Stadt Kempen Die Möhnen kannten kein Erbarmen

Stadt Kempen · Ein volles Zelt und eine fantastische Stimmung. Der Altweiberball in Kempen, erstmalig nicht im Rathaus, sondern im Zelt auf dem Buttermarkt, war ein gelungener Auftakt für den Straßenkarneval in der Thomasstadt.

 Für den Bürgermeister und seine Dezernentenriege hieß es gestern, in den Hintergrund zu treten. Bis voraussichtlich Aschermittwoch bleibt die Stadtspitze im Background.

Für den Bürgermeister und seine Dezernentenriege hieß es gestern, in den Hintergrund zu treten. Bis voraussichtlich Aschermittwoch bleibt die Stadtspitze im Background.

Foto: Wolfgang kaiser

"Neun, acht, sieben,...", der Countdown, der in dem 300 Quadratmeter großen Zelt auf dem Kempener Buttermarkt läuft, ist bis in die oberen Etagen des Rathauses zu hören. Um Punkt 11.11 Uhr ist das Abzählen beendet und mit einem Schlag ist die Stimmung noch ausgelassener, als sie es schon vorher war. Der Startschuss für den Straßenkarneval ist gefallen. Doch von den Möhnen, die an diesem Tag das Kommando übernehmen, ist noch keine Spur zu sehen. Die bereiten nämlich noch ihre Strategie vor, wie die Übernahme laufen soll. Im Zelt wird es derweil immer voller. Bunt kostümierte Menschen schunkeln zu den bekannten Liedern, die DJ Manfred Bolenz am laufenden Meter auflegt. Hunderte von Füßen lassen den hölzernen Saalboden beben.

 Erstmals wurde Altweiber im Zelt gefeiert. Eine gute Idee - deutlich mehr Narren konnten teilnehmen.

Erstmals wurde Altweiber im Zelt gefeiert. Eine gute Idee - deutlich mehr Narren konnten teilnehmen.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Es wird erzählt, gelacht und geschunkelt. Gardisten und Musiker in ihren schmucken Uniformen sind zu sehen und dann ist es endlich soweit. Prinz Rainer I. und seine Lieblichkeit Prinzessin Angelika I. (Pasch) mit ihren Pagen Simone und Christoph samt der Prinzengarde ziehen ein. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn das Zelt ist dicht an dicht mit Besuchern gefüllt. Doch für ihren närrischen Prinzen und sein Gefolge machen sie alle gerne Platz. "Ich weiß gar nicht, wie wir früher alle ins Rathaus gepasst haben", meint Christoph Dellmans von der Prinzengarde lachend. Die Idee, erstmalig ein Zelt auf den Buttermarkt zu stellen und damit quasi ein neues Rathaus anzubieten, war eine gute Idee.

Das sehen auch die Möhnen so, die inzwischen ebenfalls das ganz spezielle Rathaus erobert haben. "Unser Bürgermeister hat sein Wort gehalten. Wir haben ein neues Rathaus. Wer jetzt noch lästert, die Verwaltung sei nicht schnell, erinnere sich. Im Dezember war die Hauhaltsrede und heute ist schon alles fertig. Das macht uns so schnell keiner nach", sagt Möhne Alexandra. Wobei sogar der Appell der Ratsmitglieder von Volker Rübo beachtet wurde. Geld hat das schmucke Domizil nämlich nicht gekostet, die Kosten trägt der Karnevalsverein. "Und die Biermarken für die Verwaltungsmitarbeiter sind auch rationiert, damit ist sogar der Arbeitsalltag im Rathaus sichergestellt", setzt die Möhne in ihrer Rede fort. Es wären keine Möhnen, wenn sie die Führungskräfte nicht mitgebracht hätten, einen davon sogar in Form einer Urlaubsvertretung.

Stephan Kahl, normalerweise Technischer Dezernent, tritt als flotte Puppe mit dem T-Shirt-Slogan "Fehlend ohne Genehmigung" auf. "Unser lieber Herr Kahl ist heute leider nicht im Saal. Er erholt sich bei Wellness mit seiner Liebsten", verrät Alexandra. Und so verpasst er eine spannende Verwandlung seiner Kollegen. Die elf Möhnen packen handgearbeitet Tüll-Tütüs und T-Shirts mit der Aufschrift "Background - Strippenzieher" aus. Und in genau dieses Outfit müssen die Dezernenten Hans Ferber und Michael Klee sowie Bürgermeister Rübo unter den Zurufen der begeisterten Besucher hineinsteigen.

"Zur Altweiberfete rocken wir die Bühne. Zur Karnevalszeit ist alles verkehrt. Sonst sind wir im Background, heute ist es umgekehrt", lachte Alexandra in die Menge. Das ist das Startzeichen für den Tanz der Möhnen und der drei Backgroundsängern Ferber, Klee und Rübo. Ein herrliches Bild. Zumal die Möhnen in ihren schicken Outfits mit den langen schwarzen Röcken, den aparten Kittelschürzen, den biederen Umhängen, den Handtaschen von anno dazumal und den geschmackvollen Masken, die eine jede sicherlich um 50 Jahre altern lässt, zu Stöcken und drei Rollatoren greifen. Schließlich sind es Damen, die schon in die Jahre gekommen sind. Das von den Möhnen eingeforderte "Kempen Helau" zur Einstimmung schallt lautstark durch das Zelt. Die große Party kann beginnen.

(tref)
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