Gemeinde Grefrath Flüchtlingsarbeit besser vernetzen

Gemeinde Grefrath · Der Grefrather Eckhard Klausmann möchte die Chancen für Asylbewerber bei Ausbildung und Arbeit verbessern. Ihm schwebt eine kreisweite Koordinierung aller Angebote vor. Der SPD-Abgeordnete Schiefner unterstützt das Anliegen.

 Der Grefrather Eckhard Klausmann wurde im vorigen Jahr für seine ehrenamtliche Arbeit mit dem Integrationspreis des Kreises Viersen ausgezeichnet.

Der Grefrather Eckhard Klausmann wurde im vorigen Jahr für seine ehrenamtliche Arbeit mit dem Integrationspreis des Kreises Viersen ausgezeichnet.

Foto: Franz Heinrich Busch (bsen)

"Demokratie leben" - so heißt ein Bundesprogramm, das auch dem Kreis Viersen in den nächsten fünf Jahren Fördermittel von rund 400.000 Euro zur Verfügung stellt, um unter anderem Maßnahmen gegen Rechtsextremismus oder Islam- beziehungsweise Muslimefeindlichkeit zu entwickeln. Dazu gibt es einen begleitenden Ausschuss, in dem auch der Grefrather Eckhard Klausmann mitarbeitet. Außerdem engagiert sich der 62-Jährige seit mehr als einem Jahr in der Grefrather Flüchtlingshilfe. Und Klausmann, ein selbstständiger Kaufmann, hat eine Vision. Er sagt: "Es müsste über die Kirchtürme der Orte hinweg auf Kreisebene eine koordinierende Stelle geben, die zum Beispiel den Flüchtlingen hilft, Praktikums-, Arbeitsplätze oder Wohnungen in anderen Gemeinden und Städten des Kreises Viersen zu bekommen."

Ohne die wichtige Arbeit der vielen Ehrenamtler in den einzelnen Kommunen infrage stellen zu wollen, erhofft sich Eckhard Klausmann dadurch Verbesserungen: "Jeder von uns werkelt irgendwie vor sich hin, entwickelt Projekte, die nichts kosten dürfen und die dann speziell nur den Flüchtlingen in den eigenen Ortsgrenzen angeboten werden, das könnte anders sein", nennt Klausmann beispielsweise Begegnungsfeste für alle Bürger, Kleiderkammern oder so genannte Fahrrad-Repair-Cafés.

 Der Bundestagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende Udo Schiefner unterstützt das Anliegen, die Flüchtlingsarbeit besser zu vernetzen.

Der Bundestagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende Udo Schiefner unterstützt das Anliegen, die Flüchtlingsarbeit besser zu vernetzen.

Foto: BUSCH

Klausmann, der kein Parteibuch hat, meint aber auch den Wohnungs-, Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und nennt ein Beispiel: "Bei uns in Grefrath leben derzeit etwa 240 Flüchtlinge, davon haben etwa 170 bis 180 bereits einen Status, die meisten dürfen drei Jahre bleiben, dürfen also arbeiten." Warum nicht in Betrieben etwas außerhalb ihres direkten Wohnortes?

Der 62-Jährige hat mit seinem Team, darunter sind unter anderem Bettina Wimmers und Margit Heinze-Süselbeck, auch schon einige Erfolgserlebnisse. So arbeitet seit wenigen Wochen ein in Grefrath wohnhafter syrischer Flüchtling, er ist Ende 30, als Pflegekraft in den Krefelder Helios-Kliniken. Ein anderer, ein 19-jähriger Somalier, absolvierte kürzlich ein Praktikum in der Nettetaler Baumschule Lappen. Er kann dort wahrscheinlich bald eine Ausbildung beginnen. Es müsse ein Netzwerk aufgebaut werden mit einer Plattform, die sowohl für Asylbewerber als auch Wohnungseigentümer oder Betriebe nützlich sein könnte, meint Klausmann.

Dies ließe sich, so der Grefrather, auch auf andere Bereiche ausdehnen. So fänden derzeit die wichtigen Integrationskurse der DAA nur in Breyell und Viersen statt. "Warum karrt man die Menschen überall hin, statt die Bedarfe abzufragen und dann diese Kurse näher an die Menschen zu bringen", fragt Klausmann.

In dieser Sache hat Klausmann auch schon Kontakt mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner aufgenommen. Der Kempener, der auch dem Viersener Kreistag angehört, begrüßt eine solche Vernetzung, wovon auch die Arbeit der Ehrenamts-Koordinatoren in den Kommunen gestärkt werden könnte. Dazu muss man wissen, dass sich SPD und Grüne schon im vergangenen Jahr auf Kreisebene für ein kommunales Integrations-Zentrum (KIZ) stark gemacht hatten, dafür aber im Kreistag keine Mehrheit fanden. "Dieses KIZ war wohl der CDU und FDP zu bildungslastig, außerdem wurden Befürchtungen geäußert, man pfusche dadurch in die Arbeit in den Kommunen rein", meint Schiefner. Jetzt könne ein neuer Einstieg erfolgen.

Da die Überlegungen erst in den Anfängen sind, denken Klausmann und Schiefner jetzt erst einmal über das weitere Prozedere nach. "Vielleicht laden wir zunächst zu einem Runden Tisch ein, um von den Ehrenamtlern in den Kommunen zu erfahren, wo es hakt und welche Verbesserungen gewünscht werden", meint Schiefner. Klausmann schlägt eine ortsübergreifende Veranstaltung, an der auch Betriebe teilnehmen sollten, die Praktikums-, Ausbildungs- und feste Arbeitsplätze anbieten, vor. Der Grefrather begrüßt es jedenfalls, wenn es beim Kreis eine entsprechende Anlaufstelle gebe. Schiefner will das Thema jetzt erst einmal in seiner SPD-Kreistagsfraktion zur Sprache bringen. Ob daraus ein Antrag folgt, steht derzeit noch nicht fest.

(wsc)
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