Friedhof in Grefrath Kirche erlaubt Bestattung mit Haustier

Grefrath · Einzigartig in Deutschland: Auf einem katholischen Friedhof in Grefrath dürfen sich Tierfreunde mit ihren Lieblingen beisetzen lassen. Ins Rollen gebracht ht das der Antrag von Manfred Baum, der nach seinem Tod wieder mit seinem Hund "Muck" vereint sein möchte.

 Manfred Baum möchte nach seinem Tod mit seinem Hund "Muck" wieder vereint sein.

Manfred Baum möchte nach seinem Tod mit seinem Hund "Muck" wieder vereint sein.

Foto: Christoph Reichwein

Als Manfred Baum von seinem Hund "Muck" erzählt, zittert seine Stimme. Ein paar Worte bringt er über die Lippen, dann kommen ihm die Tränen. "Wir waren ein Herz und eine Seele. Zwölf Jahre lang hat er an meiner Seite gelebt", erinnert sich der 68-Jährige. Im vergangenen Oktober ist der Vierbeiner gestorben. Und in Manfred Baum reifte der Wunsch, nach seinem eigenen Tod wieder mit seinem geliebten "Muck" vereint zu sein. "Ich hörte von einem städtischen Friedhof im Raum Essen, auf dem Herrchen und Haustier gemeinsam beerdigt werden können", erinnert er sich.

Während Baum einen Antrag beim Grefrather Stadtrat stellte, eine solche Bestattungsmöglichkeit auch für den dortigen städtischen Friedhof zu prüfen, versprach ihm der Pfarrer der Grefrather Gemeinde kurzerhand, dass Baum und "Muck" auch auf dem kirchlich geführten Friedhof im Stadtteil Mülhausen bestattet werden könnten. Was der Pfarrer bei seinem voreiligen Versprechen nicht bedachte: Er brauchte die Erlaubnis des Bistums Aachen. Vor wenigen Tagen nun erreichte Manfred Baum eine gute Nachricht: Das Bistum erlaubt in Mülhausen erstmals in Deutschland die Bestattung von Mensch und Tier auf einem katholischen Friedhof.

Sowohl Mensch als auch Tier müssen eingeäschert werden

Die Erlaubnis ist an mehrere Bedingungen geknüpft. Grundvoraussetzung ist, dass sowohl Mensch als auch Tier eingeäschert werden. Zudem ist nur die Bestattung von Haustieren möglich, also verhältnismäßig kleinen Lebewesen wie Hunden oder Katzen. Die sterblichen Überreste des Tieres gelten dann als Grabbeigabe im Sinne des Friedhofs- und Bestattungsgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen und werden in einer gesonderten Urne beigesetzt.

Auch der Ablauf der Bestattung ist genau geregelt: "Nach der Friedhofssatzung findet die Bestattung der Grabbeigabe nicht zeitgleich, sondern zeitlich versetzt statt — nach der Bestattung des Verstorbenen", so Stefan Wieland, Sprecher des Bistums Aachen. Eine spezielle Erwähnung der Tiere in der Trauerfeier soll es nicht geben.

Am 3. Juni soll das Konzept für die Mensch-Tier-Beerdigung nun vom Grefrather Pfarrer der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Gut möglich, dass die auf katholischen Friedhöfen bislang einzigartige Form der Bestattung dann auch auf anderen Friedhöfen möglich wird. Laut dem Bistum Aachen haben sich zwar bisher keine weiteren Gemeinden nach der Möglichkeit erkundigt. Im Erzbistum Köln aber zum Beispiel verfolgt man die Entwicklung in Grefrath mit großem Interesse. "Wir interessieren uns für den Fall und hören beim Bistum in Aachen nach, wie genau das Ganze abläuft", so Bistums-Sprecher Christoph Heckeley.

20 Urnengräber in Grefrath vorbereitet

Manfred Baum ist von der Nachricht aus Aachen überwältigt. "Es ist bemerkenswert, dass das Bistum 'Ja' gesagt hat — gerade weil die katholische Kirche als sehr konservativ gilt." Nun will Baum nach seinem Ableben — wie "Muck" — eingeäschert werden und auf dem Friedhof in Mülhausen bestattet werden.

Möglich wäre diese Beerdigung mittlerweile aber auch auf dem städtischen Friedhof in Grefrath. Im Januar hat der Stadtrat der von Manfred Baum angeregten Änderung der Friedhofssatzung zugestimmt. Im Frühjahr dieses Jahres hat die Stadt daraufhin auf dem Friedhof einen Bereich eingerichtet, in dem sich Menschen mit ihren Haustieren beisetzen lassen können. "20 Urnengräber sind vorbereitet", erklärt Norbert Enger, Leiter des Bauamtes in Grefrath.

Ein wenig teurer als klassische Urnenbeisetzung

Interessenten an einem der Gräber gibt es indes noch nicht — es handelt sich laut Stadt um eine Vorbereitungsmaßnahme, falls andere Bürger dem Vorbild Manfred Baums folgen möchten. Auch in diesen Fällen gilt: Das Herrchen muss zuerst beerdigt werden, danach kann das eingeäscherte Haustier als Grabbeigabe beigesetzt werden. "Diese Form der Beerdigung ist ein wenig teurer als eine klassische Urnenbeisetzung", so Norbert Enger.

Bis zu seiner eigenen Beerdigung bewahrt Manfred Baum die kleine, hölzerne Urne mit "Mucks" Asche in seinem Haus auf. Nachdem der Dackel gestorben war, legte sich der Grefrather einen neuen Hund aus einem Tierheim in Spanien zu. "Ohne Hunde möchte ich nicht sein", sagt Baum. Das gilt auch für seine Frau Maria. Sie will nach ihrem Tod mit ihrem Hund "Drops" beerdigt werden.

(tsp)
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