Heimat entdecken in Kempen Ein Kleinod vor den Toren Kempens

Stadt Kempen · Die Kapelle St. Peter ist die älteste Pfarrkirche Kempens. Karl der Große soll sie gestiftets haben, was aber historisch nicht zu belegen ist. Die Kapelle ist wohl erst um die Jahrtausendwende herum gebaut worden.

 Die Kapelle St. Peter wird auch heute noch als Gotteshaus genutzt. Außerdem finden dort Konzerte und andere Veranstaltungen statt.

Die Kapelle St. Peter wird auch heute noch als Gotteshaus genutzt. Außerdem finden dort Konzerte und andere Veranstaltungen statt.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Fährt man aus Kempen hinaus Richtung Vorst, sieht man unwillkürlich an der linken Seite der Straße kurz nach der Umgehungsstraße die Kapelle St. Peter in ihrem strahlenden Weiß malerisch zwischen alten Bäumen.

Wenige wissen, dass dies die älteste Pfarrkirche Kempens ist, verbunden mit einer wunderbaren Legende. Kaiser Karl der Große soll sich auf der Jagd in Kempens Wäldern verirrt haben. Mit ihm war Papst Leo III. unterwegs. Nachdem sie eine Zeitlang durch die unwegsamen Wälder geirrt waren, trafen sie auf einen Kempener, der ihnen den Weg aus dem Dickicht zeigte. Als Dank stiftete Karl der Große die Kapelle, die sogar von Papst Leo III. persönlich geweiht worden sein soll. Datiert wird die Geschichte auf die Zeit um 803 oder 804.

Eine schöne Geschichte, aber historisch nicht zu belegen. Denn die Bauweise und die Fundamente der Kirche weisen auf eine Bauzeit um die Jahrtausendwende hin. Erbaut wurde sie zur seelsorgerischen Betreuung der ersten Siedler, die sich auf der Kempener Platte nieder ließen. Sie steht verkehrsgünstig im Schnittpunkt der Verbindungswege zu damals wichtigen Fernhandelsstraßen und an der Stelle, wo vier Kempener Honschaften aufeinander treffen. St. Peter wurde Pfarrkirche, als solche ist die Kapelle im Jahr 1085 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

 Die Kapelle verfügt über eine kostbare Holzdecke.

Die Kapelle verfügt über eine kostbare Holzdecke.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Damals schenkte der Kölner Erzbischof den Zehnten innerhalb der Grenzen der Kempener Kirche St. Peter der Abtei St. Vitus in Mönchengladbach. Kempen gehörte damals zum Dekanat Mülgau. Um 1200 verlor St. Peter seine Bedeutung als Pfarrkirche. Denn die Siedlung der Kempener befand sich dort, wo heute das Stadtinnere innerhalb der Wälle ist. Der Weg hinaus nach St. Peter war gerade in der kalten Jahreszeit beschwerlich, denn die Wege waren natürlich noch nicht so bequem wie heute zu begehen. In Zeiten von Kriegen konnte der Weg sogar gefährlich werden. Aber bis heute verweist das Kempener Wappen mit den zwei Schlüsseln auf St. Peter als Symbol der ersten Pfarrkirche.

Das Langhaus der Kapelle stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1000, später kamen der Chorraum im Jahr 1200 und die Taufkapelle um 1400 dazu. Wenn man die Kapelle betritt, fällt einem zunächst ihre Schlichtheit und Helligkeit auf. Der Blick wird unmittelbar auf das romanische Holzkreuz im Chorraum gelenkt. Rechts und links der Kirchenbänke findet man eine spätgotische Holzfigur des Heiligen Petrus sowie drei barocke Holzfiguren, die die Madonna mit Kind darstellen, den Heiligen Antonius sowie den Heiligen Rochus.

 Ein Blick in das Innere der Kapelle: Viele Besucher mögen ihre Schlichtheit und Helligkeit.

Ein Blick in das Innere der Kapelle: Viele Besucher mögen ihre Schlichtheit und Helligkeit.

Foto: Kaiser

Dann sollte man aber im wahren Sinne des Wortes seinen Blick erheben. Die Kapelle verfügt nämlich über eine kostbare Holzdecke. Datiert wird sie auf die Zeit nach 1889 und wurde von Schülern des Malers Friedrich Stummel aus Kevelaer gefertigt.

Über dem Mittelgang sind dies Bretter fast quadratisch, an den Seiten rechteckig. Natürlich ist hier eine Darstellung von Petrus mit dem Schlüssel in der Hand zu finden. Er sitzt dort auf einem prächtigen Thron, zeigt also schon die Haltung eines Kirchenführers. Es folgen Darstellungen aus dem Marienleben. Hier zeigt sich die Nähe Kempens zur Marienverehrung. Ein Bild zeigt symbolisch die Jungfräulichkeit der Gottesmutter, ein weiteres die Verkündigung durch den Engel Gabriel. Eine nächste Szene erzählt vom Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth. Dann, direkt kurz vor dem Eingang der Kapelle, wird die Geburt Christ dargestellt. Besucher sollten sich nicht über das kleine Loch im Bild wundern, hier führte früher der Strang zum Ziehen der 1667 gegossenen Glocke durch. Die Bilder an den Seiten stellen die Päpste Silvester I., Gregor I., Pius V., Leo I., Leo IX. und Gregor VII. dar. Wie im Mittelgang sind zwischen den Darstellungen Schmuckbilder eingefügt. Es ist dem Förderverein der Kapelle zu verdanken, dass eine kleine Broschüre diese Bilder dokumentiert.

Bis heute wird die Kapelle als Gotteshaus genutzt. Jeden Sonntag findet hier um 9.15 Uhr die heilige Messe statt. Sie wird vor allem von vielen Bewohnern der umliegenden Höfe und aus Kamperlings gerne genutzt. In den Sommermonaten ist die Kapelle wegen ihrer schönen Lage auch ein beliebtes Ausflugsziel für Radler, denn von Mai bis September ist die Kapelle an jedem ersten Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Überdies wird sie immer wieder in den Sommermonaten für kleinere Konzerte und Veranstaltungen genutzt.

(sr)
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