Stadt Kempen Freie Wähler für bürgernahe Politik

Stadt Kempen · Die politische Vereinigung setzt weiterhin auf eine Sachpolitik mit sozialer Verantwortung, ist gegen ideologischen Parteienstreit. Bei einer künftigen Nutzung der Kempener Burg sehen die Freien Wähler den Kreis in der Pflicht.

 Das geplante Neubaugebiet im Kempener Westen wird auch von den Freien Wählern begrüßt. Das Vorhaben sei auch deshalb so wichtig, weil dort bezahlbarer Wohnraum für Familien oder Alleinerziehende geschaffen werden könne.

Das geplante Neubaugebiet im Kempener Westen wird auch von den Freien Wählern begrüßt. Das Vorhaben sei auch deshalb so wichtig, weil dort bezahlbarer Wohnraum für Familien oder Alleinerziehende geschaffen werden könne.

Foto: Norbert Prümen

Ganz so leicht wollen es die Freien Wähler Kempen (FWK) den Verantwortlichen im Kempener Rathaus und im Viersener Kreishaus nicht machen, wenn es nach der politischen Sommerpause darum geht, eine Entscheidung zu treffen, wie die Kempener Burg nach dem Auszug des Kreisarchivs im Jahre 2020 genutzt werden soll. Die Freien Wähler, die eine politische Vereinigung und keine klassische Partei sind, kritisieren im Sommergespräch mit der Rheinischen Post Landrat Dr. Andreas Coenen (CDU). Es könne eigentlich nicht angehen, dass der Landrat dem Kreistag empfiehlt, das Kreisarchiv "aus der Stadt im Kreisgebiet mit der bedeutendsten Geschichte abzuziehen", sagt FWK-Vorsitzender Georg Alsdorf. Er gehörte früher viele Jahre der Partei des heutigen Landrates an, wechselte dann von der CDU zu den Freien Wähler. Dass das Kreisarchiv aus Kempen nach Dülken umzieht, hat die Wählervereinigung von Anfang an kritisiert. Doch die Entscheidung für den Neubau in Dülken hat der Kreistag getroffen. Und sie ist auch nicht mehr rückgängig zu machen. Aber deshalb gleich für viel Geld - auch die laufenden Kosten für Personal und Betrieb einer solchen Einrichtung müssten berücksichtigt werden - gleich ein neues eigenständiges Stadtarchiv zu bauen, sei dem Steuer zahlenden Bürger nicht zu vermitteln. Die Freien Wähler hätten deshalb gegen den SPD-Antrag, ein neues Stadtarchiv zu bauen, sagt der FWK-Fraktionsvorsitzende Udo Kadagies. Schließlich sei man doch vor Jahren antreten, "um Sachpolitik mit sozialer Verantwortung zu machen", betont Kadagies. Wichtig sei es nun, den Blick nach vorne zu richten, und dafür zu sorgen, dass das Interesse am Archiv vor allem bei Schülern stärker als bisher geweckt werde. Dazu sei ein pädagogisches Konzept erforderlich. Der neue Kreisarchiv Dr. Michael Habersack bringe dafür gute Voraussetzungen mit. Richtig sei es auch, die Kosten für Bustransfers von Kempener Schulklassen nach Dülken und zurück zu finanzieren. Auch dabei sei der Kreis in der Pflicht, meint FWK-Mitglied Christian Gehlen.

In Sachen künftiger Nutzung der Burg sei der Kreis ebenfalls in der Verantwortung. "Landrat Coenen will die Burg loswerden", sagt Udo Kadagies. "Wir erwarten Solidarität und finanzielle Beteiligung durch den Kreis. Gut ist, wenn die Kreisvolkshochschule Ankermieter der Burg würde", so der FWK-Fraktionsvorsitzende. Ansonsten müsse man abwarten, was die Machbarkeitsstudie zur Burg bringe. Die Burg sei zwar ein wichtiges Objekt für Kempen (Alsdorf), aber man dürfe bei der Entscheidung, wie es mit dem Gebäude nach dem Auszug des Kreisarchivs weitergehe, nichts übers Knie brechen.

