Stadt Kempen Ein Stück Afrika am Niederrhein

Stadt Kempen · "Afro Jazz Open Air" auf Gut Heimendahl: Die Kempener Sängerin Sonja Kandels mit Band und afrikanische Gastmusiker begeisterten das Publikum mit ihrer mitreißenden Musik.

 Die senegalesische Vorband mit Tänzerin Hélene Sagna stimmte mit traditionellen afrikanischen Stücken das Publikum auf Gut Heimendahl auf den Afro Jazz Abend ein.

Die senegalesische Vorband mit Tänzerin Hélene Sagna stimmte mit traditionellen afrikanischen Stücken das Publikum auf Gut Heimendahl auf den Afro Jazz Abend ein.

Foto: ACHIM HÜSKES

Es ist, als hätte jemand die Zeit angehalten. In sattem Purpur erstrahlt das Herrenhaus Bockdorf, davor eine Bühne erfüllt mit schaurig-schönen Melodien, dazu ein laues Lüftchen Restsommer. Was rund 350 Gäste am Samstag auf Gut Heimendahl erlebten, geht weit über das hinaus, was als "Afro Jazz Open Air" angekündigt worden war. Zusammen mit senegalesischen Musikern verzauberte die Kempener Sängerin Sonja Kandels ihr Publikum mit sanften Balladen, fordernder Rhythmik und viel Lebensfreude.

"Wir wollen heute ein schönes senegalesisch-deutsches Fest feiern", kündigt Kandels eingangs an und steigt mit dem Titel "manungo na" ein. Schlagzeuger Harald Ingenhag treibt die Szenerie, gesäumt von flackernden, feuer-ähnlichen Lampen links und rechts der Bühne, an. Bassist Stefan Rademacher komplettiert die Rhythmussektion mittels erzählender Läufe, was Sonja Kandels' Stimme wippend unterstreicht.

Zu diesem Zeitpunkt hat sich das Publikum bereits eingegroovt, was der senegalesischen Vorband mit Sänger Issa Sow, Percussionist Pape Seck und Gitarrist Issa Ndjaye zu verdanken ist. Die hatten, zusammen mit Tänzerin Hélene Sagna und dem Drei-Frauen-Chor Elena Filippaki-Kuobbe/Johanna Becher/Nina Berg, anfangs mit traditionell afrikanischen Stücken (Balma, Sama Yaye, Salaw) die Ouvertüre eines kulturübergreifenden Konzerterlebnisses angestimmt. Schon früh animierten sie das Publikum zum Mitklatschen und -singen, was für deutsche Verhältnisse auch ganz passabel klappte.

Das Leben ist schön - "life is beautiful", besingt Kandels im "Samba" passend zur blauen Stunde. Alle Augen sind auf die Bühne gerichtet, Herrenhaus, Natur und Umgebung verschwinden vorm geistigen Auge und machen einer anderen stimmungsvollen Welt gebührend Platz. Es dunkelt, eine dichte Atmosphäre aus Klang und Kultur entsteht, wir werden hineingesogen in diesen faszinierenden Kosmos voller flackernder Lichter.

Der Blaunoten-Anteil dabei ist immens hoch, vor allem durch Keyboarder Mark Reinke getragen. Der flattert, nicht nur im Solo, über die alterierten Leitern, setzt starke Kontrapunkte und schmückt die Songs mit großer Bandbreite aus. Dies verschmilzt mit urig-ehrlichen Percussion-Elementen, wie sie nur ein Afrikaner im Blut haben kann: Awale Ouro Akpo, ein Vollblutmusiker mit unglaublichem Groove, der mehr als passend ist zu seinem bunten Gewand aus traditionellem Buntstoff.

Stehende Ovationen am Ende bildeten die folgerichtige Schlusskadenz eines völkerverständigenden Abends, der uns eines lehrt: Nur wer über den eigenen Tellerrand hinausschaut, erreicht mitunter ungeahnt Großes. Bravo, Sonja Kandels!

(tone)
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