Gemeinde Grefrath Eine Reise in die Vergangenheit

Gemeinde Grefrath · Waffeln im Feuer backen, Hühner füttern und Butter machen - all das und noch viel mehr ist im Niederrheinischen Freilichtmuseum angesagt. Das Ferienprogramm "Daheim am Niederrhein" hat jetzt begonnen.

"Für unser heutiges Thema brauchen wir auch die richtige Kleidung", sagt Kevin Gröwig und macht neugierig. Die 19 Kinder im Alter zwischen sechs und neun Jahren blicken aufmerksam zum Museumspädagogen des Niederrheinischen Freilichtmuseums hinüber. Die Frage, was zum Thema "Leben und Arbeiten auf dem Land vor 150 Jahren" kleidungstechnisch passt, steht allen ins Gesicht geschrieben. Zusammen mit Honorarkraft Luzy Guthmann geht es in Richtung Schrank im Eingangsbereich. Für die Mädels gibt es weiße Hauben und Schürzen, für die Jungs braune Westen und Käppis. "Die Mützen sehen aus wie die von Michel Lönneberga", meint Moritz, schlüpft in die Weste und setzt sich mit sichtlicher Begeisterung die Mütze auf. Bei den Mädels dauert es etwas länger. Die Haare wollen gut unter der Haube versteckt werden und beim Schleifen binden auf dem Rücken ist Hilfe gefragt.

Mit einem Bollerwagen geht es zur Hofanlage Hagen, denn hier gibt es noch etwas, was unbedingt dazugehört. "Ihr bekommt jetzt alle die Gummistiefel des Niederrheins", sagt Gröwig. Sekunden später ist das Rätsel gelöst. Gröwig hat eine Tür aufgesperrt und greift zu Klompen, die zuhauf in den unterschiedlichsten Größen in einem Regal liegen. "Das sind Holzschuhe, die die Menschen auf dem Land damals trugen. Sie waren robust, bequem und sogar wasserdicht. Wenn ein Pferd auf den Fuß trat passierte auch nichts", zählt Gröwig die Vorteile auf. Die Jungs hätten damit sogar Fußball gespielt, fügt er an. Schuhe werden gegen Klompen getauscht, wobei die meisten ihre Schuhgröße wissen und der Tausch flott geht. "Ganz schön komisch. Bequem ist das nicht", meint Hannah mit skeptischem Blick. Doch der Klapperspaß bei der Fortbewegung wiegt das ungewohnte Gehen in Holz auf. "Mit den Schuhen könnt ihr Musik machen", schlägt Guthmann vor, was ein lautes, mehrstimmiges Klackern nach sich zieht.

Noch ein schneller Abstecher in die Scheune, wo Gröwig den Beruf des Holzschuhmachers vorstellt und alle einmal ein unbehandeltes Stück Pappelholz in die Hand nehmen dürfen. Daraus wurden die Schuhe hergestellt. Es geht weiter in Richtung Hofanlage Rasseln. "Die Kinder auf dem Land haben schon früh ihren Eltern geholfen, eine Tätigkeit war das Füttern der Hühner", erklärt Gröwig. Guthmann greift indes zum Futter, wobei die freilaufenden Hühner schon lange mitbekommen haben, dass es gleich etwas geben wird. Jeder Teilnehmer bekommt etwas Futter. Während die einen Körnchen für Körnchen auf den Boden rieseln lassen, sind andere mutiger und erlauben den Hühnern die Körner direkt von der Hand zu picken. Eine kitzelige, lustige Angelegenheit sind sie sich sicher.

Noch ein Abstecher zum Backhaus, wo das Dorenburg-Brot gerade aus dem Ofen kommt und probiert werden kann, dann geht es ans Butter machen. Die wird für die Waffeln genötigt, die zum Abschluss im alten Waffeleisen über dem Feuer gebacken werden sollen. Gröwig verteilt Marmeladengläser und erklärt das Prozedere. Dass aus der Sahne im Glas Butter werden soll und gleichzeitig Buttermilch entsteht, können sich die meisten nicht vorstellen. Doch bis es soweit ist, ist Muskelkraft angesagt. Die Sahne in den Gläsern muss nämlich ordentlich geschüttelt werden und das über mehrere Minuten. Die Flüssigkeit, die zuerst schwappt, wird zu Sahne, um dann mit einem Geräusch die nächste Verwandlungsstufe anzuzeigen. Butterklumpen haben sich gebildet und schlagen in der ebenfalls frisch entstandenen Buttermilch mit einem Klock-Klock gegen die Glaswand. Die Kinder sind fasziniert. So leckere Waffeln haben sie noch nie gegessen.

(tref)
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