Kempen Ehrenamtler planen Berufsschule

Kempen · Die Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika (AWA) hat ein neues Projekt in Benin.

 Blick in eine Abschlussklasse. Eine Berufsschule, wie sie jetzt mit Unterstützung des Viersener Vereins AWA geplant ist, wäre für die Jugendlichen in Benin ein großer Fortschritt.

Blick in eine Abschlussklasse. Eine Berufsschule, wie sie jetzt mit Unterstützung des Viersener Vereins AWA geplant ist, wäre für die Jugendlichen in Benin ein großer Fortschritt.

Foto: HAmmes

Die Computerbildschirme zeigen verschiedene Kurven. 14 junge Männer wollen diese so programmieren, dass die Simulation, ein Rolltor zu bewegen, gelingt. Am Berufskolleg Dülken sind Nicolas Adagbé und sein Sohn Gildas aus dem westafrikanischen Benin zu Besuch. Sie sind fasziniert von den großen Räumen, der technischen Ausstattung und der überschaubaren Zahl an Schülern. Das kennen sie aus ihrem Heimatland ganz anders. Dort gehen zwischen 40 und 80 Kinder in eine Klasse.

Seit 26 Jahren gibt es zwischen der Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika (AWA) und dem Verein "Finignon" in Benin eine Partnerschaft. "Durch Zuschüsse des Entwicklungsministeriums konnten acht Schulen, eine große Kranken- und Hebammenstation, ein Mädchenzentrum und ein Brunnen gebaut werden", sagt Marina Hammes, Vorsitzende des Vereins AWA. Das nächste große Projekt steht nun bevor - und damit auch eine neue Herausforderung: der Bau einer Berufsschule für Schlosser, Schreiner, Elektriker und Näherinnen in Djidja, einer Region in Benin, so groß wie Viersen. Ein Problem bisher: Es muss Schulgeld gezahlt werden, auch eine Ausbildung ist nicht kostenfrei. Eine Berufsschule wäre ein echter Fortschritt.

Wie eine Berufsschule aussehen kann, sah Nicolas Adagbé, Präsident von Finignon, am Berufskolleg Dülken. In Benin ist ein zehn Hektar großes Baugebiet angefragt. Nicolas Adagbé möchte jedoch stufenweise vorgehen: "Wir wollen es modulweise machen, jeden Bereich nach und nach", sagt er in französischer Sprache.Brigitte Kamps-Coesfeld kümmert sich ehrenamtlich um die Anträge beim Entwicklungsministerium. Von Jahr zu Jahr werden die Anträge auf Zuschüsse immer aufwendiger: "Nur ein Beispiel: Es wird gefragt, ob die Schule behindertengerecht gebaut werde", sagt Kamps-Coesfeld und schüttelt den Kopf. Und Marina Hammes fügt hinzu: "Ich glaube, die haben da andere Probleme." Das Ministerium übernimmt 75 Prozent der Baukosten, 15 Prozent die AWA und 10 Prozent das Entwicklungsland selbst. "Die Kosten einer normalen Schule betragen ungefähr 35.000 Euro", erklärt Hammes. Noch immer werden Mädchen in Westafrika in Sachen Bildung benachteiligt. Das möchten Finignon und AWA ändern: "Wir wollen an der Ausbildung von Frauen weiter arbeiten", sagt Adagbé. Besonders in den Bereichen Hygiene und Gesundheit. Die Gäste dürfen auch andere Schüler in der Holztechnik und der Metallwerkstatt besuchen, um das deutsche Berufsschulsystem noch besser kennenzulernen. Derzeit werden 520 Patenkinder vom Verein AWA in Togo betreut, davon besuchen 15 eine Universität. Dass die Hilfen dort ankommen, wo sie gebraucht werden, davon überzeugen sich AWA-Mitglieder jedes Jahr bei einer Reise nach Togo und Benin selbst.

(RP)
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