Gemeinde Grefrath Einkaufen wie in alten Zeiten

Gemeinde Grefrath · Der Tante-Emma-Laden im Niederrheinischen Freilichtmuseum ist ab Samstag wieder geöffnet. Neuer Betreiber ist der Verein "Kindertraum". Behinderte Mitarbeiter bieten Altbewährtes an, gehen aber auch neue Wege

 Im neu gestalteten Tante-Emma-Laden, der am Samstag wieder öffnet (v.l.): Alice Kiwall, Anke Wielebski, Jan Barendsma und Antonius Kiwall.

Im neu gestalteten Tante-Emma-Laden, der am Samstag wieder öffnet (v.l.): Alice Kiwall, Anke Wielebski, Jan Barendsma und Antonius Kiwall.

Foto: wolfgang kaiser

Das ging schnell: Nur gut acht Wochen nach der Schließung des Tante-Emma-Ladens im Niederrheinischen Freilichtmuseum eröffnet er am kommenden Samstag unter neuer Leitung. Die bisherigen Inhaber, Monika und Dieter Schommer, haben sich in den Ruhestand zurückgezogen. Der Laden liegt jetzt in den Händen des Vereins "Elterninitiative Kindertraum" aus Nettetal.

Die Regale sind schon eingeräumt, die historische Registrierkasse steht bereit, Tische und Stühle warten auf die ersten Gäste. "Der Verein wird den Laden in bewährter Manier weiterführen, aber auch neue Wege gehen", sagte gestern Museumsleiterin Anke Wielebski bei der Vorstellung des neuen Partners. Antonius Kiwall, Stellvertretender Vorsitzender von "Kindertraum", und sein Team haben nach eigenen Angaben bereits viele Ideen.

Als Beispiel nannte er den Verkauf von Bürsten: "Die gab es früher überall." Die Apfelchips werden künftig selbst gemacht, "auf dem Museumsgelände wachsen schließlich genug Obstbäume." Angedacht ist auch die Herstellung von Seifen mit unterschiedlichen Duftnoten.

Aushängeschild als neue "Tante Emma" ist Alice Kiwall. "Kindertraum" führt und bewirtschaftet den Laden in Eigenregie und bietet Erfrischungsgetränke, Kaffee, Tee, selbst gebackenen Kuchen, regionale Spezialitäten und natürlich die bewährte "Süße Tüte" an. Die behinderten Mitarbeiter - fünf an der Zahl - haben langjährige Service- und Küchenerfahrung aus ihrer Arbeit in einer Jugendherberge. In den vergangenen Wochen wurden sie besondern geschult - schwerpunktmäßig im Backen von Kuchen.

Auf diese Weise ermöglicht "Kindertraum" es diesen Menschen, uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Im Tante-Emma-Laden arbeiten sie unter fachlicher Anleitung und sozialer Betreuung. "Das ist wichtig, um die Handlungskompetenz zu erweitern und zu mehr Autonomie und Selbstverwirklichung zu gelangen", erklärt Jan Barendsma, Projektkoordinator des Vereins im Freilichtmuseum. Die Zusammenarbeit mit "Kindertraum" läuft seit 2011. Menschen mit Behinderung haben unter anderem unter der Regie von Baumeister Kiwall die Miertz-Kate neu aufgebaut und pflegen heutzutage mit sichtlichem Erfolg das Museumsgelände.

Die Idee, den Tante-Emma-Laden mithilfe von "Kindertraum" wieder zu öffnen, entstand bei einer gemeinsamen Kaffeepause von Anke Wielebski und Jans Barendsma. "Der Laden ist einer unserer zentralen Punkte, in dem man nicht nur zuschauen, sondern auch in die Regale greifen kann", sagt die Museumsleiterin. "Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, den Tante-Emma-Laden wieder mit Leben zu erfüllen und Geschichte für unsere Besucher erlebbar zu machen", sagt Kulturdezernent Ingo Schabrich. Dass der integrative Aspekt noch dazukomme, mache das Projekt besonders schön.

Die Zukunft beginnt für die neuen Betreiber gleich mit Großveranstaltungen. Über die Pfingsttage finden nämlich die Messe "GartenLeben" und die Internationalen Bügelmeisterschaften statt. An normalen Tagen ist der Tante-Emma-Laden von 10 bis 18 Uhr geöffnet, außer montags.

Übrigens: Der Kreis hat den Laden prächtig eingerichtet. Was Barendsma noch fehlt und auch im Museumsfundus nicht vorhanden ist: eine funktionierende Original-Langnese-Kühltruhe aus den 70er-Jahren.

(RP)
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