Gemeinde Grefrath Die Uhr tickt noch bei Johnson Controls

Gemeinde Grefrath · In knapp fünf Monaten schließt der Autozulieferer seinen Standort in Grefrath. Die derzeit noch 258 Beschäftigten sehen dem Ende relativ entspannt entgegen. Es wurde eine Transfergesellschaft gegründet und es gibt einen Sozialplan.

 Auch für Ute Wiegmann sind die Tage bei Johnson Controls gezählt. Zum Jahresende schließt das Werk in Grefrath. Dennoch ist die Betriebsratsvorsitzende sehr zuversichtlich, dass es mit Transfergesellschaft und Sozialplan für die verbliebenen Kolleginnen und Kollegen klappt.

Auch für Ute Wiegmann sind die Tage bei Johnson Controls gezählt. Zum Jahresende schließt das Werk in Grefrath. Dennoch ist die Betriebsratsvorsitzende sehr zuversichtlich, dass es mit Transfergesellschaft und Sozialplan für die verbliebenen Kolleginnen und Kollegen klappt.

Foto: Kaiser

Die Werksuhr bei Johnson Controls in Grefrath tickt. Noch. Doch bald ist sie für die derzeit noch 258 Beschäftigten abgelaufen. Der Grund: Zum 31. Dezember dieses Jahres wird das Werk Grefrath an der Mülhausener Straße geschlossen. Einschließlich der Vorläuferfirmen (Dr. Kurt Müller und Deutsche Fibrit Gesellschaft) wird an diesem Standort seit 60 Jahren produziert. Obwohl das Ende nah ist, ist die Stimmung in der Belegschaft entspannt. Das bestätigt die Betriebsratsvorsitzende Ute Wiegmann im Gespräch mit der Rheinischen Post. Es wird noch immer in drei Schichten gearbeitet. Derzeit wird ein Auftrag für Daimler Benz abgearbeitet. Es gibt noch einen Auszubildenden, der seine Ausbildung in Neuss beenden kann, und sechs befristete Arbeitsverträge. Weiter sind noch Leasing-Arbeiter beschäftigt.

Im Oktober vergangenen Jahres haben die Mitarbeiter die Kündigung zum 31. Dezember 2015 erhalten. Die Beschäftigten gehören überwiegend der Generation "50 plus" an. Da erstaunt es, dass die Stimmung im Werk an der Mülhausener Straße gut ist. Ute Wiegmann liefert dazu die Begründung. Es ist eine Transfergesellschaft gegründet worden, die am 1. Januar 2016 ihre Arbeit aufnehmen wird. Bereits im Werk tätig und den Mitarbeitern helfend zur Seite steht die Transfer-Agentur. "Sie berät und hilft den Mitarbeitern", so Ute Wiegmann weiter. "Wir sind froh über die Transfergesellschaft", meint die Betriebsratsvorsitzende, die noch einen weiteren Grund für die gute Stimmung im Werk anführt. Das ist nämlich der Sozialplan, den der Betriebsrat mit dem Unternehmen ausgehandelt hat. Der hat, so Wiegmann, eine "Superzufriedenheit" ausgelöst.

Abfindungen wurden ausgehandelt, die an das Alter und die Betriebszugehörigkeit gekoppelt sind. Die Mitarbeiter konnten den Zeitpunkt der Auszahlung selbst bestimmen. Ute Wiegmann: "Rund 70 Prozent sind bereits ausgezahlt worden." Doch der Betriebsrat gab sich mit den Abfindungen allein nicht zufrieden und konnte weitere Erfolge für die Mitarbeiter verbuchen. Als da sind: Ein zusätzliches halbes Urlaubsgeld, ein zusätzliches halbes 13. Monatsgehalt. Außerdem gibt es zu den 30 Tagen Urlaub im Jahr weitere 15 freie Tage.

Über den ersten Sozialplan wurde acht Monate verhandelt. Der zweite Sozialplan war nach vier Wochen vom Tisch. Der Grefrather Sozialplan war wohl so gut und umfassend, dass er für die Werke Wuppertal und Böblingen Vorbildcharakter hatte, denn diese Standorte werden im kommenden Jahr ebenfalls geschlossen. In Böblingen ist zum 30. April und in Wuppertal zum 30. September 2016 Schluss. Für die Werke in Hannover und Bremen werden noch Käufer gesucht.

Bis zum vergangenen Monat wurden in Grefrath noch elf Maschinenführer und 16 Fachkräfte für Lagerlogistik ausgebildet. Ute Wiegmann bestätigte der Rheinischen Post, dass das Gelände inzwischen verkauft ist. Aber: Bis Anfang 2017 hat Johnson Controls das Areal selbst angemietet. Ein klein wenig hoffen die Mitarbeiter, dass sich an diesem alten Grefrather Industriestandort neue Firmen ansiedeln werden.

Ute Wiegmann, die in Nettetal lebt, ist bereits seit 33 Jahren im Unternehmen tätig. 25 Jahre gehört sie dem neunköpfigen Betriebsrat an und ist heute freigestellte Vorsitzende. "Wir gehen hoch erhobenen Hauptes hier raus", betont sie im Sinne ihrer Kolleginnen und Kollegen. Gefeiert werden soll zum Abschied bereits am Samstag, 5. September. Und auf das Fest freut sich nicht nur der Betriebsrat, sondern die gesamte Belegschaft.

(mab)
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