehmenden Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt in der Thomasstadt durchaus einen gewissen Charme. Im Sommergespräch mit der Rheinischen Post erläuterte Dr. Michael Rumphorst, neben Monika Schütz-Madré Sprecher des Grünen-Ortsvereins, den Plan. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft für den Kreis Viersen (GWG) sei aufgrund ihrer vielfältigen kreisweiten Projekte nicht in der Lage, preiswerte Mietwohnungen in für Kempen dringend erforderlichem Maße zu bauen. Die GWG plant bekanntlich am Heyerdrink Mietwohnungen für Familien, Singles und Senioren. Es gebe auch einige Privatinvestoren, die sich im Mietwohnungsbau engagieren. Das sei zwar gut, reiche aber nicht aus. Mit einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft könne die Stadt auf dem Wohnungsmarkt flexibler agieren. Angesichts der großen Nachfrage nach preiswerten Wohnungen, die durch die Flüchtlingsfamilien noch zunehmen werde, sollte die Stadt die Chance nutzen und das Heft des Handels selbst in die Hand nehmen. Die Abwanderung von jungen Leuten aus Kempen in die Großstädte der Region könnte zudem möglicherweise gestoppt werden, wenn sie in der Thomasstadt geeigneten preiswerten Wohnraum finden würden.

Von daher sei es wichtig, auch Zielvorgaben für den sozialen Wohnungsbau festzulegen. "Wir brauchen ein Gesamtkonzept", sagt Grünen-Ratsherr Jeyaratnam Caniceus. Für Oktober planen die Grünen eine Veranstaltung zu diesem Themenkomplex. Den Grünen ist klar, dass ein solcher Plan nicht von heute auf morgen zu realisieren ist. "Aber man muss da mittel- und langfristig denken", meint Rumphorst. Und noch eins ist den Grünen wichtig: Es darf auch mal wieder in die Höhe gebaut werden. Um preiswerten Wohnraum zu bekommen, seien mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser in Neubaugebieten eine durchaus sinnvolle Alternative zu der bislang bevorzugten Einfamilienhausbebauung. Hochhäuser lehnen die Grünen für Kempen aber ab.

Eine stärkere Initiative der Stadt wünschen sich die Grünen bei einem anderen Thema: "Wir sollten eine eigene städtische Wirtschaftsförderung, die diesen Namen auch verdient, aufbauen", meint Fraktionschef Joachim Straeten. Von dem, was die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreises Viersen (WFG) in den vergangenen Jahren für Kempen geleistet hat, ist man bei der Öko-Partei ziemlich enttäuscht. Die Stadt solle in Sachen Wirtschaftsförderung stärker mit dem kreisangehörigen Technologie- und Gründerzentrum Niederrhein (TZN) zusammenarbeiten und die dortige Ideenschmiede nutzen.

Gut finden die Grünen das Engagement von Kempener Unternehmen, die vor allem in Eigeninitiative das so wichtige Netzwerken betrieben. Geradezu beispielhaft für eine Zusammenarbeit mit der Stadt sei die Ausbildungsbörse für Jugendliche von weiterführenden Schulen gewesen, die der Unternehmerkreis Kempen gemeinsam mit dem Jugendamt organisiert hatte. Der Unternehmerkreis bekommt von den Grünen ein Sonderlob. "Da sind einige sehr engagierte, kluge Köpfe am Werk", so Straeten. Die Unternehmen könnten durch einen intensiveren Austausch möglicherweise auch für die Umsetzung eines gesamtstädtisches Klimaschutzkonzept gewonnen werden. Daran ist Michael Rumphorst nach wie vor sehr gelegen. Die von der Stadt und den Stadtwerken angestoßenen Teilkonzepte für die städtischen Gebäude oder die Wartsbergsiedlung in Tönisberg sind dem Grünen-Politiker nach wie vor zu wenig.

Die Grünen unterstützen wie alle Fraktionen im Stadtrat den Prüfauftrag in Sachen Kempener Burg. Sie sind auch der Meinung, dass es vor allem auf die Kosten eines Umbaus des Denkmals zur Verwaltungsnebenstelle ankommt. Die Kosten müssten kritisch geprüft werden. Die Ergebnisse der vom Kreis in Auftrag gegebenen Markterkundung hat auch die Grünen enttäuscht. Eine Nutzung für die Stadtverwaltung in Verbindung mit Gastronomie und Kulturveranstaltungen bringt nach Ansicht der Grünen "wieder Leben in die Burg" (O-Ton Straeten). Ein gastronomisch genutzter "Burgkeller" findet besonderen Gefallen. Die Stadt solle auszuloten, ob es für einen Umbau der Burg als Verwaltungsnebenstelle möglicherweise auch öffentliche Fördergelder gibt, ergänzt Rumphorst. Beim Thema Kreisarchiv bleiben die Grünen voll auf der Linie der Ratsresolution vom vorigen Jahr: Das Archiv soll in Kempen bleiben. Auch wenn die Grünen von Plänen, das Archiv nach Viersen oder Willich abzuziehen, wenig begeistert sind, bekommt Landrat Dr. Andreas Coenen in Sachen Archiv-Neubau durchaus gute Noten. "Der hat die Sache angepackt und schlägt dabei ein ganz anderes Tempo an als unserer Bürgermeister", meint Straeten. Sollte das Kreisarchiv Kempen verlassen, müsste die Stadt ernsthaft prüfen, ein eigenes Stadtarchiv einzurichten. "Die für unsere Stadtgeschichte wichtigen Dokumente müssen hier bleiben", so Straeten.

Thema Schulsanierung: Auch wenn die Grünen das nun beschlossene Verfahren mit dem externen Planungsbüro begrüßen, ärgert sie, dass in den vergangenen Monaten unnötig viel Zeit vergangen sei. "Hätte die Verwaltung auf unseren Eilantrag aus dem vergangenen Jahr schneller reagiert, hätte das nun verschobene Aufzugprojekt sicherlich früher realisiert werden können", betont Monika Schütz-Madré und erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass ihre Partei schon seit Jahren barrierefreie Schulgebäuden fordert.

Thema Flüchtlinge: Die Kempener Grünen unterstützen den Plan, am Schmeddersweg eine größere Unterkunft für Asylbewerber zu bauen. Aber losgelöst vom Unterbringungsproblem müsse die Stadt auch die sozialpsychologische Begleitung der zum großen Teil traumatisierten Menschen stärker in den Blick nehmen. Dafür brauche man mehr qualifiziertes Personal. Das ist auf dem Arbeitsmarkt zwar derzeit knapp, aber man sollte versuchen, Personal, das in der jetzt aufgegebenen Unterkunft "Via Stenden" tätig war, zu gewinnen.

Die beschlossene Organisationsuntersuchung der Stadtverwaltung müsse abgewartet werden. Es gehe nicht darum, Stellen einzusparen, sondern um eine sinnvolle Personalentwicklung. In diesem Zusammenhang erinnern die Grünen an ihre Forderung, den Aufgabenbereich der städtischen Gleichstellungsbeauftragten neu zu definieren und ihre Arbeit, die sich bislang nur aufs städtische Personal beschränkt, künftig auch für alle interessierten Bürger zu öffnen, so Ratsmitglied Ute Straeten.

(RP)
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