Gemeinde Grefrath Durch Wolken in den Sonnenuntergang

Gemeinde Grefrath · Max Milstrey und Felix Rommelaere haben sich an die Weltspitze geflogen. Die beiden jungen Segelflieger vom Luftsportverein Grenzland waren mit ihrem Flugzeug in elf Stunden 835 Kilometer in der Luft unterwegs.

Gemeinde Grefrath: Durch Wolken in den Sonnenuntergang
Foto: Aero-Club

Wenn Max Milstrey und Felix Rommelaere vom Segelfliegen erzählen, dann strahlen die Augen des 23-jährigen Vierseners und des 19-jährigen Willichers um die Wette. Jetzt haben die beiden noch einen Grund mehr zur Freude. Beim dezentralen weltweiten Streckensegelfliegen haben sie sich an die Weltspitze katapultiert. Sie waren mit ihren über 40 Jahre alten Segelflugzeugen, einer DG 100 und einer Standard Cirrus, elf Stunden in der Luft und legten dabei eine Strecke von 835 Kilometern zurück.

 Max Milstrey und Felix Rommelaere vor ihrem Segelflugzeug, mit dem sie den Rekordflug schafften.

Max Milstrey und Felix Rommelaere vor ihrem Segelflugzeug, mit dem sie den Rekordflug schafften.

Foto: Wolfgang Kaiser/ Aero-Club

Nach einem ausgeklügelten Punktesystem, das Kilometer, Geschwindigkeit und Flugzeugmodell mit in die Wertung nimmt, waren sie am Wettbewerbstag klare Sieger, wobei Milstrey eine Nasenlänge vor Rommelaere lag. Insgesamt nahmen weltweit knapp 2000 Segelflieger an dem Wettbewerb teil. "Das Wetter versprach, gut zu werden, wie wir anhand der Großwetterlage, die wir schon einige Tage vorab studierten, feststellen konnten", berichtet Rommelaere.

Um 6 Uhr schrillte am Wettbewerbstag der Wecker. Die Vorbereitungen der Segelflieger liefen an, der Proviant in Form von Müsliriegeln, Brötchen und Wasser wurde verstaut,ebenso die Toilettenflaschen. Die Piloten nehmen in warmer Skikleidung Platz - immerhin lagen die Temperaturen in der Luft bei minus fünf bis minus zehn Grad. Um 10 Uhr ging Milstrey als erster an die Winde und ließ sein Segelflugzeug hochziehen. "Ich habe zehn Minuten in der Luft gewartet, bis Felix oben war. Danach ging es zusammen los", erzählt Milstrey. Die beiden waren im Teamflug unterwegs, Fläche an Fläche. Das parallele Fliegen optimiert den Flugweg. Durch die so entstehende große Abdeckung können Aufwinde einfacher gefunden werden.

Der Flug führte die Segelflieger zunächst in Richtung Eifel, hinunter bis Trier. Weiter ging es die Mosel entlang durch das Sieger- und Sauerland bis kurz vor Kassel. Von dort folgte das nördliche Sauerland bis Dormagen, dem sich die Braunkohle-Kraftwerke zwischen Düsseldorf und Köln anschlossen. Wobei die Kraftwerke mit ihrer Wärme noch einmal ordentlich für Aufwind sorgten. "Diese unnatürliche Thermik hat uns sechs bis sieben Meter pro Sekunde nach oben gebracht", berichtet Milstrey.

Es waren Stunden voller Konzentration und vieler unvergesslicher Momente, die um 21 Uhr auf dem Segelflugplatz Wanlo ein Ende fanden. An dem Wettbewerb nahmen Milstrey und Rommelaere bereits im vergangenen Jahr teil. "Damals waren es sogar 15 Kilometer mehr, die wir geflogen sind. Aber andere Segelflieger hatten an diesem Tag noch mehr Kilometer geschafft", berichtet Milstrey. Doch diesmal hatten die beiden die Nase vorn.

Die Liebe zum Segelfliegen entdeckten der Viersener und der Willicher schon früh. Bereits mit 13 Jahren befiel sie der Flugbazillus. Bei beiden ist das eigentlich keine Überraschung. Rommelaeres Vater ist Verkehrspilot, der Milstreys Vater Motorflieger. "Ich bin damals auf dem Flugplatz Grefrath einfach mal die Segelflieger gucken gegangen. Es war Liebe auf den ersten Blick", erinnert sich Milstrey. Mit 14 Jahren ist Segelfliegen möglich. Eine Chance, die beide sofort ergriffen. Bei Milstrey sind im Laufe der Jahre 850 Flugstunden zusammengekommen und bei Rommelaere 500 Stunden. "Das Segelfliegen prägt einen ungemein. Es ist ein Teamsport, bei dem man viel Verantwortung übernimmt. Es ist ein Entscheidungssport, denn alle paar Sekunden trifft man im Segelflieger neue Entscheidungen. Fliege ich auf eine Wolke zu, bleibe ich im Aufwind stehen - man überlegt ständig", sagt Rommelaere, der aktuell selber in der Ausbildung zum Verkehrspilot steckt, während Milstrey Maschinenbau studiert. Beide sind sich einig, dass der Moment, in dem sie in den Sonnenuntergang hineinflogen, das absolute Schönste der ganzen Tour gewesen ist.

(tref)
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