Stadt Kempen Ein Herz für arme Mädchen in Haiti

Stadt Kempen · Das Gymnasium Thomaeum unterstützt seit Jahren ein Kinderdorf in Léogane. Auch an St. Martin wird dafür gesammelt.

 Auch der Spaß kommt im Nazaret-Kinderdorf nicht zu kurz. 62 Mädchen leben zurzeit dort und haben ein neues Zuhause gefunden.

Auch der Spaß kommt im Nazaret-Kinderdorf nicht zu kurz. 62 Mädchen leben zurzeit dort und haben ein neues Zuhause gefunden.

Foto: marianne bonzelet

Seit ihrer Reise im Sommer 2014 nach Haiti liegen Marianne Bonzelet die Menschen dort besonders am Herzen. Drei Wochen verbrachte sie im Nazaret-Kinderdorf in Léogane. Das Interesse an der Lehrerin aus Kempen war groß: Die Kinder wollten ihre weiße Haut berühren, die ungewohnt glatten Haare anfassen. 62 Mädchen im Alter von zwei bis neun Jahren leben in dem Dorf, das die Ordensgemeinschaft "Die Kleinen Schwestern der Inkarnation" seit zwei Jahren leitet. Die Kinder, die dort ein neues Zuhause gefunden haben, haben zum Teil infolge des Erdbebens im Januar 2010 ihre Eltern verloren, oder sie stammen aus bitterarmen Familien. In der Einrichtung wird ihre Bildung gefördert, viele Kinder sind aber auch traumatisiert und werden psychologisch betreut.

 Schüler des Kempener Thomaeums wollen bei der Martinsaktion Spenden für die Fenster des Schulgebäudes sammeln.

Schüler des Kempener Thomaeums wollen bei der Martinsaktion Spenden für die Fenster des Schulgebäudes sammeln.

Foto: Marianne Bonzelet

Auch in Kempen arbeitet Bonzelet mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Die 61-Jährige unterrichtet katholische Religion und Mathematik am Gymnasium Thomaeum. Im Unterricht macht sie auch auf das Leid in Haiti aufmerksam: "Nach dem Hurrikan ,Matthew' im Oktober sind Schüler zu mir gekommen und haben sich erkundigt, ob ich schon etwas aus Léogane gehört hätte", sagt Bonzelet. "Das zeigt mir, dass sie dafür sensibilisiert sind." Das Nazaret-Zentrum blieb von Matthew glücklicherweise weitestgehend verschont, während das Stadtzentrum von Léogane völlig überflutet und die Umgebung verwüstet wurde.Das Thomaeum unterstützt das Kinderdorf-Projekt seit 2010, sammelt bei Theaterstücken Geld, spendet Kollekten von Abiturgottesdiensten, Marianne Bonzelet sammelt außerdem liegengebliebene Pfandflaschen auf dem Schulgelände: "Dabei kommen meistens rund 100 Euro pro Schuljahr zusammen, davon können in Haiti drei bis vier Kinder zur Schule gehen." In diesem Jahr möchten die Schüler bei der Martinsaktion wieder Spenden für das Dorf sammeln.

Seit Bonzelets Besuch hat sich dort schon einiges getan. Unter anderem dank der Spenden aus Kempen konnten Fenster mit Fliegengittern ausgestattet werden, es wurden Spielgeräte für mehr Bewegung im Freien angeschafft, ein Garten mit Bäumen wurde angelegt, die Früchte tragen sowie ein Hühner- und Schweinestall eingerichtet. So können die Mädchen einen Eigenbeitrag zur Ernährung leisten, der Verkauf von Eiern und Schweinefleisch auf dem lokalen Markt sorgt für ein kleines Einkommen. Marianne Bonzelet erklärt: "Das Volk in Haiti wurde lange kleingehalten, es hat eine Sklavenmentalität entwickelt." Die Betreiber des Kinderdorfs, die zum großen Teil selbst einmal Straßenkinder waren, versuchen die Mädchen zu selbstbewussten und verantwortungsbewussten jungen Frauen zu erziehen. Im Nazaret-Zentrum erleben sie Sicherheit, bekommen jeden Tag zwei warme Mahlzeiten.

Auch der Schulbetrieb ist mittlerweile angelaufen. In zwei Vorschulklassen und drei Grundschulklassen wird unterrichtet. Zuletzt wurde ein Schulgebäude errichtet, aufgrund von rapiden Preissteigerungen fehlte jedoch das Geld für die Fenster. "Dabei ist es Regenzeit und bald kommt der Winter", sagt Bonzelet.

Mit dem Erlös der Martinsaktion sollen diese nun eingebaut werden, damit die Mädchen geschützt unterrichtet werden können. Außerdem soll Schulmaterial angeschafft werden. Bonzelet hofft, dass durch die Sammelaktion viele Kempener über die Situation in Haiti sprechen werden. "Die fruchtbare Halbinsel, auf der Léogane liegt, ist für die Versorgung des gesamten Landes enorm wichtig, durch den Sturm wurde jedoch die komplette Ernte zerstört." Eine Hungersnot sei vorprogrammiert, warnt die Lehrerin. "Und in Deutschland hört man davon nichts."

Die Schüler sind am kommenden Donnerstag, 10. November, zwischen 14 und 17 Uhr oder 19 und 22 Uhr mit Sammelbüchse und einem Ausweis in der Stadt unterwegs.

(tak)
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