Stadt Kempen Die Schweiz erklärt - für Niederrheiner

Stadt Kempen · Schlaraffenland, wo kann es schöner sein. Ein Wunschtraum für viele. Den aber der Schweizer Kabarettist Michael Elsener zumindest für sein Heimatland am Montag- und Dienstagabend im Forum St. Hubert ziemlich zerfleddert.

 Der junge Kabarettist Michael Elsener beeindruckte das Publikum im Forum in St. Hubert mit seinem Programm "Schlaraffenland".

Der junge Kabarettist Michael Elsener beeindruckte das Publikum im Forum in St. Hubert mit seinem Programm "Schlaraffenland".

Foto: wolfgang Kaiser

"Schlaraffenland - Da kann ja jeder kommen" ist der Titel des aktuellen Programms. Und sie kommen alle in die Schweiz, vor allem die Deutschen. Denen will der junge Schweizer Michael Elsener nun einmal erzählen, wie es denn da so aussieht im Schlaraffenland Schweiz. Schon zu Beginn entschuldigt er sich für sein Schwyzerdütsch. Das ist für den Niederrheiner im St. Huberter Forum zwar manchmal ein wenig schwer zu verstehen, aber man hört sich hinein in den fremden Dialekt.

Das sollte man auch, denn Elsener hat wirklich viel zu sagen. Das fängt schon an mit dem verschiedenen Naturell von Deutschen und Schweizern. "Da prallen Welten aufeinander", ist er überzeugt. Und überhaupt ist es für den Schweizer umgekehrt. Deutschland ist das Schlaraffenland für Schweizer. Denn bei höherem Verdienst können sie billig in Deutschland einkaufen und erhalten sogar noch einen Teil der Mehrwertsteuer zurück. Besser geht es doch gar nicht.

Die Schweiz hat so ihr Problem mit den Einwanderern, wird es doch eng in dem kleinen Land. Nicht nur die Deutschen kommen, auch andere. So gibt es ein Integrationsprogramm. Bostic ist dort. Er hat einen Migrationshintergrund und entspricht so ziemlich jedem Klischee - bitterböse dargestellt von Elsener, der keine unnötige Zurückhaltung an den Tag legt. Oder da gibt es Röbi, einen gehemmten Möchtegern-Schriftsteller, der ebenfalls Teil des Integrationsprogramms ist.

Gut, dass, wie auch im Verlauf des ganzen Programms immer wieder, die "Sendung mit der Maus" die Schweiz dem Publikum erklären kann, etwa warum es dort zum Beispiel das Frauenwahlrecht erst so spät gab. Klar, weil bis dahin nur Männer abstimmungsberechtigt waren. Und ganz elegant können in der Schweiz dank der Volksabstimmungen Projekte immer wieder auf die lange Bank geschoben werden. So kann dann aus dem Umbau eines Bahnhofs schon mal der Bau eines Fußballstadions werden.

Eine lustige Gurkentruppe namens EU trifft sich in einem Hochhaus. Auch das wird von der Maus mustergültig mit Anspielungen auf die aktuelle Europapolitik erklärt. Und die arme Schweiz muss sich als neutrales Land mit einer kleinen Berghütte nebenan begnügen. Noch nicht einmal in einem Krieg wurde das Land angegriffen. Man hat es schon schwer damit, ein neutrales Land zu sein, meint der Kabarettist.

Elseners Programm lebt vom unverkrampften Blick des jungen Mannes - er ist erst 30 Jahre alt - auf sein Land, aber auch auf das große Nachbarland. Abgesehen von seinen Mausbildern verzichtet er auf jegliche Requisite, sondern verlässt sich ganz auf seine eigene Wirkung. Und er spielt immer wieder mit seinem Publikum. Selbst mitten im Programm kann er auf Bemerkungen aus dem Saal eingehen. Wie Bälle nimmt er sie auf und wirft sie gelassen ins Publikum zurück.

So nimmt er es auch gelassen, dass nach der Pause einige Stühle im St. Huberter Forum leer bleiben. "Sind viele noch da und einige weg", kommentiert der Künstler dies. "Die sind Toblerone holen" kommt es aus den vorderen Reihen. Grinsend nimmt Elsener diese gelungene Bemerkung zur Kenntnis und freut sich offensichtlich, dass das Publikum mit ihm auf einer Wellenlänge ist. Und er macht munter so weiter wie im ersten Teil.

Nach den beiden Gastspiel- Abenden ist man nicht mehr erstaunt, dass Michael Elsener in der Programmankündigung des Kempener Kulturamtes als "Shootingstar" des schweizerischen Kabaretts bezeichnet wird.

(sr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort