Stadt Kempen Freudiges Wiedersehen mit Hope

Stadt Kempen · Der weltberühmte Geiger Daniel Hope gab mit dem Zürcher Kammerorchester ein Konzert in der ausverkauften Paterskirche. Fürs restlos begeisterte Publikum gab es noch vier Zugaben.

 Daniel Hope (Mitte) leitet seit September 2016 das Zürcher Kammerorchester. Das Orchester hat 24 feste Mitglieder, zu Konzerten werden gelegentlich weitere Musiker hinzugezogen.

Daniel Hope (Mitte) leitet seit September 2016 das Zürcher Kammerorchester. Das Orchester hat 24 feste Mitglieder, zu Konzerten werden gelegentlich weitere Musiker hinzugezogen.

Foto: Thomas Entzeroth

Schön sei es für ihn, meinte Daniel Hope, wieder in Kempen zu sein. Ein freudiges Wiedersehen war es für alle Beteiligten. Immerhin kam der weltberühmte Geiger mit dem Zürcher Kammerorchester - und das hatte vor 31 Jahren den Reigen großartiger Konzerte in der Paterskirche eröffnet: am 24. September 1986 war es unter seinem damaligen Leiter Edmond de Stoutz zum ersten Klosterkonzert hier. Und beim Kempener Publikum sind Hope und die Zürcher ohnehin gern gesehene Gäste.

Bachs a-moll-Violinkonzert wird heute deutlich anders gespielt als vor einem halben Jahrhundert. Auch Hope und die Zürcher spielten die schnellen Sätze viel schneller als früher üblich. Viele Tonfolgen, die früher Legato auf einen Bogen genommen wurden, werden heute kurz hin- und hergestrichen. Springbogen und kräftige Betonungen bringen Schwung ins Spiel. Locker und fast tänzerisch klang der letzte Satz.

Im Andante ging es Hope weniger um ein breit angelegtes Belcanto-Spiel. Er artikulierte eher rezitativisch, wie eine Erzählung. Damit brachte er Artikulation und Atem in die langen Melodiebögen.

Zu Hopes Lehrern zählt auch Yehudi Menuhin. An ihn wurde mit zwei Werken erinnert. 2009, zu Menuhins zehntem Todestag, schrieb der libanesische Komponist Bechara El Khoury im Auftrag von Hope ein Werk mit demselben Titel wie Menuhins Memoiren, "Unfinished Journey" (Unvollendete Reise). Daniel Hope gestaltete die Kantilenen mit einem intensiven Ton.

Mendelssohns e-moll-Violinkonzert erfreut sich bei Geigern und Zuhörern größter Beliebtheit. Weit weniger bekannt ist sein d-moll-Konzert für Violine und Streichorchester. Es war Menuhin, der das verschollene Werk entdeckte und zur Aufführung brachte. Hope, der auch mit diesem eleganten Konzert an Menuhin erinnerte, bot als Solist und Leiter des ausgezeichneten Kammerorchesters eine vorzügliche Wiedergabe.

Mit der Pause waren Hopes solistische Aufgaben erfüllt. Er hatte ja bis dahin schon Beachtliches geleistet. Aber seine Kräfte waren offensichtlich noch nicht erschöpft. Als Konzertmeister leitete er noch den zweiten Teil des Abends mit einer von Gustav Mahler stammenden Bearbeitung des Schubert-Quartetts "Der Tod und das Mädchen". Bemerkenswert ist, wie sehr sich durch die Bearbeitung der Charakter des Werkes veränderte. Aus der subtilen Kammermusik Schuberts wurde voluminöse Symphonik. Dabei entfaltete das Zürcher Kammerorchester ein Klangvolumen wie eine große philharmonische Streicherbesetzung. Die Begeisterung in der ausverkauften Paterskirche war groß. Hope und seine Mitspieler bedankten sich mit vier Zugaben. Temperamentvoll erklangen drei Sätze aus Vivaldis vier Jahreszeiten, teils in der Originalfassung, teils in moderner Bearbeitung. Und ganz zum Schluss hieß es noch mit Brahms "Guten Abend, gut' Nacht" - mit anschließender virtuoser Hope-Solo-Variation.

(-tr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort