Stadt Kempen Diebesgut stammt aus der Propsteikirche

Stadt Kempen · Fünf von elf Heiligenfiguren, die im Kloster Maria Laach gefunden worden sind, wurden Ende der 1960er-Jahre aus der Kempener Pfarrkirche gestohlen. Kempen bekommt die Kunstwerke zurück.

 Auch bei der Figurengruppe Anna Selbdritt, die heute im dem Altar im rechten Seitenschiff der Propsteikirche zu sehen ist, handelt es sich um eine Kopie.

Auch bei der Figurengruppe Anna Selbdritt, die heute im dem Altar im rechten Seitenschiff der Propsteikirche zu sehen ist, handelt es sich um eine Kopie.

Foto: Kaiser Wolfgang

Mit diesem sensationellen Fund hat in der Thomasstadt niemand gerechnet. Umso größer ist die Freude bei alten Kempenern, die sich noch an den Diebstahl Ende der 1960er-Jahre erinnern können. Unbekannte Diebe hatten damals fünf Sakralfiguren aus einem Altar gestohlen. Ende Februar dieses Jahres waren die Figuren wieder aufgetaucht. Jetzt konnten Experten des Bundeskriminalamtes und des Bistums Aachen die wertvollen Kunstwerke zweifelsfrei zuordnen. Sie stammen tatsächlich aus Kempen.

 Die Beschneidung Christi ist eine der Figurengruppen, die bei dem Fund im Kloster Maria Laach als Original wieder aufgetaucht ist.

Die Beschneidung Christi ist eine der Figurengruppen, die bei dem Fund im Kloster Maria Laach als Original wieder aufgetaucht ist.

Foto: RP-Fotos (2) Kaiser

Unbekannte hatten am 29. Februar die mehr als 500 Jahre alten Sakralfiguren - wie berichtet - zusammen mit sechs weiteren Heiligenfiguren in zwei Reisetaschen über die Mauer in den Garten des Klosters Maria Laach in der Eifel geworfen. Seitdem haben Kriminaltechniker die Kunstwerke untersucht. Da acht aus dem Bistum Aachen stammen, wurde der Fachbereich Kirchbau und Denkmalpflege beim Generalvikariat eingeschaltet. Am Dienstag übergaben Beamte des Bundeskriminalamtes die insgesamt acht Elemente, Gruppen und Einzelfiguren an den zuständigen Fachbereichsleiter Michael Scholz.

Seine Abteilung hat die Figuren "in sichere Verwahrung genommen - auch unter konservatorischen Gesichtspunkten", erklärte Scholz. Das Bistum informierte auch die Verantwortlichen der Kirchen, aus denen die Figuren seinerzeit entwendet worden waren.

So war auch beim Kempener Propst Dr. Thomas Eicker die Freude groß, als er von dem unerwarteten Fund erfuhr. Die Kunstwerke sind aus der Kempener Propsteikirche - es handelt sich um Figurengruppen, die aus dem so genannten Marienretabel stammen. Die Entstehung des "Kreuzaltar" oder "Bruderschaftsaltar" genannten kunstvollen Schnitzwerkes mit eben solchen Ausmalungen wird auf die Jahre 1510 bis 1520 datiert. Er soll wie die beiden anderen heute noch in der Propsteikirche stehenden Altäre in Antwerpen hergestellt worden sein. Nach dem Diebstahl wurden die teilweise recht kleinen Figuren durch Kopien ersetzt, die der Meerbuscher Bildhauer Wilhelm Hable anhand von Fotos in den Jahren 1969 bis 1971 geschaffen hatte.

Warum konnten die Original-Figuren überhaupt abhanden kommen? Dazu gibt es keine Überlieferung. Es könnte allerdings sein, dass der oder die Täter damals möglicherweise beobachteten, wie die Figuren bei Kirchenführungen aus dem Altar herausgenommen und den Besuchern gezeigt wurden. Alte Kempener wie Werner Beckers oder Heinz-Wilhelm Wolters erinnern sich daran, dass die Figuren nicht fest am Altar angebracht waren.

Bei den seinerzeit gestohlenen und schließlich nachgebildeten Figuren handelt es sich um die Beschneidung Jesu, die so genannte Heilige Sippe, worunter die Verwandten Jesu zu verstehen sind, oder die Darstellung des Begräbniszuges Mariens.

Fest steht schon jetzt: Die Original-Figuren werden nach Kempen zurückkehren. Propst Eicker freut sich darauf, die Originale an ihren angestammten Platz zurückstellen zu können. Wann das sein wird, ist indes offen.

(sr)
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