Kempen Glabbacher wehren sich gegen Asyl-Wohnungen

Kempen · Die Politik will die Zahl der Bewohner voraussichtlich auf 120 reduzieren und diese Zahl vertraglich festschreiben.

Die Botschaft der Glabbacher war unmissverständlich. In Transparenten und Schildern warfen sie Montagabend der Stadt Nettetal vor, heimlich und auf ihre Kosten einen Deal mit dem Besitzer des Bauernhofs geschlossen zu haben, in dem einst die Diskothek Kneppenhof untergebracht war. 200 Asylbewerber, so hatte es anfangs geheißen, sollen hier für längere Zeit untergebracht werden. Viele von ihnen werden auch weiterhin fest überzeugt sein, dass die Stadt falsch spielt. Gelegenheit, ihrem Unmut Luft zu verschaffen, bot ihnen ein Ortstermin, bei dem sich Vertreter von Ratsfraktionen über den Stand der Planungen unterrichten ließen. Danach zogen sie sich zu Fraktionssitzungen zurück, um die Marschroute für die Ratssitzung am Donnerstag um 18 Uhr im Rathaus festzulegen. "Wer ist mehr wert? Investoren - Anwohner - Verwaltung?" lautete eine Frage. Ob sie beantwortet wird, bleibt abzuwarten.

Im Dezember hatte der Rat noch mehrheitlich einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, der die Umgestaltung des Kneppenhofs in eine Wohnanlage mit 15 Wohneinheiten und den Bau von zwei Einfamilienhäusern auf dem 13.000 Quadratmeter großen Gelände ermöglichen sollte. Während die Bürger auf die Offenlage warteten, liefen bereits Gespräche der Stadt mit dem Eigentümer über die Alternative, den Hof so umzubauen, dass dort 200 Asylbewerber untergebracht werden können. Nach einigen Hin und Her war Einigkeit erzielt: Der Hof wird umgebaut für Asylbewerber, es soll ein Mietvertrag über sechs Jahre abgeschlossen werden. Im Sozialausschuss zog die Politik die Notbremse und verschaffte sich mehr Zeit zum Nachdenken und zum Informieren. Sie wird die Zahl der Bewohner voraussichtlich auf 120 reduzieren und diese Zahl auch vertraglich so fixieren. Der Hof wird zu etwa drei Vierteln umgebaut, das alte Wohnhaus bleibt außen vor. Unterbringen will die Stadt hauptsächlich Familien und weniger Einzelpersonen. Zwischen Juni und August soll der Komplex vollständig bezugsfertig sein.

Eine Alternative brachten die Glabbacher selbst ins Gespräch: Abriss des gesamten Komplexes, Bau von Mehrfamilienhäusern für Flüchtlinge. In der Übergangszeit könnten Asylbewerber auf dem Gelände in Containern wohnen.

(RP)
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