Stadt Kempen Edmund Kaum: Sein letzter Schultag

Stadt Kempen · Der Direktor des Gymnasiums Thomaeum geht mit Ende des Schuljahres in Ruhestand. 2001 hatte er seinen Dienst angetreten. Am ersten Tag war es einsam um ihn, seitdem hat er eine Menge erlebt und bewirkt.

 Ein absoluter Höhepunkt in der Ära Kaum waren die Feierlichkeiten zum 350-jährigen Bestehen des Gymnasiums Thomaeum. Zu diesem Anlass stellten Schüler die Zahl auf der Burgwiese dar.

Ein absoluter Höhepunkt in der Ära Kaum waren die Feierlichkeiten zum 350-jährigen Bestehen des Gymnasiums Thomaeum. Zu diesem Anlass stellten Schüler die Zahl auf der Burgwiese dar.

Foto: kaiser

An seinem ersten Schultag am Kempener Gymnasium Thomaeum fühlte sich Edmund Kaum sehr einsam. Es war im Sommer 2001. Es waren noch Sommerferien, als er seinen Dienst antrat. Keine Kollegen, keine Schüler. Ob das Sekretariat besetzt war, weiß er nicht mehr. "Ich saß mutterseelenallein an meinem Schreibtisch und fragte mich, ob das der richtige Schritt war." Aus heutiger Sicht kann er die Frage deutlich bejahen.

 Edmund Kaum nimmt Abschied vom Thomaeum. 14 Jahre lang hat er die Geschicke des Gymnasiums bestimmt. Viel hat er erlebt in dieser Zeit.

Edmund Kaum nimmt Abschied vom Thomaeum. 14 Jahre lang hat er die Geschicke des Gymnasiums bestimmt. Viel hat er erlebt in dieser Zeit.

Foto: hüskes

Kaum erinnert sich genau: Mit seinem Vorgänger, dem inzwischen verstorbenen Georg Strasser, dessen Frau und seiner eigenen Frau habe er im Burgcafé gefrühstückt. "Familie Strasser und meine Frau fuhren anschließend nach Hause, ich in die Schule." Dort kannte er keinen, bis auf seinen Stellvertreter Jürgen Allermann. Er hatte sich von seinem vertrauten Kollegium aus Schwalmtal verabschiedet. Es habe seine Zeit gedauert, bis er sich in Kempen heimisch gefühlt habe: "Es ist mehr als einmal passiert, dass ich von Brüggen aus in Richtung Schwalmtal abgebogen bin. Nach gut einem Jahr war das Thomaeum aber dann meine Schule."

Kaums erstes Schuljahr in Kempen begann mit einem Thema, das ihn ein gutes Jahrzehnt beschäftigen sollte - dem Pisa-Test. Das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler habe für viele Veränderungen an den Schulen gesorgt. Es wimmelte in den Folgejahren von Gesetzesänderungen, die alle im Schulalltag umgesetzt werden mussten. Ausgerechnet im Jahr 2009, als das Thomaeum seinen 350. Geburtstag feierte, waren die Neuntklässler der Schule beim inzwischen dritten Pisa-Test mit von der Partie.

An die Festlichkeiten zum runden Geburtstag denkt Kaum gern zurück: "Es waren umfangreiche Vorbereitungen notwendig, aber es hat sich gelohnt. Das war ein wunderschönes Erlebnis." Unter anderem bildeten Schüler damals auf der Burgwiese eine 350 - Symbol für eine lange und wechselvolle Schulgeschichte.

Ein weiteres einschneidendes Ereignis in der Ära Kaum war das Abschaffen von Latein als Anfangssprache. Erster Schritt in diese Richtung war, dass die Fünftklässler als Alternative Englisch angeboten bekamen. Latein geriet immer mehr ins Hintertreffen, besonders seitdem die Kinder bereits in der Grundschule begannen, Englisch zu lernen. Mit der Einführung von G 8 war es dann um Latein als erste Fremdsprache geschehen. Grund: Die zweite Fremdsprache kam von da an bereits in der 6. Klasse dazu: "Es macht keinen Sinn, dass ein Kind mit Englisch, das andere mit Latein anfangen zu lassen, wenn ein Jahr später die andere Sprache dazu kommt." Heute ist es so, dass alle Kinder mit Englisch beginnen und im 6. Schuljahr die Wahl zwischen Latein und Französisch haben. Mit der Abschaffung von Griechisch habe er übrigens nichts zu tun: "Das war schon weg, als ich kam." Worauf Kaum stets großen Wert gelegt hat, waren internationale Begegnungen. Daran habe er schon in Schwalmtal gearbeitet, "als Englischlehrer besonders in Richtung England und USA". Nach dem Wegfall des Eisernen Vorhangs ging der Blick auch in Richtung Osten: "Das war eine Welt, die wir nicht kannten." Am Thomaeum gelang es rasch, dauerhafte Beziehungen nach Polen aufzubauen: "Hier ging es nicht um die Sprache, sondern um kulturelle und historische Hintergründe."

Seit 2000 gibt es auch Kontakt nach China, was, so Kaum, anfangs nicht unumstritten gewesen sei. Im Herbst fährt die dritte Gruppe von Schülern des Thomaeum in den Fernen Osten. Erneut hält Kaum ein Plädoyer für internationale Kontakte: "Es ist wichtig, Dinge auch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ein Perspektivwechsel ist wichtig. Man kommt zu der Einsicht, dass viele Dinge zwei Seiten haben." Internationale Begnungen seien gleichzeitig Erziehung zur Friedfertigkeit.

Morgen hat Kaum seinen letzten Schultag. Natürlich werde er das vermissen, was er ein ganzes Berufsleben gemacht habe. Ein Rückblick mit Wehmut oder Vorfreude auf einen neuen Lebensabschnitt? Von jedem wohl ein bisschen. Fest steht auf jeden Fall: Angesichts fehlender Schüler wird es deutlich ruhiger um Kaum. Es ist aber sicher nicht so einsam wie an seinem ersten Arbeitstag in Kempen.

(RP)
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