Gemeinde Grefrath Fliegen - die grenzenlose Freiheit

Gemeinde Grefrath · Thomas van de Ven hat ein Hobby, das ihn regelmäßig in die Luft gehen lässt. Er ist Segelflieger. Der Niederländer, der dem Luftsportverein Grenzland angehört, betrachtet seine Heimat am liebsten von oben und das in einem Rhönsegler.

 Thomas van de Ven holt seine Ka 6 aus dem Transportbehälter. Der Segler stammt aus den 60er-Jahren, ist aber noch gut in Schuss.

Thomas van de Ven holt seine Ka 6 aus dem Transportbehälter. Der Segler stammt aus den 60er-Jahren, ist aber noch gut in Schuss.

Foto: bianca treffer

Schon beim Öffnen des Trailers strahlen die Augen von Thomas van de Ven. Vorsichtig löst er die Verankerungen, die den Flugzeugkörper in dem langen Anhänger fixieren, und entfernt die Schutzkissen, um sein Schätzchen Stück für Stück herauszuziehen. Seine weiße Ka 6 mit den rot abgesetzten Flächen wird Stück für Stück sichtbar. Es handelt sich um ein historisches Segelflugzeug, einen sogenannten Rhönsegler. Die Firma Schleicher baute die Ka 6 in den Jahren 1956 bis 1965. "Die Ka 6 ist ein Holzflugzeug. Sie wurde damals für den Hochleistungssegelflug entwickelt. Sie steigt sehr gut und man kann hervorragend mit ihr kreisen. Segelflugspaß pur", lobt der Niederländer das Modell.

Mit ihr und einem weiteren Rhönsegler, den er ebenfalls sein eigen nennt, erkundet van de Ven die Heimat aus luftiger Höhe. Es sei herrlich, über Land zu fliegen und alles aus der Perspektive eines Vogels zu sehen, erzählt der Segelflieger. Wenngleich man im Cockpit eigentlich nicht die Zeit habe, die Landschaft, die unter und vor einem liege, ausdauernd zu betrachten, fügt er lächelnd an. Segelfliegen erfordert höchste Konzentration. Es gilt am laufenden Meter, Entscheidungen zu treffen. Man ist mit der Thermik beschäftigt, die es auszunutzen gilt, um so lange wie möglich zu fliegen.

 Regelmäßig treffen sich Besitzer von Rhönseglern auf dem Flugplatz Niershorst.

Regelmäßig treffen sich Besitzer von Rhönseglern auf dem Flugplatz Niershorst.

Foto: wolfgang kaiser

Wie hoch ist man, wo ist man genau, kommt ein anderes Flugzeug in der eigenen Flughöhe. Auch wenn der Segelflieger während des Fluges mit vielen Aufgaben konfrontiert wird, so beschreibt van de Ven das Fliegen als Genuss und Entspannung pur. "Wenn die Sonne langsam beginnt unterzugehen, man sich im Gleitbereich des Flugplatzes befindet und Stunden davor über Land gegangen ist, dann ist das ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Wenn man fliegt und hört nur das Geräusch des Windes, das ist einmalig", schwärmt van de Ven.

Ihn selber erwischte der Segelflieger-Virus 1989, wobei die Ausbildung bei der Royal Air Force (RAF) Brüggen anfing. Van de Ven war zu dieser Zeit Hauptfeldwebel und im Joint Head Quarters Rheindahlen stationiert. "Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Flugstunde in einer ASK 21. Mein Fluglehrer war Tornadopilot bei der RAF. Kaum waren wir nach dem Windenstart ausgeklinkt, da machte er drei Loopings mit mir. Ich war als Anfänger total beeindruckt und ich glaube, das hat mich geprägt", erzählt van de Ven. Er absolvierte seine Ausbildung nach den deutschen Regeln und als er nach Seedorf in Norddeutschland versetzt wurde machte er dort nahtlos weiter. 1991 war er endlich der stolze Besitzer eines deutschen Segelflugscheines.

Es war auch das Jahr, als der Niederländer zurück nach Venlo ging. Er wurde Mitglied des Segelflugvereins Venlo und etwas später auch beim Luftsportverein Grenzland. Die Liebe zur Ka 6 besteht bei dem Segelflieger bereits seit Jahren. Seine erste Ka 6 kaufte van de Ven zusammen mit einem Freund. Sie nahmen das Flugzeug komplett auseinander und überholten es. Vor dem Hintergrund, dass der Niederländer einen Sponsor gefunden hatte, erhielt der Rhönsegler eine knallgelbe Lackierung und am Ruder wurde eine Maus mitsamt einem Käse aufgespritzt.

"Die gelbe Ka 6 mit der Maus wirkte überall wie ein Magnet. Alle wollten immer Fotos von ihr machen", erinnert sich van de Ven. Eine andere Ka 6 von ihm wurde Modell für Kalenderfotos. Eins ist van de Ven ganz wichtig und das ist das Heranführen junger Menschen an den Segelflugsport. Dabei gilt es mit Vorurteilen aufzuräumen, dass Segelfliegen unerschwinglich ist. Es ist kein elitärer Sport, sondern einer für Menschen, die einmal Höhenluft geschnuppert und ihr Herz daran verloren haben.

(tref)
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