Serie Vor 470 Jahren Die Karriere des Tilman von Brempt

Kreis Viersen · Der 1546 gestorbene Pfandherr von Oedt war Schultheiß von Nürnberg und bayerischer Feldmarschall.

 Bildnis des Ritters Tilman von Brempt etwa 1535/36.

Bildnis des Ritters Tilman von Brempt etwa 1535/36.

Foto: Staatsarchiv Nürnberg

OEDT/NIEDERKRÜCHTEN Den Herren von Brempt begegnet man in Spätmittelalter und früher Neuzeit allenthalben am Niederrhein. Das weitverzeigte Adelsgeschlecht verfügte über eine stattliche, aber längst untergegangene Burg und Herrschaft in Brempt (Niederkrüchten), hatte Besitz in Uerdingen und stellte zum Beispiel einen Amtmann in Straelen. Die wohl bemerkenswerteste Karriere aber machte Tilman von Brempt (1477/78-1546).

Seit März 1546 weilte er auf seinem Besitz in Uerdingen, wo er am 4. August 1546, also vor 470 Jahren und drei Monate vor Martin Luther, starb. Damit ging ein spannendes und ereignisreiches Leben im Umfeld der Reichs- und der bayerischen Politik zu Ende. Herausgehobene politisch und militärisch relevante Positionen erreichte er als Schultheiß der Reichsstadt Nürnberg und als Feldmarschall Herzog Ludwigs X. von Bayern, dessen Reiterei er im Krieg Karls V. gegen König Franz I. von Frankreich in die Provence führte. Als oberster Hauptmann der Reiterei genoss er offensichtlich großes Ansehen. Seine einträglichen Ämter setzten Tilman von Brempt 1539 in die Lage, vom Kölner Kurfürsten für die gewaltige Summe von 6000 Goldgulden das Amt und die Zollstation Oedt mitsamt der damals ansehnlichen Burg Uda als Pfand zu erwerben. Damit fielen ihm im kurkölnischen Amt Oedt die Rechte an Gericht, Geleit, Gebot und Verbot (also die Polizeigewalt), Herrlichkeiten, Renten, Leute und Dienste zu. 200 Gulden hatte er in der Oedter Burg zu verbauen und im Kriegsfall dem Kurfürsten mit vier raisigen Pferden zu dienen.

 Das Wappen des Tilman von Brempt.

Das Wappen des Tilman von Brempt.

Foto: Staatsarchiv Nürnberg

Besonders nah steht er uns vor Augen in einer wichtigen Nürnberger Bildquelle, wo er offensichtlich sehr lebensnah von Nikolaus Stör gemalt wurde. Nur wenige Persönlichkeiten mit Bedeutung für unseren Raum sind so früh und so qualitätvoll bildlich überliefert.

Sein eigentliches Wirken fand im Süden des Reiches statt. Schon früh stand er in enger Beziehung und im Dienst Kaiser Maximilians I. und später zu dessen Enkel Ferdinand I. Im Sommer 1518 gehörte er sogar zum Gefolge von Kaiser Maximilian auf dem Reichstag von Augsburg. Der Leitende Nürnberger Archivdirektor Dr. von Adrian-Werburg hat 1999 im Heimatbuch des Kreises zahlreiche Einzelheiten über Ämter und Funktionen ausgebreitet, die Tilman von Brempt innehatte. Vor allem im Dienst der damals mächtigen Reichsstadt Nürnberg erwarb er sich Meriten. Dort stand er viele Jahre mit einträglichem Sold im Dienst als Feldhauptmann und damit als oberster militärischer Führer der Reichsstadt, war aber auch immer wieder einmal in seiner niederrheinischen Heimat anzutreffen, was auch darin deutlich wird, dass ihm die jährlichen 600 Gulden Gehalt ins "Niderland" nachgesandt wurden. 1519 rekrutierte er im Herzogtum Jülich bewaffnete Reiter für den Kampf der Reichsstadt gegen Herzog Ulrich von Württemberg um die Stadt Reutlingen.

Zugeschrieben werden ihm, der sich der Reformation nicht anschloss, Vermittlungsdienste zwischen den Habsburgern und der immer mehr den Evangelischen zugeneigten Reichsstadt Nürnberg. Zur Zeit von Luthers berühmten Auftritt in Worms 1521 stand er im Dienst Karls V. Man trifft auf seinen Namen im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg und der Fehde des Franz von Sickingen und des Krieges gegen die Türken. Und auf dem Speyerischen Reichstag von 1529, jener berühmten Zusammenkunft, seit der die Lutherischen als "Protestanten" bezeichnet werden, gehörte er der reichsstädtischen Delegation an.

Trotz fortgeschrittenen Lebensalters blieb er dem wichtigen Reichsstadt Nürnberg verbunden, die ihrerseits erkennbar großen Wert auf seine Dienste legte. Hier erhielt er, so Klaus von Andrian-Werburg, 1539 die ordentliche Schultheißenbestallung auf fünf Jahre. Er erbat und erhielt bei dieser Gelegenheit zu den zugesagten 700 Goldgulden Sold jährlich ein auf fünf Jahre limitiertes Darlehen von 1000 Goldgulden. "Diese Summe hatte ihm gefehlt, um sich und seinem Zweig des Geschlechts Brempt am Niederrhein eine relativ dauerhafte Existenzgrundlage zu gewinnen, die den Wert des eigenen Besitzes wohl erheblich übertraf. Er fand sie in der kurkölnischen Landesburg mit Amt und Zollstation Oedt".

Das Bildnis seiner martialischen Gestalt bedient alle unsere Vorstellungen von einer energischen Rittergestalt des frühen 16. Jahrhunderts.

(prof)
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