Den Ankauf der drei noch zu bauenden Bürogebäude auf dem ehemaligen Arnoldgelände an der Schorndorfer Straße haben die Freien Wähler politisch mitgetragen. Der Bedarf an vernünftigen Unterbringungsmöglichkeiten für die Stadtverwaltung sei da, die Lage der drei Bürogebäude in unmittelbarer Bahnhofsnähe für die Bürger gut. Vorteil bei diesem Projekt: "Hier muss nicht erst langwierig geplant werden und der Kaufpreis ist vergleichsweise günstig", sagt Kadagies. Niemand habe eine zeitnah umsetzbare Alternative aufgezeigt, ergänzt er.

Beim Thema Schulsanierung seien die ersten Schritte getan. Mit der von den Architekturbüros vorgelegten Bestandsanalyse wisse man nun, was wo zu tun ist. Jetzt gelte es, eine Prioritätenliste zu erarbeiten und dann Schritt für Schritt umzusetzen. Wichtig sei es, die Kosten dabei immer im Blick zu behalten und auf öffentliche Fördermittel zurückzugreifen.

Beim geplanten Begegnungs- und Integrationszentrum in der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert erwarten die Freien Wähler, dass die Sanierung des Gebäude mit externer Unterstützung eines Architekten noch bis Ende 2018 gelingt. Außer Frage steht aus Sicht der Wählervereinigung, dass das städtische Hochbauamt personell verstärkt werden muss. Aber es sei halt schwierig, geeignetes Personal zu finden. Dieses Problem sehen die Freien Wähler auch bei der Neubesetzung der Stelle des Technischen Beigeordneten. Amtsinhaber Stephan Kahl geht im Frühjahr 2018 in Ruhestand. Die Stelle ist derzeit ausgeschrieben, die Dotierung aber für wirkliche Spitzenkräfte wohl nicht attraktiv genug. Auf diesem Posten brauche die Stadt einen Profi, der sich vor allem als Moderator für die künftigen Planungsprozesse verstehe.

Ein solcher Prozess wurde für das geplante Neubaugebiet Kempen-West gerade begonnen. Das Vorhaben sei ganz wichtig, insbesondere um bezahlbaren Wohnraum für Familien oder Alleinerziehende zu schaffen, meint FWK-Mitglied Christian Gehlen. Das nun gestartete Verfahren finden die Freien Wähler gut. Für eine Erschließung ist aus ihrer Sicht allerdings eine Umgehungsstraße, die den Kempener Außenring im Westen schließt, wichtig. Eine von den Grünen vorgeschlagene eigene städtische Baugesellschaft lehnen die Freien Wähler ab. Mit der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) des Kreises Viersen sei Kempen immer gut gefahren.

Eine von der SPD ins Gespräch gebrachte neue zentrale Sportanlage an der Königshütte lehnen die Freien Wähler ab. Die Wege dorthin seien vor allem für die jungen Sportler aus St. Hubert und Tönisberg zu weit. Dort sollten die vorhandenen Sportanlagen ausgebaut und modernisiert werden, so Udo Kadagies. Die Ansiedlung des Unternehmens Hefe van Haag in Kempen wird ausdrücklich begrüßt. FWK-Handelsexperte Werner Rennes sieht die Situation bei den Nahversorgern im Hagelkreuz und in Tönisberg kritisch. "Die Anwohner sollten das gute Angebot unbedingt nutzen", lautet der Appell der Freien Wähler. Für die Kempener Innenstadt wünschen sich die Freien Wähler endlich einheitliche Öffnungszeiten der Geschäfte und freies WLAN. Auch ein neues Hotel sei wichtig. Eventuell könnte es neben dem Kolpinghaus entstehen. Einen Interessenten für ein solches Projekt gäbe es schon, sagt FWK-Vorsitzender Alsdorf.

Auch die Freien Wähler wollen das Projekt "Blühstreifen" vorantreiben. Ratsmitglied Rennes hat seinen Garten in diesem Sinne schon mal umgestaltet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort