Stadt Kempen Ein kluger Blick auf das Weltgeschehen

Stadt Kempen · Thomas von Kempen und seine Friedensbotschaft:"Wer mit sich selbst in Frieden ist, denkt von niemandem Arges"

 Das Thomas-Denkmal auf dem Kempener Kirchplatz

Das Thomas-Denkmal auf dem Kempener Kirchplatz

Foto: Wolfgang Kaiser

Thomas von Kempen hat die meiste Zeit seines Lebens abgeschieden hinter Klostermauern verbracht - und doch hatte er einen klugen Blick auf das Weltgeschehen. Man braucht nur die ersten Seiten einer Zeitung aufzuschlagen, um auch heute Belege für seine Beobachtung zu finden: Menschen, die innerlich widersprüchlich und friedlos sind, sehen sich unentwegt von Feinden umzingelt. Das fängt beim Nachbarn an, der schon lange niemands Liebling mehr ist, außer bei seinem Anwalt, den er regelmäßig mit Klagen beauftragt. Es endet bei Präsidenten, die sich großmäulig mit dem Rest der Welt anlegen, weil sie ihrer eigenen, tief zerrissenen Gesellschaft keinen inneren Frieden bieten können. Fundamentalisten und Extremisten fühlen sich ständig getrieben von der vermeintlichen Boshaftigkeit ihrer Zeitgenossen.

Thomas von Kempen hat Recht: Der Frieden fängt in mir selbst an. Hat er Heimat in meinem Herzen gefunden, strahlt er nach außen. Ich muss mein Gegenüber nicht mehr verdächtigen oder verurteilen.

Genau darin liegt besteht die frohe Botschaft zu Weihnachten: Gibt es etwas Wehrloseres und Ungefährlicheres als ein neugeborenes Kind? Es braucht die Zuwendung seiner Eltern, ein Dach über den Kopf und sichere Verhältnisse. Niemand muss sich vor ihm fürchten. Im Gegenteil - ein Säugling kann sogar in hartgesottenen Menschenfeinden Gefühle der Liebe und Verantwortung wecken. So kommt das größte Geschenk für die Menschheit auf die Welt: Frieden. Gottes Friedensangebot ergeht ohne Machtdemonstrationen und Drohungen. Gott handelt nicht aus der Position des Stärkeren, sondern macht sich selbst klein und hilfebedürftig. Er vertraut seinen Lieblingsgeschöpfen, den Menschen, und lässt ihnen erklären, dass er an ihnen Wohlgefallen hat.

"Wer mit sich selbst in Frieden ist, denkt von niemandem Arges." Damit trifft Thomas von Kempen den Kern des Weihnachtswunders. Dieser weihnachtliche Frieden kennt keine Sieger und keine Besiegten. Gott beschenkt uns mit der Fülle seiner Liebe - ohne Vorbehalte und Bedingungen. Wer Weihnachten feiert, spürt die Sehnsucht, sich auf diesen Frieden einlassen zu können - leider vielfach auch den großen Abstand zur erfahrenen Wirklichkeit.

Das Kind in der Krippe ist von einer ansteckenden Arglosigkeit. Auch später als erwachsener Prediger des Gottesreiches hat Jesus auf Feindseligkeiten und Verurteilungen verzichtet - und gerade damit Herzen verändert und Frieden geschenkt. Thomas von Kempen gehörte zu denen, die diesen Frieden ganz tief in sich aufnehmen konnten. Und uns wird zu Weihnachten immer wieder neu die Chance geschenkt, alles Arge, alle friedlosen Unterstellungen und Verurteilungen, ja auch alle bösen Erfahrungen einfach loszulassen.

(RP)
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