Stadt Kempen Ein Junge mit Ziege für den Kendelpark

Stadt Kempen · Der St. Huberter Heimatverein ist immer für eine Überraschung gut. Zum 45. Mal gab es jetzt ein Nikolaus-Geschenk für die Bürger im Kendeldorf. Dort wurde feierlich eine neue Skulptur enthüllt.

 Freuen sich über das neue Kunstwerk für den Kendelpark (von links): Werner Bovenschen und Hans-Josef Güldenbog vom St. Huberter Heimatvereinsvorstand, Bürgermeister Volker Rübo und Künstler Michael Franke.

Freuen sich über das neue Kunstwerk für den Kendelpark (von links): Werner Bovenschen und Hans-Josef Güldenbog vom St. Huberter Heimatvereinsvorstand, Bürgermeister Volker Rübo und Künstler Michael Franke.

Foto: KAISER

"Es ist passend zur Fahne eingepackt", die Bemerkung aus den Reihen der Besucher, die sich im St. Huberter Kendelpark eingefunden haben, löst allgemeines Lachen aus. Tatsache ist aber, dass die Skulptur, aus der oben ein Kopf ragt und bei der unten Tierbeine zu erkennen sind, in weißes, gelbes und grünes Stoff- sowie Kunststoffmaterial gehüllt ist. Und das entspricht den Farben der St. Huberter Fahne, die am eigens aufgestellten Fahnenmast flattert. Es ist ungemütlich kalt, aber das kann keinen der mehr als 100 Zuschauer davon abhalten, an der diesjährigen Übergabe eines Geschenkes des St. Huberter Heimatvereins an die Bürger teilzunehmen. "Es ist die 45. Nikolausaktion vom Heimatverein in Folge. Es ist eine Tradition geworden, am 6. Dezember der Bevölkerung etwas zurückzugegeben. Ich spreche bewusst von zurückgeben, denn ohne ihre Beiträge wären diese Aktionen für uns gar nicht machbar", sagt Vereinsvorsitzender Hans-Josef Güldenbog bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste.

Lange Reden gibt es nicht. Kempens Bürgermeister Volker Rübo darf direkt zur Tat schreiten, wobei es sich als gar nicht so einfach entpuppt, die gut verschnürte Skulptur zu befreien. Schließlich ist es soweit und mit einem Applaus wird der Junge mit der Ziege freigelegt. "Der Jong, dä enn Jeet am poehle öss", beschreibt es Güldenbog und nimmt damit Bezug auf die Zeit, in der etliche Bürger in St. Hubert noch Selbstversorger waren und ein Schwein oder eine Ziege hielten. Es war dabei üblich, dass die Kinder mit den Ziegen auf die öffentlichen Flächen gingen und die Tiere dort grasen ließen. Sie wurden angepflockt und wenn sie alles abgegrast hatten, ging es weiter.

In Anlehnung an dieses Geschehen ist das neue Nikolaus-Geschenk entstanden. Wobei Heimatverein-Mitglied Werner Bovenschen Anfang des Jahres eine ähnliche Figur auf der Rheinpromenade in Rees sah und die Grundidee von dort mitbrachte. Geschaffen wurde die Skulptur von dem Erkelenzer Künstler Michael Franke, der unter anderem bereits den Hubertus-Brunnen und die Schäfergruppe sowie das St.-Martins-Denkmal auf dem Kempener Buttermarkt geschaffen hat.

"Es hat mir sehr viel Freude gemacht, denn ich konnte auch Humor in die Arbeit legen", sagt Franke. So ist es an der Skulptur ersichtlich, dass der Junge Probleme hat, die etwas störrische Ziege an dem vorgesehenen Pfahl anzubinden. Er zieht und sie bockt. "Als ich an dem Jungen gearbeitet habe, musste ich immer an meinen zehnjährigen Enkel denken. Ein Stückchen von ihm findet sich hier wieder. Es ist der Bubikopf", erzählt Franke. Die erste Skizze musste der Künstler überarbeiten. Er hatte dem Jungen Schuhe und eine lange Hose gegeben. Dem Heimatverein waren aber eine dreiviertellange Hose und Holzschuhe wichtig. Und genau das trägt der Ziegenjunge jetzt zu seinem Hemd.

"Es ist ein wunderschönes Geschenk. Michael Franke hat wieder einmal ein besonderes Denkmal geschaffen", lobt Bürgermeister Rübo. Er ist sich sicher, dass viele Bürger den Ziegenjungen im Kendelpark besuchen werden. Man wolle die Figur blank halten, sagt Güldenbog. Er meint damit, dass sich Kinder auch gerne auf die Ziege setzen dürfen. Betrachten kann man das Kunstwerk auch in Ruhe, denn an der Bronzeskulptur steht eine der Holzbänke im Kendelpark. Dazu hat die Stadt eine Platte mit Informationen zum Kunstwerk eingelassen und das direkte Umfeld gepflastert. Zum Geschenk an die Bürger gehörte wie immer das anschließende Weckmann-Essen im St. Huberter Forum, dass die Einheimischen unter dem Begriff "Kloaskeäl-Eäte" kennen und lieben.

(tref)
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