Stadt Kempen Flüchtlinge besser auf Schule vorbereiten

Stadt Kempen · Die Stadt Kempen hat, wie andere Kommunen auch, Probleme, ausländische Kinder und Jugendliche auf den Unterricht in Regelklassen vorzubereiten. Prognosen über die Zahl der Flüchtlingskinder, die noch kommen werden, gibt es nicht.

 Im Kempener Berufskolleg an der Kleinbahnstraße gibt es eine internationale Förderklasse. Lehrer Dr. Rainer Winkler bereitet die jugendlichen Flüchtlinge mit seinen Kollegen intensiv auf den Regelunterricht vor.

Im Kempener Berufskolleg an der Kleinbahnstraße gibt es eine internationale Förderklasse. Lehrer Dr. Rainer Winkler bereitet die jugendlichen Flüchtlinge mit seinen Kollegen intensiv auf den Regelunterricht vor.

Foto: Kaiser

Wie lange reicht der Platz an den Kempener Schulen für Kinder und Jugendliche, die dort als Flüchtlinge lernen? Auf diese Frage kann Erster Beigeordneter Michael Klee keine Antwort geben. Sein Problem: Auch er weiß nicht, wie viele Flüchtlinge in diesem Jahr noch nach Kempen kommen werden - zudem weiß er nicht, wie viele Schüler für die Grund- und weiterführenden Schulen sowie die Berufskollegs darunter sind. "Eine Prognose ist nicht möglich, da die Zuweisungen von mehreren Faktoren abhängen", sagt Klee.

Nach der Einschätzung des zuständigen Beigeordneten funktioniert "das System im Moment noch gut". Ausgehend von den Flüchtlingszahlen 2015 wagt Klee eine Prognose von 440 bis 600 Personen, die das Land NRW Kempen zuweisen könnte. Klee sieht eine grundlegende Schwierigkeit: "Die Neuankömmlinge sind nicht auf das Regelschulsystem vorbereitet", sagt er. Spezielle Vorbereitungskurse könnten eine Lösung sein. Dort könnten die Flüchtlingskinder die deutsche Sprache erlenen, Schreibkenntnisse erwerben, soziale Strukturen kennenlernen und sich in das Schulsystem einfinden. Erst dann sollten sie eine Regelschule besuchen.

Eine Umsetzung dieser Idee - neben der Herausforderung der Inklusion - hält Klee für "nicht ganz einfach". Wenn die Vorbereitungskurse an Grund- und weiterführenden Schulen laufen, sind dazu Platz und Personal notwendig: "Das würde nur mit einer bestimmten Anzahl an Mitarbeitern funktionieren", sagt Klee.

An den Kempener Grundschulen wurden bisher - so die Auskunft von Stefan Kirchwehm von Schulverwaltungsamt - 28 Flüchtlingskinder aufgenommen. Steigt deren Zahl, könnte die Klassengröße zum Problem werden. "Keiner weiß, wie viele kommen werden", sagt Sabine Stammen von der katholischen Astrid-Lindgren-Schule in Kempen. Bereits jetzt seien die Klassen relativ voll: "Über 30 Kinder in einer Klasse sind nicht sinnvoll", sagt die Grundschulrektorin. Zurzeit sei die Zahl der Neuankömmlinge derart niedrig, dass sie den einzelnen Klassen zugeordnet werden. Im schulischen Alltag, etwa bei der Sprachvermittlung, würden auch Ehrenamtler helfen.

Am Rhein-Maas-Berufskolleg des Kreises mit insgesamt 3600 Schülern lernen derart viele Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien, dass für sie neue Klassen gebildet wurden. In diesen so genannten "Internationalen Förderklassen" werden zurzeit Asylbewerber unterrichtet: Drei Klassen gibt es am Standort Tönisvorst, eine in Kempen. Doch auch dort sind die Kapazitäten endlich, sagt der stellvertretende Schulleiter Hans Kettler: "Wir könnten noch 30 Jugendliche aufnehmen." Dabei seien nicht die räumlichen Kapazitäten das Problem, sondern das notwendige Personal: "Das würde davon abhängen, ob wir zwei zusätzliche Stellen zur Verfügung hätten", so Kettler.

Während an der Kempener Gesamtschule, die sich im Aufbau befindet, noch keine Asylbewerber lernen, sieht das an der Erich Kästner Realschule und am Gymnasium Thomaeum anders aus. "Bisher greift das Konzept, die Flüchtlinge ihrem Alter entsprechend in die Klassen zu integrieren", sagt Realschulleiterin Sigi Strohe. Doch sobald mehr Kinder kommen, müssten vielleicht eigne Klassen eingerichtet werden. Bisher sei deren Förderung dank der großen Hilfsbereitschaft bei Lehrern, Schülern und Eltern gelungen. Am Thomaeum kümmert sich Saskia Burgmeister in den fünften und sechsten Klassen um die Neuankömmlinge, die erstmal Deutsch lernen müssen: "Wir haben leider nicht genügend Lehrer, die das stemmen könnten, schon gar nicht ausgebildete Lehrer für Deutsch als Fremdsprache (DaF)", sagt sie, die freiwillig mehr bezahlte Stunden übernommen hat. Deshalb mussten Kollegen Burgmeisters Unterrichtsstunden übernehmen - das bedeutete einige Umplanungen im laufenden Schuljahr: "Unsere Lösungen sind Notlösungen." In die DaF-Gruppe ließen sich sicher noch vier bis sechs Schüler integrieren, dennoch gebe es ein Problem mit dem unterschiedlichen Stand der Deutschkenntnisse: "Ebenso sind unsere Klassen, denen wir die Kinder zuordnen, praktisch voll." Nach ihrer Einschätzung könne jede Klasse nur bis zu drei Schüler auffangen, für die Deutsch nicht die Muttersprache sei.

(RP)
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