Kempen Ein alter Käfer strahlt in neuem Glanz

Kempen · Dietmar Schmitt hat eine Leidenschaft: Oldtimer. Der Viersener setzt alte Schätzchen wieder in Schuss.

 Eine heiße Liebe mit "großer Klappe": Sabine Zahn mit " ihrem" VW Käfer, den sie bereits seit 34 Jahren fährt.

Eine heiße Liebe mit "großer Klappe": Sabine Zahn mit " ihrem" VW Käfer, den sie bereits seit 34 Jahren fährt.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Kaum hat Dietmar Schmitt den Kickstarter am Typ 155 der Zweirad Union heruntergetreten, da ertönt ein sattes Motorengeräusch. Das gleichmäßige Brummen lässt die Augen des Vierseners strahlen. "Der Motor läuft hervorragend, was ich leider von diesem noch nicht sagen kann", meint Schmitt und blickt auf den Gartentisch, auf dem mehrere Werkzeuge und ein Motorständer stehen, in dem wiederum ein weiterer DKW-Motor hängt.

Auch der gehört zu einer sogenannten Blechbanane, wie der Mopedtyp 155 genannt wird. Allerdings befindet sich diese Blechbanane noch im Zustand der Einzelteile und ist nicht fertig zusammengeschraubt und fahrtüchtig, wie das Modell von 1961, das schon fertig restauriert im Garten vor der Garage steht. "Die Blechbanane von 1961 ist für meinen Freund Andreas, dem ich auch den Fund der alten Schätzchen verdanke. Das Modell von 1964, an dem ich gerade arbeite, restauriere ich für mich", erzählt Schmitt. Besagter Freund wohnt in Hildesheim und bei einem Besuch sprach dieser von einer Holzkiste voller Schrott auf dem Hof seiner Eltern, die sich Schmitt doch mal ansehen sollte, weil er doch alte Autos restauriert und Ahnung hat. Der Inhalt der alten Holzkiste entpuppte sich als die beiden Blechbananen sowie eine Zündapp DB Elastic 200 von 1954.

 Schrauber aus Leidenschaft: Dietmar Schmitt mit einem selbstgebauten Ständer, in dem er DKW-Motoren restauriert.

Schrauber aus Leidenschaft: Dietmar Schmitt mit einem selbstgebauten Ständer, in dem er DKW-Motoren restauriert.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

"Wir hatten die Kiste ausgeräumt und in der Scheune drei Haufen voller Einzelteile gebildet", erinnert sich der Tiefbauingenieur. Er fuhr nach Hause und suchte sich im Internet erst einmal die benötigte Literatur für die Restaurierung der Mopeds bzw. des Motorrades zusammen. Dann fuhr er wieder nach Hildesheim und nahm den ersten Haufen mit. Doch schnell stellte sich heraus, dass Teile fehlten, die man wohl dem zweiten Haufen zugeordnet hatte. Also kam auch der zweite Blechbananenhaufen nach Viersen und der Hobbyschrauber machte sich an die Arbeit.

Die Liebe zur Schrauberei an Oldtimern entdeckte Schmitt durch seine Lebensgefährtin Sabine Zahn, die selber von Kindesbeinen an ein Faible für Motoren hat. Ganz genau gesagt war es ein roter Käfer, Baujahr 1970, der den Viersener auf den Plan rief. "Mein Vater kaufte den Wagen 1973, als ich neun Jahre alt war. Das Auto hat mich begleitet und als ich 18 war, wurde es mein erstes Auto", erzählt Zahn. Sie überarbeitete den Wagen selber, doch im Jahr 2000 ging nichts mehr. Verschrotten kam aber nicht in Frage. Der Käfer erhielt bei Bekannten einen Platz in der Remise und an seinem Geburtstag besuchte Zahn ihr Auto immer. 2006 ging Schmitt mit auf Geburtstagsbesuchstour und war über den Schrotthaufen erschrocken. Weil aber das Herz seiner Lebensgefährtin an genau diesem Käfer hing und sie sich geschworen hatte, ihn nie abzugeben, startet Schmitt die Mammutaufgabe das Schätzchen gemeinsam mit Zahn wieder auf Vordermann zu bringen.

Zunächst wurde ein Käfer des selben Baujahres gekauft, um einen Teileträger zu haben, dann ging es los. "Zum Glück ist so ein Käfer wie ein Baukasten", bemerkt Schmitt. Bei der gemeinsamen Arbeit stellte er fest, wie viel Spaß ihm das Restaurieren machte. Nach über einem Jahr und rund 800 Stunden Arbeit erstrahlte der Käfer in neuem Glanz und Schmitt war vom Schraubervirus infiziert.

Inzwischen ist ein VW Karman Coupe bei Schmitt/Zahn eingezogen und ein VW Bus in Form eines T2 Doppelkabine, der einst in Österreich bei der Feuerwehr im Dienst war, ziert ebenfalls die heimischen Garagen. "Den habe ich mit einem Freund per Trailer aus Österreich geholt", erinnert sich Schmitt. Dazu kam ein passender Anhänger aus Berlin und auch die Tragkraftspritze fehlt nicht. Zahn träumt jetzt von einem VW Baja und hat ihren Lebensgefährten damit schon angesteckt. Der geländegängige Käfer wurde zwischen 1969 und 1972 produziert. Aktuell sind die beiden auf der Suche nach einem solchen Modell, während zeitgleich die zweite Blechbanane restauriert wird und die Zündapp in der Warteschleife liegt. Eins ist auf jeden Fall jetzt schon klar, bei der Süchtelner Irmgardis-Rallye ist das Gespann Schmitt/Zahn auf jeden Fall dabei.

(RP)
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