Stadt Kempen Ein Abend, der hielt, was er versprach

Stadt Kempen · Sie waren schon häufiger in Kempen und kommen nach eigener Aussage auch immer gern wieder: Sabine Meyer (Klarinette), Daniel Hope (Violine), und Sebastian Knauer (Klavier). Aber als Trio traten sie in der Paterskirche erstmals gemeinsam auf. Da sie alle drei nicht nur hervorragende Solisten, sondern auch exzellente Kammermusiker sind, durfte man dem Abend mit Spannung entgegensehen. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht: das ausverkaufte Konzert fand ein begeistertes Publikum.

 Daniel Hope war an der Violine einer der musikalischen Akteure in der Paterskirche.

Daniel Hope war an der Violine einer der musikalischen Akteure in der Paterskirche.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Zuvor war ein großes Problem entstanden. Als Pianist hatte Alexandre Tharaud zugesagt, der dann leider ernsthaft erkrankte. Fast hätte die geplante Tournee abgesagt werden müssen. Aber Zufall, Freundschaft und guter Wille brachten eine Lösung: Sebastian Knauer, langjähriger Klavierpartner und Freund von Daniel Hope, opferte seinen Jahresurlaub und sprang ein.

Mit Strawinskys eigener Bearbeitung seiner "L'histoire du soldat" wurde schon zu Beginn klar, das der Abend hielt, was er versprach. Teils heiter, teils motorisch stampfend, teils Furcht erregend teuflisch im "Danse du diable" ließ das Trio immer neue Klangfacetten erklingen. Davon, dass "der Mann am Klavier" (O-Ton Hope) ausgetauscht worden war, war nichts zu spüren. Hier hörten drei erfahrene Kammermusiker aufeinander und wussten genau, wer wann in den Vorder- und wann in den Hintergrund zu treten hatte.

Alle drei blieben auch als Solisten ihrem guten Ruf nichts schuldig. Hope bot zusammen mit Knauer eine fein durchdachte Interpretation der G-Dur-Violinsonate von Maurice Ravel. Großartig, wie im Blues der Geigenton modifiziert wurde, wechselnd zwischen bewusst spröde und farbig intensiv. Das abschließende Perpetuum mobile wurde zu einem packenden Feuerwerk. Ein virtuoses, zugleich ein witzig-originelles Stück schuf Darius Milhaud mit "Scaramouche". Der Titel bezieht sich auf einen Widerling in der venezianischen "Commedia dell'arte", einen Angeber und Intriganten. Ursprünglich für zwei Klaviere geschrieben, klingt auch die Fassung für Klarinette und Klavier sehr reizvoll.

Wie Hope versteht sich auch Sabine Meyer darauf, die Ausdrucksskala ihres Instruments voll auszuloten. Zwischen sinnlich verführerischen Klängen über witzig skurrile Passagen bis zu bewusst abschreckend schrillen Höhen wurde keine Nuance ausgelassen. Ebenso fabelhaft gelang die Wiedergabe von Milhauds Suite op. 157 b. Dass Knauer als "Nur-Begleiter" unterfordert sei, wie Hope scherzhaft kommentierte, stimmte natürlich nicht. Aber auch seine solistischen Beiträge waren ausgesprochen beachtlich, er begeisterte das Publikum mit zwei sehr sensibel interpretierten schwermütigen "Gnossiennes" (Nr. 1 und 4) von Erik Satie. Nach der furiosen Wiedergabe von Béla Bartóks "Kontrasten" (Sz 111) war als Zugabe noch eine witzige Polka von Dmitrij Schostakowitsch zu hören.

(-tr)
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