Gemeinde Grefrath Gemeinsam Grenzen überschreiten

Gemeinde Grefrath · Ein neues Angebot für Jugendliche gibt an der Oedter Skateboard-Anlage. Zwei Trainer üben dort jeden Sonntag mit Jugendlichen Tricks auf dem Skateboard. Finanziert wird das Projekt über das Bundesprogramm "Demokratie leben".

 "Skaten über Grenzen" heißt das Programm, das der Kreis Viersen vor Ort in Oedt umsetzt. Sonntags treffen sich Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren auf der Skateboard-Anlage in Oedt, um gemeinsam zu trainieren.

"Skaten über Grenzen" heißt das Programm, das der Kreis Viersen vor Ort in Oedt umsetzt. Sonntags treffen sich Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren auf der Skateboard-Anlage in Oedt, um gemeinsam zu trainieren.

Foto: WOLFGANG KAISER

Wo jemand her kommt oder welche Religion er hat, welche Schule er besucht und ob die Eltern arm oder reich sind, das spielt am Sonntagmorgen auf der Skateboard-Anlage in Oedt alles keine Rolle. Hier treffen sich einfach 13 Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren, die Skateboard fahren und ein paar Tricks lernen wollen. Sie haben alle ein Brett und sie sind alle willkommen.

"Skate over bo(a)rders", Skaten über Grenzen, heißt das Workshop-Projekt, das das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend finanziert und das von der Koordinationsstelle des Kreises Viersen vor Ort umgesetzt wird. "Das Projekt ist auf sechs Monate angelegt", erzählt Leon Küsters, der seit zwölf Jahren in der Mobilen Grefrather Jugendarbeit tätig ist. Der 37-Jährige ist es auch, der Rene Triepel-Winz und Markus Winkler als Trainer engagiert hat, und der am Ende der Projektzeit mit der ganzen Gruppe in einen großen Skaterpark fahren will.

Seit Anfang Juni treffen sich die beiden passionierten Skater Triepel-Winz und Winkler jeden Sonntagvormittag mit den Kindern und Jugendlichen. Mädchen und Jungen sind dabei, Deutsche und Flüchtlinge, Anfänger und Fortgeschrittene. "Bei dem Projekt 'Demokratie leben' geht es auch darum, verschiedene Kulturen zusammenzubringen, ein niederschwelliges Angebot zu machen, an dem jeder ohne großen Aufwand und ohne Kosten teilnehmen kann", erzählt Küsters.

Von dem Geld aus dem Bundesprogramm hat der Streetworker Skateboards für jeden Teilnehmer gekauft. "Die Bretter dürfen die Jugendlichen natürlich behalten", sagt der 37-Jährige. Für die beiden Trainer gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung. "Das hat auch was mit Wertschätzung der Arbeit zu tun", findet Küsters.

Trainer Rene Triepel-Winz macht die Arbeit mit den Jugendlichen Spaß. "Ich komme gerne hier hin", sagt der junge Mann, "die Leute sind nett, nehmen Rücksicht aufeinander und haben eine gute Einstellung." Und nebenbei, da sind sich Triepel-Winz und Küsters einig, lernen die Teilnehmer eine ganze Menge. "Wer skaten kann, kann mit Frust umzugehen", sagt Küsters, der weiß, dass es Monate dauert, bis man wirklich gut auf dem Brett steht und ein paar coole Tricks beherrscht.

Mahdi kann dem nur zustimmen. "Ich habe hier gelernt, niemals aufzugeben", sagt der 18-Jährige, der aus Afghanistan stammt. Außerdem gebe das Skaten ihm Kraft und positive Energie. Aber das Treffen am Sonntagmorgen ist für den Flüchtling, der seit eineinhalb Jahren in Deutschland lebt, noch mehr. "Ich habe hier viele Leute kennengelernt und fühle mich nicht mehr so fremd." Auch die 15-jährige Misrin kommt jeden Sonntag zur Skateanlage und hat viel Spaß beim Training. Außerdem hat sie gelernt, ihre Angst zu überwinden. "Am Anfang hatte ich Angst, wenn ich die Rampe runterfahren sollte", erzählt die Schülerin, "aber die Anderen haben geholfen und mir Mut gemacht, und jetzt kann ich das schon richtig gut", sagt sie stolz. Jannis hat festgestellt, dass die große Rampe von Mal zu Mal weniger eindrucksvoll ist. "Zuerst habe ich an der kleinen Rampe gelernt, und als ich das gut konnte, habe ich es an der großen Rampe ausprobiert", erzählt der Zehnjährige. "Seltsamerweise kommt mir die große Rampe jetzt gar nicht mehr so groß vor." Selbstbewusstsein gehöre definitiv auch zu den Eigenschaften, die wachsen, wenn Kinder und Jugendliche die Chance bekommen, Grenzen zu überschreiten, sagt Leon Küsters.

(WS03)
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