Gemeinde Grefrath Eine perfekte Nacht zum Gruseln

Gemeinde Grefrath · Das Hexendiplom erlangen, merkwürdige Gestalten kennenlernen, der Leichenkutsche begegnen, sich auf den Spuren des Aberglaubens bewegen. Mehr als 600 Museumsbesucher erlebten eine Walpurgisnacht der Extraklasse.

 In der ehemaligen Kornbrennerei des Grefrather Freilichtmuseums begrüßte Walpurga McGonagall - alias Stephanie Cornély - (links) die jungen Besucher, die die Prüfung fürs Hexendiplom ablegen wollten.

In der ehemaligen Kornbrennerei des Grefrather Freilichtmuseums begrüßte Walpurga McGonagall - alias Stephanie Cornély - (links) die jungen Besucher, die die Prüfung fürs Hexendiplom ablegen wollten.

Foto: Achim Hüskes

Eine Reihe von schwebenden Kerzen taucht die Kornbrennerei des Niederrheinischen Freilichtmuseums in ein geheimnisvolles Halbdunkel. Direkt unter den Kerzen glitzert eine Glaskugel. Ein Stückchen daneben zieht eine mumifizierte Hand unter einer Glasglocke die Blicke auf sich. Alraunensaft, Ewige Jugend, Verwandlungselixier, Einhorntinktur - die Beschriftungen, die auf den gewaltigen Steingutgefäßen in den Regalen zu lesen sind, muten merkwürdig an. Auf Fässern stehen Flaschen mit Aufschriften wie Skelettpolitur und Poison. Auf einem Glas mit grauen Kugeln ist auf dem Etikett das Wörtchen "Trollpopel" zu lesen ist. Goldene Schnatze liegen zu Dutzenden auf einem Teller, in einem Korb befinden sich hölzerne Zauberstäbe und in zwei Gläsern stapelt sich allerlei "Gewürm". Mitten im Hexenladen, der "Magie für alle Gelegenheiten" verspricht, wie ein Schild zwischen mehreren Laternen vor der Tür verrät, geht es geheimnisvoll zu.

"Da kommt die nächste Anwärterin auf das Hexen-Diplom", begrüßt Walpurga McGonagall, besser bekannt als Stephanie Cornély, lächelnd die nächste junge Dame, die ihren Hexentest zum Erlangen des Diploms im Hexenladen vorlegt. Ein kurzer Blick auf das gelbe Papier, es folgt ein anerkennendes Nicken. Alle sieben Fragen sind korrekt beantwortet. Lea wusste sowohl, nach welcher Speise Bibi Blocksberg ihren Besen benannt hat, als auch, in welcher Nacht die Hexen ihr größtes Fest feiern. Mit schwungvoller Handschrift füllt McGonagall das Diplom aus und überreicht es der stolzen Elfjährigen.

Sie ist aber nicht die einzige. Eine lange Schlange von Kindern hat sich gebildet. Allesamt Anwärter auf das begehrte Diplom. Aber nicht nur hier geht es mystisch zu. Das Niederrheinische Freilichtmuseum hat sich erstmals zur Walpurgisnacht gerüstet. In Feuerkörben lodern die Holzscheite, entlang der Wege brennen Kerzen in Laternen und flackern Feuerwürfel. Vor der Gerberei ist Dramatisches angesagt: Die Besucher erleben Szenen aus der "Hexenjagd" von Arthur Miller, dargestellt von den jugendlichen Teilnehmern eines Workshops des Niederrhein-Theaters in Brüggen. Wobei Darsteller und Besucher nach der ersten Szene von der Gerberei zur Hofanlage Hagen umziehen. Entlang der mächtigen Balken der Hofeinfahrt ziehen sich Spinnweben, in denen eine riesige Spinne hängt, wobei sie seltsame Objekte in Kokons eingesponnen hat. Ein mehr als passender Hintergrund für die nächsten Spielszenen des bekannten Stückes.

Wer mehr über Aberglauben, Brauchtum und Volksfrömmigkeit erfahren möchte, hat sich Museumspädagogin Rabea Badeda auf ihrem Rundgang durchs Gelände angeschlossen. "In früheren Zeiten suchten die Menschen Schutz gegen böse Geister und den Teufel auf vielerlei Form. Sie hängten unter anderem Spiegel gegenüber der Fenster auf. Schaute eine entsprechende Kreatur hinein, erblickte sie das eigene Bild und erschrak", berichtet Rabea Badeda. Gruselig wird es, als es an der schwarzen Leichenkutsche mit Sarg vorbei geht, die einst die Pferde zogen. In den Boden gesteckte Holzkreuze mit Grablichtern verstärken das unheimliche Gefühl.

Herzliches Lachen ist dagegen in der Küche der Dorenburg von den Besuchern zu hören. Aus dem Kamin fallen Dutzende von versiegelten Briefen heraus, adressiert an Harry Potter, dessen Zauberhut auf dem Tisch liegt. Der Kamin fällt aber auch weiter auf und das liegt an den Kacheln mit den Heiligendarstellungen, die Rabea Badeda Stück für Stück erklärt.

"Wer traut sich das Hexenblut zu probieren?", will die Kräuterhexe in der Hofanlage Waldniel wissen. In dem gläsernen Ballon schimmert eine dunkelrote Flüssigflüssigkeit, die ein wenig undefinierbar anmutet. Die ersten mutigen Besucher treten vor. Mit einer Riesenpipette zieht die Hexe die Flüssigkeit ab, um sie in kleine Gläschen zu geben. "Lecker", lauten die Kommentare. Und auch die tiefdunkle Teufelsgalle findet Zustimmung. Aufgeregtes Gemurmel ist vom Spielplatz zu hören. Jede Menge junger Hexen und Hexenjäger sitzen auf der Holzraupe und erwarten voller Spannung den Start des Kostümwettbewerbs. Kommentiert vom kommissarischen Museumsleiter Kevin Gröwig stellt sich jeder Kostümträger vor, wobei die Jury die Qual der Wahl hat. Leonie als Bibi Blocksberg mit ihrem Besen Kartoffelbrei macht letztendlich das Rennen. Monster-Lollies für alle und das Buch "Die kleine Hexe" für die Siebenjährige lassen Kinderaugen strahlen.

Magische grüne Zauberwatte im Innenhof der Dorenburg erwerben, von kugelrunden Augen in den dichten Hecken des Bauerngartens der Hofanlage Rasseln beobachten werden, sich in die Fantasy-Welten der Grefrather Autorin A.E. Eiserlo im kerzenerleuchteten Vortragsraum der Dorenburg begeben und gemütlich in die Stühle gekuschelt ihrer Lesung folgen oder ein Hexenbrot, frisch aus dem Backofen kommend, kaufen - die Walpurgisnacht begeistert kleine wie große Besucher. Es gibt jede Menge Lob für Gröwig und sein Team.

(tref)
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