Kreis Viersen Gastronomen wollen "Hygieneampel" nicht

Kreis Viersen · Auf Einladung des Gastronomieverbandes Dehoga diskutierten Politiker mit Gastwirten aus dem Kreis Viersen über die geplante Hygieneampel. Die Teilnehmer zeigten sich von diesem Instrument wenig begeistert.

Nach den Bäckern melden sich jetzt auch die gastronomischen Betriebe und die Dehoga, der deutsche Hotel- und Gaststättenverband, zu Wort. Denn auch die Betreiber von Gaststätten und Restaurants sollen bald wie bei einer Hygiene-Ampel ein "Kontrollbarometer" mit den Farben Grün, Gelb und Rot auffällig in den Eingang hängen. Und über den Farbbalken zeigt dann ein Pfeil an, ob die Anforderungen erfüllt, teilweise oder überhaupt nicht erfüllt sind. "Dies ist so unnötig wie ein Kropf", darin waren sich gestern im Kempener Lokal "Das Ercklentz" die CDU-Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk und Stefan Berger einig.

"Schon der Name des Gesetzes, das noch vor der nächsten Landtagswahl die NRW-Koalition von SPD und Grünen verabschieden möchte, ist ein Wortungetüm", sagt Marcus Optendrenk zum beabsichtigten "Kontrolltransparenzgesetz", das den Verbraucher schützen, aber Gaststätten in ihrer Substanz gefährden könne. Zumal der Bewertungskatalog mit neuen 32 Kriterien überhaupt keinen Aufschluss über die Qualität des Essens gebe. "Man braucht nur etwas nicht ordnungsgemäß dokumentiert oder die Temperatur im Kühlraum für kurze Zeit nicht richtig eingestellt zu haben - und schon kann man in die Farben Gelb oder Rot rutschen", ergänzt der Landespolitiker.

Stefan Berger kommentiert: "Dieses zusätzliche Barometer braucht kein Mensch. Durch solch ein Gesetz schürt man nur noch das Misstrauen, anstatt die mittelständischen Unternehmen stark zu machen." Zumal es derzeit völlig ausreichende Überprüfungen und Kontrollmechanismen gebe, so Berger. Neben den farbigen Balken sollen, so sieht es der Entwurf vor, von den Prüfämtern auch Noten gegeben werden, etwa für die Zuverlässigkeit des Unternehmers, für sein Hygienemanagement oder für seine Verlässlichkeit bei den Eigenkontrollen.

"Der Wust von Dokumentation und Prüflisten ist jetzt schon unglaublich, ich habe mittlerweile acht Ordner voll und sogar vor etwa neun Monaten eine Fachkraft für den immens gestiegenen Verwaltungs- und Prüfaufwand eingestellt. Das kann ein kleinerer Betrieb überhaupt nicht mehr schultern", sagt Franz-Josef Hiller, der mit seiner Frau seit 24 Jahren das Restaurant "Kaiserhof" in Schiefbahn führt. Hiller ist bei dem Gespräch ebenso dabei wie Henriette Stieger, die im von ihrer Familie geführten "Ramshof" in Neersen für das Marketing zuständig ist. Sowohl Franz-Josef Hiller als auch Henriette Stieger gehören der Dehoga Kreis Viersen an.

Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin der Dehoga Nordrhein, votierte gestern ebenfalls gegen solch ein Barometer. Dies könne unter anderem dazu führen - da es keine einheitlichen Maßstäbe bei den Lebensmittelkontrolleuren gebe -, dass bestimmte Kriterien unterschiedlich bewertet würden. Die Punktwertung suggeriere nur eine Genauigkeit und eine Objektivität, die es nicht gebe, weil der Bewertungsspielraum für die Prüfer zu groß sei. Es könne darüber hinaus zu einer falschen Gewichtung kommen. Die derzeitige Lebensmittelkontrolle funktioniere bestens, das Barometer sei schlichtweg überflüssig. Isabel Hausmann ärgerte außerdem, dass jetzt wieder einmal (wie schon beim Rauchverbot) das Land NRW eine Vorreiterrolle übernehmen soll.

"Das kommt schon einer Rufschädigung gleich, wenn beispielsweise über viele Monate hinweg der Pfeil auf Gelb oder Rot zeigt, die Mängel aber längst behoben sind und die Prüfämter aufgrund der neuen Gesetzeslage überlastet sind, um, wie eigentlich vorgesehen, nach drei Monaten die festgestellten Mängel zu überprüfen und dann das Barometer zu korrigieren", konstatierte noch Stefan Berger. Die beiden Abgeordneten hoffen, dass die Opposition im Landtag das vorgesehene Gesetz zu Fall bringt.

(wsc)
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